Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Cora empfangen, sie nie mehr wiedersehen würde.
Maurice, das drang noch durch seinen Bewusstseinsnebel, hatte in der Nacht die Probleme in Ereignisraum 3 in den Griff b ekommen. Die Vorführung lief glatt, die Presse war hin und weg, die Fotografen fotografierten, die Schreiberlinge schrieben. Wo immer das Lokalfernsehen filmte, wich Maurice Müller in den Hintergrund zurück. Es schien Benno, als hielte er sein Gesicht ganz bewusst außerhalb der Reichweite jeglicher Kameralinse.
Egal.
Nie mehr...
Und so weiter.
So verging die offizielle Eröffnung für die geladenen Gäste.
Die Eröffnung für den Besucherverkehr, die Punkt 15 Uhr hochdramatisch mit dem Herunterlassen der Zugbrücke und mehreren Fanfarenstößen vollzogen wurde, verlief irgendwo zwischen halbwegs erfolgreich und erfolglosigkeitsverheißend. Der Parkplatz war gut gefüllt, doch es gab Lücken in den Parkreihen; die Zugbrücke schien sich unter dem ersten Ansturm zu biegen, aber die Gesichter waren nicht wirklich begeistert sondern eher abwartend-neugierig.
Die Ereignisräume wurden auf Anhieb nicht als Hauptereignis eingeschätzt – erst als die e rsten Besucher durch die Shows geschleust worden waren und ihre Eindrücke herumerzählt hatten, bildeten sich mit einem Hauch von erwartungsvoller Spannung erste Warteschlangen an den vier Zugängen.
Im offiziellen schwarzen Parkangestellten-T-Shirt, auf dem über einer symbolisch dargestel lten Burg Schreckenstein ein finster glotzendes Gespenst schwebte, durchwanderte Benno die Anlagen und versuchte zur Stelle zu sein, wo er gebraucht wurde.
An einem Clip am Jeansbund hatte er ein Diensthandy. Der Baron hatte es ihm am Morgen ausgehändigt und sich beinahe dafür entschuldigt. Ihn schien die Todesnachricht mehr scho ckiert zu haben als Benno selbst. Die Abfolge „altes Handy – Coras allgegenwärtiges SMS-Pling – Handy weg – Cora tot – neues Handy“ hatte eine traurige Ironie.
Und sie machte Be nno ein schlechtes Gewissen. Hätte er besser auf das Telefon aufgepasst, dann wäre er zur Stelle gewesen und hätte vielleicht eingreifen können in der Nacht als es passierte. Vielleicht hatte sie gedacht, er habe genug von ihr und antworte ihr absichtlich nicht mehr. Vielleicht hatte sie deshalb noch mehr getrunken als sonst. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
Um das Rätselraten zu beenden, musste er das Handy wiederbekommen und h erausfinden, was sie ihm zuletzt geschrieben hatte. War sie wirklich im Aufbruch gewesen, hatte sie zu ihm gewollt? Aber warum trank sie sich dann kurz davor zu Tode? Vielleicht war das gar nicht die Todesursache?
Benno zog das Handy hervor, tippte Coras Nummer ein, aber zögerte, den Wählvorgang au szulösen.
Die Nummer würde gespeichert bleiben. Scheißegal, er musste mehr erfahren.
Es klingelte zehn mal, dann klickte es, und Coras Stimme schnitt ihm ins Herz: „Hier ist Cora Künrath-Mertens, leider nicht persönlich. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.“
„Hier ist Benno Zenn, ich habe heute Früh schon mal angerufen. Ich müsste dringend mit Ihnen sprechen. Meine Nummer ist...“
Er unterdrückte einen Fluch. Die Nummer des Dienst-Handys hatte er gar nicht.
„Äh, die Nummer erscheint bestimmt bei Ihnen auf dem Display. Bitte rufen Sie mich dri ngend an. Danke.“
Er drückte die Taste, ließ das Handy sinken und wischte sich mit der anderen Hand über die Augen. Coras Stimme war noch da. Aber eine Nachricht konnte er ihr nicht hinterlassen - ihr nicht, nie mehr.
Verdammt, er musste irgendwas tun, sich beschäftigen, sich ablenken.
Er steckte das Handy ein und ging vom Eingangsbereich zur Gaststätte, wo er nach dem Mi ttagessen seine Fototasche abgestellt hatte. Er hatte eine Idee, wie er sich nützlich machen konnte.
Stift und Schreibblock gezückt, die fremde Digitalkamera in der Hand und seine eigene Fototasche umgehängt, postierte er sich im Oberen Burghof, wo die Besucherströme aus den unterschiedlichen Ausgängen der Ereignisräume zusammenliefen. Sonderlich aufgewühlt sahen die Leute nicht aus.
„Entschuldigung, ich mache eine Umfrage für...“
„Nein danke“, sagte die dickliche Frau, der er in den Weg getreten war, und watschelte um ihn herum.
„Entschuldigung“, sprach er einen jungen Mann an, der gleich dahinter kam.
„Ja?“
„Ich wüsste gerne, wie Ihnen die Show gefallen hat.“
„Klasse. War echt schrill.“
„Was haben Sie denn gesehen?“
„Das mit den Geistern.“
Benno musste
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