Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Herr Baron.“
Er ging an Benno vorbei zur Tür, bückte sich und deutete auf eine Ritze in der Mauer.
„Hier sitzt das dritte maßgebliche technische Element unserer Gruselshow, ein geheimer kleiner Zusatz, der uns weltweit einzigartig macht. Andere Freizeitparks und Geisterbahnen setzen allein auf Soundspielereien und optische Effekte und bleiben damit immer an der Oberfläche.“
„Mit Bildern und Geräuschen kann man überraschen und erschrecken, aber man kann ni emanden ins Mark erschüttern, so, wie es bei Ihnen der Fall war“, warf der Baron ein.
„So ist es“, übernahm Maurice wieder. „Bei uns kommt neben der psychologischen auch die physiologische Komponente hinzu. Einerseits finden Sie hier keinerlei Plastiknac hbildungen und keine Klischees. Hier ist alles nicht nur originalgetreu, sondern wirklich echt und aus dem Mittelalter und nachfolgenden Epochen erhalten geblieben.“
„Also da muss ich doch widersprechen“, fiel ihm Benno ins Wort. „Der Arm mit dem abg ehackten Daumen...“
„Das ist unten im Gruselpark. Damit decken wir den Anspruch der breiten Masse ab und bi eten den üblichen Horror-Klamauk. Hier oben allerdings...“
„...brennt ein künstliches Kaminfeuer.“
„Das wird noch ausgetauscht gegen echtes Holzfeuer. Falls wir den Raum überhaupt in den Besucherverkehr einbeziehen.“
„Und was ist das nun für ein drittes technisches Element n eben der Tür?“, fragte Benno, und es war ihm egal, dass er aggressiver klang als nötig. Er war inzwischen nicht mehr nur genervt, sondern richtig geladen. Dieser Maurice war für ihn wie ein rotes Tuch. Allein seine Gegenwart machte ihn kribbelig, und er sah ihm an seinem finsteren Blick an, dass es ihm mit Benno umgekehrt genauso ging. Er drehte den Kopf zu seinem Baron und Meister.
„Ich glaube nicht, dass wir ihm...“
„Kein Problem“, winkte der Baron ab. „Sagen Sie es ihm.“
„Aber wir waren noch unschlüssig, ob wir das bekannt machen sollten. Er ist immerhin von der Presse.“
Der Baron nickte ihm aufmunternd zu: „Ich denke, es lockt die Leute an.“
„Es könnte aber auch desillusionieren und abschrecken.“
„Uns glaubt doch sowieso kein Mensch, dass es bei uns wirklich spukt. Aber wir können auf wissenschaftlicher Basis das identische Erlebnis bieten. Warum nicht verraten, wie es gemacht wird?“
„Weil allzu viel Wissenschaft das Geheimnisvolle zerstört, von dem das Projekt lebt.“
„Ich glaube nicht, dass die breite Masse mit diesem einen Detail etwas anfangen kann. Und diejenigen, die es können, kommen zu uns, weil sie wissen wollen, wie es sich anfühlt.“
Benno wurde die Diskussion zu dumm.
„Also was denn nun? Wenn Sie diese Sache geheim halten möchten, dann schreibe ich natürlich nichts davon.“
Maurice prustete spöttisch.
„Ein Presseheini und was geheim halten, das glaubt der doch selbst nicht.“
Der Baron wandte sich Benno zu.
„Haben Sie schon mal was von Infraschall gehört?“
Maurice schraubte die Augen zur Decke und drehte sich weg.
„Nein“, antwortete Benno.
„Das sind nicht hörbare Tonwellen im niederen Frequenzbereich, die vor allem durch Zugluft entstehen. Wie eben in langen, windigen Fluren, wo in der Regel die meisten Gespenster g esichtet werden.“
„Ja und?“
„Infraschall löst verschwommene Visionen aus, weil er etwa in der Resonanzfrequenz des menschlichen Auges schwingt. Und die Visionen gehen einher mit Angstgefühlen, Atemlosigkeit, Zittern...“
Benno nickte betroffen.
„Ich hab so schwarze Schlieren gesehen, bevor das Gespenst aufgetaucht ist, und die kamen mir vor wie Projektionen aus meinem Innern, aber doch völlig real.“
„Und damit waren Sie vorbereitet, auch unser Hologramm nicht zu hinterfragen. Ihr skept isches Bewusstsein war sozusagen geknackt, und die Fantasie hatte freien Spielraum.“
Benno wiegte den Kopf.
„Da spielt schon ein bisschen mehr mit hinein.“
„Was denn zum Beispiel?“
„Diese junge Frau, dass ich deren Bild kannte. Wer ist das überhaupt? Eine reine Computerschöpfung?“
Der Baron deutete ein Kopfschütteln an.
„Das Gemälde im Kaminzimmer, ist sie das?“
„Nein.“
„Aber die beiden Frauen sehen sich ähnlich.“
„Das auf dem Gemälde ist eine Urahnin von mir, Baronesse Katharina Maria zu Oberkra nstein, geborene von Fürstenberg. Was wir gemacht haben, ist Folgendes: Wir haben ihr Porträt gescannt, die Gemälde einiger weiterer Ahnen, dazu Fotos meiner Eltern, meiner
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