Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
vernachlässigen, warum die Leute eigentlich dieses Erlebnis suchen.“
„Also mir wird das alles jetzt zu philosophisch“, mischte sich Maurice ein. „Wenn Sie nichts dagegen haben, Herr Baron, dann gehe ich wieder nach unten an die Arbeit.“
Mit Blick auf Benno setzte er nach: „Wir müssen den Zeitplan einhalten.“
„Moment noch, bitte.“
Der Baron ging einen Schritt auf seinen Besucher zu und b etrachtete ihn nachdenklich.
„Ich denke, die Leute wollen sich gruseln. Was könnten sie sonst an einem Ort wie diesem wollen?“
„Ich will Ihnen mal was verraten“, sagte Benno und deutete hinüber in den anderen Raum.
„Das Beste an der Vorstellung war für mich das Gefühl, einer Sache auf der Spur zu sein.“
„Klar, Sie sind Reporter...“
„Ja, das bin ich, aber auch jeder andere Mensch ist darauf aus, eine Nachricht als erster zu erfahren, etwas zu sehen, das sonst keiner sieht, eine bedeutende Entdeckung zu machen, in irgendeiner Weise bevorzugt zu sein, eine Gabe zu haben und so weiter. Der eigentlich A ntrieb, hierher zu kommen, ist es, einen Blick nach drüben zu werfen.“
„Aber den Eindruck haben die Leute doch, wenn sie das Hol ogramm sehen.“
„Aber nur den Eindruck und nicht die Überzeugung. Abenteuer finden im Kopf statt.“
„Wie bitte?“
„Noch nie gehört? Es kommt nicht darauf an, ob man wirklich in Gefahr ist. Man muss nur davon überzeugt sein, in Gefahr zu sein. Wenn Sie die Leute hier durchschleusen wie durch jede beliebige Geisterbahn, dann bleibt die Fantasie auf der Strecke, und das ganze Gruseln ist nur vordergründig.“
„Was würden Sie also vorschlagen?“
„Täuschen Sie die Leute, wie Sie mich getäuscht haben. Lassen Sie jeden einzeln auf Entde ckungsreise gehen, in die Falle laufen und mit diesem Gefühl im Bauch dem Geist begegnen. Ich kann Ihnen versichern, dieses Ausgeliefertseins geht derart unter die Haut, dass es mir auch jetzt noch den Puls hochjagt, obwohl ich weiß, dass es nur Show war.“
„Das klingt ja alles ganz toll“, warf sich Maurice in die Brust, „aber leider ist es organisat orisch nicht machbar. Wir müssen geschätzt 1.000 Leute am Tag abfertigen, damit der obere Bereich sich rechnet, aber haben nur zehn Stunden geöffnet. 100 pro Stunde, verteilt auf vier Shows, macht einzeln zweieinhalb Minuten pro Besucher. Jede Show sollte zehn Minuten dauern, damit die Besucher sich nicht allzu schnell abgefertigt vorkommen. Und genau deshalb müssen wir mindestens Fünfergruppen bilden.“
„Da hat er leider recht“, stimmte der Baron zu. „So reizvoll Ihre Idee ist, in der Praxis wäre sie nicht umsetzbar.“
„Ich denke doch“, beharrte Benno.
„Was?“, fragte Maurice betont entrüstet. „Wir planen diesen Park seit über drei Jahren und haben jede nur denkbare Varia nte gewälzt. Aber der Herr Zeitungsmensch kommt daher und meint, nach einem kurzen Blick auf einen Teilbereich gleich alles besser zu wissen.“
„Wir sollten uns das zumindest anhören“, sagte der Baron leise und ohne Maurice anzuscha uen. Benno nickte.
„Erstens: Öffnen Sie länger als zehn Stunden. Die echten Gr uselfreaks kommen sowieso nachts. Zweitens: Erhöhen Sie den Eintrittspreis.“
„Also das ist doch der Gipfel“, entrüstete sich Maurice. „Der hat noch nicht mal gefragt, wie hoch der Eintrittspreis e igentlich ist und wie er sich rechtfertigt!“
„Drittens: Richten Sie zusätzliche Showräume ein, mindestens sechs statt vier. Das Schloss ist doch groß genug.“
Der Baron schüttelte den Kopf.
„Das schaffen wir nicht mehr bis zur Eröffnung.“
„Aber nach und nach. Am Anfang wird der Ansturm ohnehin noch nicht so groß sein.“
„Aber höhere Preise, ich weiß nicht. 20 Euro sind bereits sehr viel Geld.“
„20 Euro? Das ist lächerlich wenig für dieses Erlebnis. Sie haben hier eine Weltsensation – und wollen sie auf Sparflamme nutzen und unter Wert verkaufen. Drehen Sie lieber gleich voll auf, dann rennen Ihnen die Leute die Bude ein. Und wenn die Teilnehmerzahl limitiert ist, wirkt das noch anziehender, denn nichts ist so begehrt wie eine Mangelware.“
Der Baron schaute ihn skeptisch an.
„Ich muss sagen, so völlig abwegig ist das nicht.“
„Aber Herr Baron, unser Konzept ist wohldurchdacht. Wenn wir jetzt alles über den Haufen werfen, dann stirbt uns das Pr ojekt unter den Fingern weg.“
„Aber wir können die Sache zumindest mal überschlafen. Herr Zenn, ich sage Ihnen folge ndes: Ihre Idee
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