Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Invasion 06 - Callys Krieg

Invasion 06 - Callys Krieg

Titel: Invasion 06 - Callys Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
Vom Netzwerk:
definierbares Gefühl von unten, so gering es auch sein mochte. Die Bahre half da sogar; ohne sie wäre es schlimmer gewesen. Sie konnte Hände und Füße gegen die Fesseln pressen und den Schmerz spüren. Wenigstens hatten sie darauf verzichtet, ihr die Ohren mit weißem Lärm zu blockieren und sie auch nicht geknebelt. Sie konnte mit der Zunge über ihre Zähne fahren und die Kanten spüren. Sie konnte ihren Herzschlag hören. Bei ihrem gesteigerten Hörvermögen konnte sie ihn sogar ganz gut hören und ihren Atemrhythmus darauf abstellen. Das erlaubte es ihr, ein gewisses Gefühl für den Zeitablauf zu behalten.
    Es muss jetzt gegen drei oder vier Uhr morgens sein. Die Sekunden zu zählen ist ein ganz gutes Gegenmittel, wenn man nicht schlafen kann, denke ich. Aber die Versuchung ist zu groß, einfach zuzusehen, wie die Farben an einem vorbeiziehen. Rot, Neonblau, Chartreuse. Was zum Teufel ist Chartreuse denn eigentlich? Ups, schon wieder aus dem Zählen gekommen. Lub-dub, lub-dub, lub-dub, lub-dub … eins, zwei, drei, vier, Männer rennen durch die Tür, sieben, acht, neun, zehn, jetzt müssen sie wieder gehen …
    Irland . Ein amerikanischer Beamter im Urlaub. Anscheinend ist der Tourismus nie ganz untergegangen. Keine Zeugen, aber er ist ganz in Schwarz, ein Spieler? Sein Genick bricht so
leicht, und beim Fallen rollt er ein Stück zur Seite, und es ist weiß, dabei sollte es gar nicht weiß sein. Warum war er hier? Herrgott, nein. Nein.
    Scheiße, das ist verdammt seltsam. So ist es doch gar nicht gelaufen. Das waren doch zwei Hits. Der Beamte war gar nicht in Irland. Er war auf einem Golfplatz in Arkansas. Der Priester war in Irland, aber das war ein ganz junger Bursche, ein Idealist, der von wegen »Infiltration« der Kirche an die Öffentlichkeit gehen wollte. Wie lange ist das jetzt her, zwölf, dreizehn Jahre? Ein wirklich trauriger Fall. Aber es hat mich seit Jahren nicht mehr geplagt … oder doch? Ach, verflucht, jetzt habe ich wieder zu zählen aufgehört und den Sinn für die Zeit verloren.
    Aber warum dieser Typ auf dem Golfplatz? Putt-putt und unten raus aus der Windmühle, aus dem Tunnel ins French Quarter … Mardi Gras Parade, kein Krieg, keine Ausbildung, Freiheit, Urlaub, ein langes Wochenende. Ketten mit billigen Plastikperlen und Hurrikane und ein jung aussehender Soldat von den Zehntausend, der so aussieht, als würde er oft mit Gewichten trainieren. Heute Abend ist sie Lilly und lacht ihm ins Gesicht und versucht, diesmal nicht mitzugehen, aber das tut sie immer, und jetzt ist es Morgen und er sagt ihr – mir – schon wieder, dass er eine Frau hat, und sie versucht immer wieder, aus dem Bett zu steigen und den Mistkerl in die Eier zu treten, aber sie kann sich nicht bewegen, und sie ist … äh – ich bin – wieder im Überlebenstraining in Minnesota, und der Schnee fällt vom Himmel, und was soll der Scheiß?
    Oh, ich erinnere mich an das Ekel. Scheiße, so entjungfert zu werden, aber ich habe ihn auch angelogen. Das war einfach zu verrückt. Sensorischer Entzug im Überlebenstraining bei den Schwestern war nie so. Aber damals hatte ich vermutlich auch nicht so viele schreckliche Erinnerungen, so viele Gespenster, die mich jagten. Aber jetzt habe ich keine Gespenster. Ich schlafe wie ein Baby – oder nicht?
    Florida. Mit Delfinen schwimmen. Mom ist bei mir. Sie ist stolz auf mich. Und das Wasser ist kühl und die Sonne heiß. Der alberne Herm – warum steht Doc Vita P am Strand? Und was hält er da in der Hand? An diesem Traum ist etwas verdammt seltsam. Irgendwas stimmt nicht.

    Okay, Moment mal. Ich schlafe ja nicht einmal. Meine diversen Knochenbrüche tun weh, und ich bin auf eine Bahre geschnallt, in Null g , das ist das Fleet Strike Gefängnis, verdammt. Selbst wenn die Dreckskerle, die die da auf mich angesetzt haben, Fleet sind. Der Ort ist Fleet Strike und die Leute, die hier eigentlich das Sagen haben, sind auch Fleet Strike. Eigentlich eine verdammte Ironie. Was hatte ich mir beim letzten Mal ausgerechnet? Gegen drei Uhr früh? Dann ist’s jetzt sicher etwa vier. Lub-dub, lub-dub, lub-dub … Wie lange ist es jetzt her, dass ich das letzte Mal gebeichtet habe? Kann mich nicht mal erinnern, warum ich damit aufgehört habe. Nicht dass Father O’Reilly mir nicht mit Freuden die Beichte abnehmen würde und das ohne jedes Risiko für die Sicherheit. Weißt du, es ist ja morbid, aber wenn ich je hier rauskomme, muss ich das unbedingt tun. Vielleicht könnte ich in

Weitere Kostenlose Bücher