Invasion 06 - Callys Krieg
Anblick. Wahrscheinlich hatte sie gelegentlich Rückenschmerzen, aber die dienten einer guten Sache. Viel zu jung – bei der Zusammenarbeit mit ihr würde das einzige Problem sein, dass er die Hände von ihr lassen musste. Aber als allzu schwierig sollte sich das nicht erweisen, denn schließlich würde sie sich nicht für einen tollpatschigen Lieutenant wie Pryce interessieren.
Scheiße. Makepeace ist ein erfreulicher Anblick. Und Beed ist ein widerlicher Dreckskerl. Absichtlich hätte Pete das sicherlich nie getan. Wenn Vanderberg tatsächlich etwas damit zu tun gehabt hat, bring ich ihn um. Nee. Pete würde so etwas einfach nicht tun. Wenn er das gewusst hätte, hätte er sie viel eher wegversetzt. Verdammt.
Das Schiff hatte vierundzwanzig Stunden Übertragungszeit und mehrere verfügbare Frequenzen – mehr als genug Zeit, um jeden Tag gewaltige Mengen komprimierter und verschlüsselter Daten inklusive Fehlerüberprüfung zu übertragen. Na schön, die Übertragungsverzögerung betrug etwas mehr als eine Stunde, aber das hatte ja eigentlich nur bei Gesprächen oder ihrem Textäquivalent etwas zu sagen. In der Praxis bedeutete das, dass der Würfel mit seinem täglichen Arbeitspensum, als sie an Bord gekommen waren, bereits vor seinem Gepäck in seinem Quartier eingetroffen war.
Als Tagesuniform an Bord war Seide Vorschrift, und Seide knitterte nicht sehr, also brauchte er sich eigentlich nicht umzukleiden. Aber er wollte Makepeace genug Zeit zum Umziehen lassen. Beim Eintreffen in der Abflughalle hatte er gesehen, dass sie sich umziehen musste, aber ein Lieutenant hätte nie gewagt, sie nach der Ursache zu fragen
oder auch nur etwas zu bemerken, und deshalb hatte er den Mund gehalten.
Er ließ sich, wie er fand, angemessen Zeit, die Vormittagsakten zu sortieren. Beed würde ihm ganz offensichtlich einiges abverlangen. Seine Unterlagen enthielten als »Hintergrundmaterial« sämtliche Kriminalfälle der letzten zehn Jahre auf Titan, und dazu eine Unmenge statistischer Daten über Militär- wie Zivilpersonal, das zurzeit auf Titan wohnte, sowie einen mit Anmerkungen versehenen Plan des Stützpunkts einschließlich der sorgfältig aufgezeichneten Beobachtungen des CID-Personals, das sie ersetzen würden – die guten Viertel der Stadt, die schlechten Viertel der Stadt, Zuhälter, Dealer, wo sich die Nutten gewöhnlich aufhielten, wo welches Glücksspiel angeboten wurde, welche Geschäfte mit welcher Tong in Verbindung standen. Die Anmerkungen lasen sich wie ein Lexikon des Lasters. Das war so nützlich, dass er bezweifelte, ob es Beeds Idee gewesen war.
Er summte mithilfe der Schiffssprechanlage ihr Quartier an.
»Was kann ich für Sie tun, Lieutenant Pryce?«, meldete sie sich, nur Stimme, Video war abgeschaltet.
»Captain M-Makepeace? Ich dachte, Sie würden vielleicht Zeit haben, sich mit mir zu treffen? Ich habe mir den täglichen Würfel mit der Arbeit für den General angesehen und wollte mit Ihnen darüber reden, wann wir anfangen können. Ich weiß, dass Sie sich noch nicht angemeldet haben, aber der General will offensichtlich vermeiden, dass wir uns langweilen«, fügte er ein wenig verlegen hinzu.
»Na, ist ja großartig. Ich hatte schon Angst, ich müsste mir die Zeit mit alten Filmen und Monopoly vertreiben. Gibt es irgendwo auf diesem Schiff einen Schreibtisch, oder werden wir hier arbeiten müssen?«, fragte sie.
Dass sie die zusätzliche Arbeit so bereitwillig annahm, verschaffte ihr einen Pluspunkt bei ihm. Er überlegte, ob sie versuchen sollten, in der Messe zu arbeiten, aber das würde bedeuten, dass sie dann erst nach der zweiten
Frühstücksschicht anfangen konnten und kurz darauf bereits wieder für die beiden Mittagsschichten unterbrechen mussten. Dann malte er sich aus, wie es sein würde, mit Captain Sinda Makepeace in ihrer Kabine zu arbeiten, einem Würfel von weniger als zwei Meter Seitenlänge und mit ihrer Liege als einziger Sitzfläche, und das eine ganze Woche lang. Manchmal war es wirklich nicht leicht, die richtige Entscheidung zu treffen.
»Ich denke, wir werden uns mit der Messe begnügen müssen, und zwar zwischen den Mahlzeiten, Ma’am«, sagte er.
»Soll mir recht sein. Sind Sie jetzt dorthin unterwegs?«
»Ja, Ma’am.«
»Gut. Dann sehen wir uns in ein paar Minuten dort.« Sie drückte den Knopf, der das Gespräch beendete.
Gegenüber früheren Konstruktionen hatte man die modernen Kurierschiffe der Föderation dahingehend verbessert, dass die meisten
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