Invasion 06 - Callys Krieg
auch hinreichend dämlich war, um damit klarzukommen –, tat sie so, als würde sie nichts bemerken. Was sie bemerkte, war, dass der Lieutenant nicht zu ihren verdeckten Bewunderern gehörte. Er war für dieselbe Schicht eingeteilt, hielt sich aber bei den Duschen weiter hinten an der Wand auf. Und wenn er sie anstarrte, tat er das wenigstens so, dass er dabei nicht erwischt wurde.
Sie und Pryce hatten mit den anderen Offizieren und ein paar recht niedergeschlagen wirkenden Mannschaftsdienstgraden, die vermutlich die andere Schicht vorgezogen hätten, die erste Frühstücksschicht.
Blieb das Problem, was sie tun sollten, während die zweite Schicht die Messe benutzte. Da der Raum äußerst knapp war, verbrachten sie die Zeit gewöhnlich damit, sich draußen im Flur an die Wand zu lehnen. Cally genehmigte sich dann meist eine zweite Tasse Kaffee oder spielte gegen Pryce Space Invaders . Sie hatten festgestellt, dass sie beide großen Spaß an sehr frühen Computerspielen dieser Art hatten. Er hatte angeboten, ihr seine Spielesammlung zu zeigen, sobald sie auf Titan gelandet waren. Sie hielt dies nicht unbedingt für einen Vorwand und war sich nicht recht sicher, was sie eigentlich davon halten sollte.
Heute hatte Pryce genuschelt, er brauche etwas aus seiner Kabine. Sie hatte nicht sehr darauf geachtet und war eigentlich froh, dass ihr das Zeit ließ, ein wenig darüber nachzudenken, was sie eigentlich hinsichtlich seiner Person empfand. Er war nicht gerade der größte Tollpatsch, dem sie je begegnet war, aber viel fehlte daran nicht. Vielleicht hat Grandpa Recht. Mein Job fängt an, an mir Wirkung zu zeigen. Okay, das waren jetzt zwei Wochen, und ich habe ganz normale gesunde Hormone, aber mindestens die Hälfte der Kerls in der Dusche sahen genauso gut aus, und keiner von ihnen stolperte ständig über die eigenen Füße. Okay, diese
Haarsträhne, die ihm ständig in die Stirn fällt, ist irgendwie sexy, aber … es muss wirklich der Job sein. Wenn ich das nächste Mal einen vernünftigen Vorwand habe, mit jemandem ins Bett zu steigen, werde ich wegen dieser Hormone etwas unternehmen müssen.
Ihre Kaffeetasse war leer, also ging sie in die Messe zurück, um sich nachzuschenken. Sie konnte ein paar geflüsterte Bemerkungen hören und auch Blicke spüren, aber die Abzeichen an ihrem Kragen verhinderten Eindeutigeres. Als sie mit dem frischen Kaffee wieder hinauskam, war Pryce zurück.
»Ich frage mich, was heute auf dem Würfel ist. Haben Sie schon nachgesehen?«, erkundigte sie sich.
»Nein, Ma’am.« Er lehnte sich an die Wand, ein kleines Stück außerhalb normaler Gesprächsdistanz, als ob er Angst hätte, ihr zu nahe zu kommen.
»Okay. Vielleicht erzählen Sie mir dann ein wenig über unser Büro auf Titan. Waren Sie schon mal dort?« Ihr Rücken schmerzte bereits ein wenig, und sie stand ein Stück von der Wand entfernt, um nach hinten zu greifen und den kleinen Krampf wegmassieren zu können.
»Was? Oh.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich war schon auf Basis Titan, Ma’am, aber nicht beim CID. Ich habe mich bei dem General gemeldet, ehe er die Erde verlassen hat. Okay, Ma’am, Sie wissen, dass der General gerade erst das Kommando über die Dritte MP-Brigade auf Titan übernommen hat. Der größte Teil der Brigade, praktisch alle mit Ausnahme von zwei Kompanien, dem Brigadehauptquartier und der CID-Sektion, ist bei diversen Infanterieeinheiten im vorgeschobenen Einsatz. Was das Tagesgeschäft angeht, wird die Brigade praktisch vom XO, Colonel Tartaglia, geleitet. Der General ist der Ansicht, dass er sich vorzugsweise um CID kümmern sollte, und deshalb werde ich, mit Ausnahme der altehrwürdigen Aufgabe, Canapés zu verteilen, höchstwahrscheinlich dort den Großteil meiner Zeit verbringen. Das ist auch der Grund, weshalb der General so großen Wert darauf gelegt hat, dass Sie mit allen Hintergrundinformationen der CID
vertraut sind. Wenn er Sie auffordert, ihm etwas zu suchen, dann … nun ja, Geduld und Erklärungen gehören nicht zu seinen starken Seiten, Ma’am.«
»Ich fange schon an, mich richtig auf diesen Job zu freuen«, bemerkte sie trocken.
Stewart hatte immer Jobs ohne feste Zeiteinteilung gehabt. Als die meisten Teenager seines Alters in Junkfood-Lokalen darauf gewartet hatten, dass ihre Schicht zu Ende ging, hatte Stewart unter seinem ursprünglichen Namen, Manuel Guerrera, eine erfolgreiche Street Gang geführt. Damals wie jetzt war es nicht möglich gewesen,
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