Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
warum ich so spät komme und so aussehe.“
„Das ist mir eigentlich gleichgültig“, antwortete der Baron, steckte ihm den Scheck, weil Benno ihn nicht annehmen wollte, in die Hemdtasche und wandte sich ab.
„Ich habe Ihren sauberen Herrn Müller heute Nacht beobachtet, wie er durch die Gänge in den Keller geschlichen ist und dort gegraben hat. Als er merkte, dass ich ihn beobachte, ist er wie der Teufel hinter mir her, und ich lebe wahrscheinlich nur deshalb noch, weil ich ihm dieses Ding verpasst habe, das angeblich von seinen Hunden stammt. Wenn Sie mir nicht gla uben, hier, meine Hand.“
Der Baron hatte sich widerwillig noch einmal umgedreht und starrte auf Bennos Hand.
„Also erstens“, sagte Maurice gelassen.
„Lassen Sie mich das machen“, übernahm der Baron. „Herr Zenn, wenn ich Sie nicht bereits entlassen hätte, dann würde ich es jetzt tun. Sie schleichen nachts durch mein Anwesen und lauern Herrn Müller auf? Er arbeitet hier fast jede Nacht für unser Projekt, und sollte er L öcher gegraben haben, was ich nicht glaube, dann wäre das auch in Ordnung. Das ist genauso, als ich würde ich selbst hier Löcher graben, und das würden Sie mir ja wohl kaum verwehren auf meinem eigenen Grund und Boden. Und jetzt gehen Sie bitte. Sie haben ab sofort Hausverbot. Das gilt für das gesamte Anwesen und die Anlagen ringsum.“
„Darf ich vielleicht wenigstens noch meine Sachen...“
„Nein. Herr Müller bringt sie Ihnen ans Tor. Gehen Sie!“
„Von mir aus soll er ruhig mitkommen“, sagte Maurice. „Ich bin ja schließlich nicht sein G epäckträger.“
„Auch recht“, gab der Baron zurück, drehte sich grußlos um und ging mit großen, federnden Schritten den Burgberg hinab. Benno tat es weh, ihn so unversöhnlich zu sehen. Er hatte das G efühl, einen Freund zu verlieren.
„Dann wollen wir mal“, säuselte Maurice, lächelte und machte eine einladende Geste Ric htung Hauptportal. Benno kribbelte es im Bauch. Sein Gespür sagte ihm, dass der Kerl nun vollenden wollte, was er gestern Nacht nicht geschafft hatte. Plötzlich kam ihm eine Idee.
„Wer ist der andere Mann, der da noch im Keller gräbt?“
Maurice hatte ihm gönnerhaft das Portal aufgehalten und ihn angegrinst. Das Grinsen ve rformte sich. Er ließ das Portal krachend zufallen und tat gleichgültig.
„Keine Ahnung, was Sie meinen.“
Benno baute sich vor ihm auf. Im Licht der allgegenwärtigen Kinolämpchen meinte er, einen Ausdruck von Unsicherheit zu erkennen.
„Ich schätze, das ist einer der Arbeiter gewesen, oder? I rgendwas geht da unten vor in Ihrem Auftrag, aber es hat nichts mit dem Park zu tun, und der Baron hat keine Ahnung davon.“
„Sie machen sich Gedanken über Dinge, die Sie nie etwas angi ngen und die jetzt sowieso außer Reichweite für Sie sind.“
„Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher.“
„Oh doch, es hat sich ausgeschnüffelt. Ich sage nur: Hausverbot.“
Er hatte sein Grinsen wiedergefunden. Benno ließ sich nicht einschüchtern, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er seinen Bluff ausbauen sollte. Was hatte der Arbeiter noch mal alles g esagt? Diese seltsame Geste mit beiden Armen hinter sich...
„Genau hier muss gegraben werden. Aber es geht nicht um einen Schatz.“
„Wie bitte?“
„Das hat der Mann mir erzählt. Ich hab mich ein ganzes Stück lang mit ihm unterhalten da unten.“
„Ach ja? Wo unten denn? Und wann soll das gewesen sein?“
„Als Sie mich vor Ereignisraum 2 einfach stehen ließen. Ich hab mich auf dem Rückweg ve rlaufen.“
„Verlaufen, hä?“, wiederholte Maurice mit angewidertem G esicht.
„Ja, verlaufen, und ich war wohl in einem Teil der Gewölbe, von dem nicht mal Sie was wi ssen.“
„Ich kenne hier jeden Stein.“
„Kann sein, aber ich glaube, der Kellerbereich, in dem ich war, ist irgendwie abgetrennt von dem Teil, in dem Sie graben. Könnte sein, dass es früher eine Verbindung gab, die verschüttet wurde.“
„Ach, Blödsinn!“
„Das würden Sie nicht mehr sagen, wenn Sie wüssten, was der Mann mir anvertraut hat.“
„Und was soll das sein?“
Benno stutzte innerlich. Er konnte nicht glauben, dass dieser ausgefuchste Haudrauf ihm auf einem derart billigen Leim hängenblieb. Die Neugier war schon eine mächtige Waffe. Er winkte gelangweilt ab.
„Das glaubt mir sowieso keiner, und deshalb hab ich dem Baron gegenüber nichts erwähnt. Aber da ich nun fliege, wer weiß – schlimmer machen kann ich meine Situation
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