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Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Invasion aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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rhaupt kein Geräusch zu sein, sondern etwas, das in der Luft als Welle schwang, die normalerweise weder über die Augen noch die Ohren wahrgenommen werden konnte und sich nur durch die Anspannung als Hörerlebnis bemerkbar machte. Herüber drang. Herüber – woher?
    „Bitte...“
    War da nicht ein klar verständliches Wort aus dem Wispern hervorgetreten?
    „...lasst...“
    Benno beugte seinen Kopf in den Türspalt, hielt ein Ohr in den leeren schwarzen Raum und hielt den Atem an.
    „...mich...“
    Es klang wie eine Frauenstimme, die sich gegen die wispernde Diskussion von Männerstimmen durchsetzen wollte.
    „...nicht...“
    Eiskalt streifte die Zugluft an Bennos Ohr.
    „...sterben!“
    Er musste niesen, unterdrückte es, um die Stimme nicht zu unterbrechen, verschloss Nase und Mund, aber konnte nicht verhindern, dass es um so heftiger aus ihm hervorbrach. Im Ruck nach vorn stieß er sich den Kopf am Türbalken.
    Erschrocken vom Schmerz machte er zwei Schritte rückwärts.
    Keinesfalls gehe ich da allein hinein!
    Aber was, wenn mich der Baron nachher nicht lässt? Oder b estreitet, was zu hören. Was, wenn das meine einzige Chance ist, etwas herauszufinden?
    Er wischte sich die Nase ab, legte die linke Hand an die Tür und brachte mit der rechten den Kerzenleuchter in Stellung. Einen kurzen Blick kann ich riskieren. Ich will nur Gewissheit – im einen wie im anderen Sinn.
    Das Erschreckende ist immer das, was hinter der geschlossenen Tür liegt. Was im Dunkeln lauert. Was nur zu hören und nicht zu sehen ist. Zerrst du es ins grelle Licht, erlischt die Fantasie, und alles ist nur noch sichtbar, gewöhnlich und erklärbar.
    War es das, was ihn abhielt? Die Angst, sein schönes Gespenst könnte sich in Luft auflösen, wenn er Licht in die Finsternis trug?
    Es ist nur ein Schritt über die Schwelle, verdammt noch mal, ein kurzer Blick ins Dunkel.
    Das Wispern hatte aufgehört.
    Jetzt oder nie!
    Er drückte gegen die Tür, spürte einen Gegendruck, als wolle ihn jemand am Eintreten hi ndern, aber jetzt erst recht, er drückte fester, schob den Kerzenleuchter in den vergrößerten Türspalt, machte einen Schritt über die Schwelle, schob sich selbst hinterher, sah nichts als flackerndes Kerzenfeuer und dahinter Schwärze, machte einen weiteren Schritt in den Raum, ließ die Tür los, streckte den Arm mit den Kerzen aus, um das Licht von seinen Augen weg und in den Raum hinein zu bekommen – da quietschte es hinter ihm.
    Er begriff, dass die Tür zufiel, aber bevor er in das schwarze Nichts hinter sich greifen konnte, war das Schloss eing erastet. Der schale Schimmer des Kaminfeuers drüben in der anderen Welt verschwand. Die Druckwelle der zufallenden Tür fegte an ihm vorbei, löschte die Kerzen, und ehe er es recht begriff, stand Benno Zenn in vollkommener Schwärze und Kälte im Vakuum eines unbekannten Raumes, abgeschnitten von dem, was zuletzt seine Realität gewesen war.
     
    Er hatte nicht mal den Mut, laut zu fluchen, so ins Mark erschrocken war er. Er kam sich in die Falle gelockt und gefangen vor. Mit tupfenden, kreisenden Bewegungen versuchte er die Tür zu ertasten. Das Gefühl, jemand könne ihn sehen, während er selbst nichts sah, wurde übermächtig.
    Die Tür, da war sie. Das Holz fühlte sich auf dieser Seite noch kälter, noch rissiger an. Von Augenhöhe tastet er sich herab auf Bauchhöhe, dorthin, wo bei normalen Türen der Griff a ngebracht war. Diese Tür hatte keinen, sein Zeigefinger verschwand in einem Loch und zuckte sofort davor zurück.
    Jemand hatte den Griff auf dieser Seite abmontiert! Welche Teufelei bewog jemanden, eine solche Falle zu konstruieren?
    Er hoffte darauf, dass seine Augen jeden Moment so weit waren, sich der Dunkelheit wenigstens genug anzupassen, um einen Ausweg zu sehen, irgendeinen kleinen Riegel, einen Knauf, einen Griff, der einfach nur tiefer, versetzt oder auf der anderen Seite saß. Aber sein Sichtfeld blieb schwarz. Nicht der kleinste Lichtschimmer drang von außen herein. Die Streichhölzer hatte er im anderen Raum zurück auf den Tisch gelegt.
    Blind und blöd war er in die Falle gelaufen. Warum hatte er sich nicht hinsetzen und auf den Baron warten können?
    Der Baron!
    Benno besann sich, wo er war, und sein keuchendes Atmen wurde ruhiger. Dies war kein Spukschloss am Ende der Welt, sondern ein Vergnügungspark, der mit arbeitenden Menschen bevölkert war. Jeden Moment würde der Baron in den anderen Raum treten, um ihn zu holen. Dann würde er sich

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