Invasion 03: Der Gegenschlag
wie das Land tatsächlich aussah. Solange die Anzüge unter Wasser gewesen waren, hatte sich ihre Orientierung auf Icons und Displays beschränkt. Sie hätte sich zwar von Duncans Anzug ein Echtbild holen können, aber das hätte ihr auch nichts verraten, was die Sensoren nicht schon zur Kenntnis nahmen. Tatsächlich wäre das Bild alles andere als klar gewesen. Aber was die Sensoren ihr nicht hatten vermitteln können, war der Anblick des in Schutt und Asche liegenden Zentrums von Rochester.
Das Ziel des massierten Beschusses war ein Quadrat von einem Kilometer Kantenlänge gewesen, mit dem Kanal an der Südseite, der Castleman Avenue im Osten, dem Fluss im Westen und der Almwood Avenue im Norden. Die Posleen auf diesem Quadratkilometer waren ausnahmslos vernichtet worden. Es waren Tausende gewesen, Zehntausende, die sich alle angeschickt hatten, den Fluss zu überqueren, und die meisten waren von dem Artilleriefeuer sofort getötet worden. Die Leichen der pferdeähnlichen Aliens waren an manchen Stellen drei oder vier Kadaver tief über die Schutthaufen der Stadt verteilt.
Zurückgeblieben war eine Wüste aus aufgetürmtem Schutt, verstreuten Leichen und dem Gestank sich verteilender Treibgase, mit einem Schleier aus Rauch und Staub darüber, der das Schlachtfeld verhüllte. Aber in dem rötlichen Nebel gab es auch noch Umrisse, die sich bewegten.
Einige der Posleen, eine ganze Menge sogar, hatten die ersten Salven überlebt und reagierten jetzt. Etliche rannten weg, andere standen einfach da und warteten, dass die Feuerwalze näher rückte. Und ein paar waren dabei, einen menschlichen Trick zu lernen, nämlich Deckung zu suchen; bei Sperrfeuer dieser Art war das schwierig. Wenn man dem Schrapnellregen ausweichen wollte, brauchte man über sich Schutz, und alles, was an Gebäuden übrig geblieben war, war in den letzten Wochen zu Staub zermahlen worden. Aber einige wenige von ihnen suchten in verbliebenen Kellern und Bunkern Schutz; sobald die Feuerwalze weitergewandert war, würden sie ohne Zweifel wieder herauskommen.
Das Bataillon arbeitete sich zu seiner ersten Ziellinie vor, den Hochufern des Flusses, und dann ließen sich alle auf den Bauch fallen, wie ein einziges Tier. Die Anzüge hatten ihre Tarnhologramme aktiviert, deshalb deutete nur eine kurze Folge klatschender Geräusche im Schlamm auf ihre Anwesenheit. Aber einige Überlebende des massierten Beschusses waren Gottkönige gewesen, und die setzten jetzt ihre Sensoren ein und feuerten auf die getarnten Kampfanzüge.
Die Menschen reagierten sofort, das massierte Feuer des Bataillons suchte die besser bewaffneten Gottkönige, widmete ihnen ihre Aufmerksamkeit, doch die wesentlich zahlreicheren Normalen hatten jetzt bemerkt, dass es an ihrer Flanke einen Feind gab, und wandten sich dieser Bedrohung zu, wobei sie mehr oder weniger ungezielt das Feuer eröffneten.
Das meiste davon lag zu hoch, aber einige Schüsse trafen auch die Soldaten des Bataillons. In einer solchen Situation stellten die GKA ihren ganz besonderen Wert unter Beweis. Flach auf den Boden gepresst boten sie ohnehin kaum ein Ziel, und die meisten Schüsse, die sie trafen, Schüsse, die einen Bradley-Panzer zerstört hätten, prallten harmlos von ihren Panzern ab. Doch nicht alle, und Slight stieß erneut einen missbilligenden Grunzlaut aus, als sie sah, wie die erste Datenanzeige ihrer Kompanie ausfiel. Auf ihrem HUD blitzte kurz Position und Name des Getroffenen auf – es war Garzelli vom Dritten Platoon – und verblasste dann gleich wieder. Sie nahm sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken, registrierte die Anzeige nur und markierte den Standort für spätere Bergung. Ihr erster Sergeant würde das Gleiche tun, aber doppelt genäht hielt halt besser.
Sie blickte zu den Höhen über dem Schlachtfeld auf: Das Ufer war tatsächlich recht steil und bot damit dem Bataillon einigen Schutz. Sie hatten bisher kaum Beschuss erlebt und waren noch frisch; wenn sie dann freilich vorrückten, würde es heiß werden, und Bravo würde mitten im Getümmel stecken.
Jetzt wurde es ein wenig unangenehm. Nur eines ihrer Platoons, das Dritte, würde mit dem Rest des Bataillons in Linie stehen, die beiden anderen würden gestaffelt bleiben, um die linke Flanke zu schützen. Das machte es notwendig, dass die beiden Platoons abwarteten, während das Bataillon vorrückte und sich erst ein wenig später seitwärts anschloss. Sie wartete, bis sich etwa die Hälfte der Anzüge in Bewegung gesetzt hatte,
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