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Invasion 06 - Callys Krieg

Invasion 06 - Callys Krieg

Titel: Invasion 06 - Callys Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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fühlte sich die erste Etappe ihres Eintritts in die Atmosphäre von Titan an, als würden sie einen steilen Hügel hinaufreiten, wobei »unten« in Richtung ihrer Sitzlehnen war. Pryce hatte ihr den Fensterplatz überlassen, und Cally starrte zum Fenster hinaus, bemüht, nicht völlig wie ein Tourist zu wirken. In einundfünfzig Jahren eines Lebens, das in vieler Hinsicht jede Art von kosmopolitischem Schliff hinterwäldlerisch erscheinen ließ, war dies ihre erste Reise off-planet. Zum Glück galt dies auch für Sinda, sodass sie ihre natürliche Neugierde und die damit einhergehende Erregung nicht zu sehr zu unterdrücken brauchte.
    Der Lieutenant griff über ihre Schulter und deutete auf eine flockige, weiße Masse. »Da, schauen Sie, eine Wolke. Davon bekommen wir nicht zu viele zu sehen.«
    »Das ist Methan, nicht wahr?« Sie starrte zum Fenster hinaus.

    »Ja, Ma’am.«
    Als sie in den dichten braunen Dunst eindrangen, bogen sie auf die Nachtseite des Mondes. Draußen wurde es schwarz. Unglücklicherweise befanden sie sich im falschen Winkel, sodass sie von ihrem Fenster aus den Saturn nicht sehen konnten. Sie überwanden den »Hügel« des freien Falls, und es ging nach »unten«, sodass sie leicht nach vorne gegen die Sitzgurte gedrückt wurden, als der Shuttle abzubremsen begann.
    »Werden wir vom Stützpunkt aus Saturn sehen können?« Sie reckte den Nacken, um sehen zu können, ob durch das abgedunkelte Fenster etwas Interessantes zu erkennen war.
    »Nur gelegentlich als verschwommenen hellen Punkt in der Dunkelheit, Ma’am.« Er lächelte bedauernd. »Abgesehen davon ist es im Großen und Ganzen so, als würde man in einem Vogelkäfig unter Wasser leben, einem Käfig übrigens, über den man eine Decke gelegt hat. Na ja, immerhin hat der Käfig elektrisches Licht«, fügte er grinsend hinzu.
    Die Landung war eine Folge gedämpfter Stöße, und dann hatte sie bei einem Siebtel ihres gewohnten Gewichts das Gefühl, sich auf dem Grund eines Swimmingpools zu befinden.
    »Und jetzt kommt der Augenblick, wo wir für unsere warmen Seidenuniformen dankbar sein werden«, sagte er.
    »Wie kalt ist es denn?«
    »Draußen? Etwa minus einhundertvierzig Celsius. Im Rohr zur Kuppel ein paar Grad unter Null.« Er schnallte sich los und stand auf.
    »Brrr.« Sie schauderte. »Und die können das nicht wärmer machen?«
    »Tun sie nicht.« Er zuckte die Achseln. »Eine Frage der Sicherheit. Der ganze Stützpunkt ist auf verschiedenen Eisschollen gebaut. Eine der größten Herausforderungen für unsere Ingenieure, abgesehen vom Überdruck, besteht darin, Hitzelecks zu minimieren, die den Boden unter uns destabilisieren könnten.«

    »Könnten die das denn nicht isolieren? Oder schweben?« Beim Aufstehen musste sie nach hinten greifen und sich an der Stelle unten an der Wirbelsäule kratzen, die ständig wehtat.
    »Oh, die isolieren schon, Ma’am. Das können Sie mir glauben. Diese Plattform und der Stützpunkt selbst stehen etwa fünfzehn Meter über dem Boden, damit darunter die Luft zirkulieren kann. Auf kurze Zeit kann man auf dem Boden bauen, und bei Forschungsfahrzeugen ist das auch gar kein Problem, weil die sich bewegen. Aber man kann nicht ein paar Jahrhunderte lang einen großen heißen Fleck aufs Eis stellen. Eine Weile hat man an Schwimmkonstruktion gedacht, die Idee dann aber wieder verworfen. Es hat etwas mit Gravitationseffekten und der Stabilität zu tun.«
    »Das ist alles Eis? Ich meine, ohne Felsen darunter?« Sie sah ihn an, als wäre ihr das völlig unvorstellbar.
    »Ein wenig. Aber nicht genug«, sagte er.
    »Und können die Krabben nicht etwas mit der Schwerkraft machen?«
    »Klar können sie das, und sie haben es auch getan, für die Basis selbst. Ich glaube, bei der endgültigen Konstruktionsentscheidung haben Kostenerwägungen eine große Rolle gespielt.« Er ließ ihr mit einer Handbewegung den Vortritt in den Mittelgang.
    Die Kälte traf sie voll ins Gesicht und an der Nase, und sie konnte ihren Atem sehen, als sie mit den anderen Passagieren durch die Röhre in die Hauptkuppel der Basis Titan gingen. Es roch ein wenig wie an einer Tankstelle.
    »Was ist das für ein Geruch?« Sie rümpfte die Nase und machte eine unbestimmte Handbewegung.
    »Undichtigkeit. Bei so viel Überdruck ist das nicht zu vermeiden. Die hätten das lecksicher machen können, aber es hätte eine Menge mehr gekostet. So ungefähr habe ich das gehört.« Er griff nach ihrem Ellbogen, als sie eine rote Linie auf dem Boden

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