Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
lächeln.
„Die weiße Frau?“
„Nee, das wo irgendwie so die Flammen aus dem Boden kommen und alles einstürzt.“
„Können Sie beschreiben, was Sie am meisten beeindruckt hat?“
„War insgesamt voll hammermäßig. Alles klar?“
„Ja, alles klar. Danke.“
Der junge Mann stapfte den Burgberg hinab.
Kopfschüttelnd wandte sich Benno wieder nach oben und sprach einen Familienvater in mittlerem Alter an.
„Technisch perfekt, wirklich wie echt“, lobte der. „Bin ganz schön erschrocken. Zum Glück hab ich die Kinder draußen bei meiner Frau gelassen.“
„Hatten Sie das Gefühl, echten Gespenstern zu begegnen?“
„Ja, absolut.“
„Besser als Ghostbusters“, fand ein Jugendlicher, den er als nächstes fragte.
Ein Teenager-Mädchen urteilte: „Die weinende Fee hat mich echt traurig gemacht. Aber dass die dann zum Monster wird, fand ich irgendwie ziemlich ätzend.“
„Einfach klasse!“, rief ein junger Mann.
„Und was war so klasse daran?“
„Einfach alles. So laut, und diese 3-D-Effekte, fetzenmäßig.“
Benno tat so, als schreibe er das auf, und beschloss, sich an den eher reiferen Teil der Bes ucher zu halten. Er sah einen etwa 50jährigen Herrn mit blauem Jackett und sorgfältig gestutztem Vollbart, der an der Burgmauer stand und den Blick über die bewaldeten Hügel schweifen ließ.
„Entschuldigung, haben Sie eine der Shows besucht?“
Der Mann wandte sich ihm zu und lächelte.
„Ja, alle vier sogar.“
„Wirklich? Kann ich Ihnen ein paar Fragen dazu stellen?“
„Gerne. Soll ich mal ein Foto von Ihnen machen?“
„Was?“
Benno sah den Mann auf die Kamera deuten, mit der er die Umfrage-Teilnehmer ablichtete.
„Klar. Aber nur für mich privat.“
Benno zog seine eigene alte herkömmliche Fotokamera aus der Tasche. Der Mann ließ sich viel Zeit, vor dem Auslösen scharf zu stellen und den idealen Bildausschnitt zu wählen. Sein Eifer rang Benno ein ganz natürliches Lächeln ab. Als er die Kamera zurücknahm und ei nsteckte, fragte er:
„Hatten Sie sich das Programm so vorgestellt?“
„Ich bin ohne Erwartungen gekommen.“
„Aber mit irgendwas rechnet man doch. Dass es wird wie Geisterbahn oder eher wie ein Fil mvortrag.“
„Wenn Sie so fragen, natürlich, ich erwartete, einen Vergnügungspark zum Thema Übersin nliches zu besuchen.“
„Und?“
„Im Burghof und in den Nebengebäuden trifft das zu. Die vier Aufführungsräume der Hauptburg dagegen sind ganz anders. Sie passen eigentlich gar nicht hierher.“
Benno schrieb fleißig mit, hielt beim letzten Satz inne und sah den Mann an.
„Wie meinen Sie das?“
„Was in den vier Räumen gezeigt wird, hat mit Vergnügen nichts zu tun. Ich denke, die Initi atoren wissen das auch, aber ich fürchte, sie ahnen nicht einmal, dass sie in gefährliche Grenzbereiche vordringen.“
„Inwiefern gefährlich?“
„Nun, ich denke, dass hier das Risiko unterschätzt wird, eine Resonanzkatastrophe auszulösen.“
„Wie bitte?“
Benno hatte nicht mitgeschrieben und den Mann nur angesehen. Der lächelte, schüttelte den Kopf und machte eine zitternde Geste mit der ausgestreckten Hand.
„Das ist ein Begriff, den man zum Beispiel im Bereich Arch itektur verwendet. Wenn eine Brücke anfängt, im Gleichklang mit dem Vibrieren der Fahrzeuge zu schwingen und sich dabei zu derart heftigen Ausschlägen hochschaukelt, dass sie einstürzt.“
Benno nickte.
„Ich weiß, was eine Resonanzkatastrophe ist. Ich wundere mich nur, dass Sie den Begriff in diesem Zusammenhang anwenden.“
„Auf anderer Ebene könnte hier ganz Ähnliches passieren.“
Benno schüttelte den Kopf und lächelte. Der Mann lächelte zurück und legte den Kopf schief.
„Was ist?“
„Ach, ich hatte die ganze Zeit gehofft, mal einen Interviewpartner zu finden, der ein bisschen mehr zu sagen weiß als toll, klasse, schräg, ätzend oder hammermäßig. Und nun kommen Sie und schießen auf der anderen Seite der Anspruchsskala übers Ziel der Umfrage hinaus.“
Der Mann grinste.
„Tut mir leid.“
„Ganz im Gegenteil. Hätten Sie ein bisschen Zeit? Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?“
„Gewiss doch.“
Benno streckte ihm die Hand entgegen.
„Benno Zenn, ich bin hier im Bereich Pressearbeit und Marketing beschäftigt.“
Der Mann hob staunend die Augenbrauen und schüttelte ihm krä ftig die Hand.
„Aah, das freut mich. Mein Name ist Herbert Kupfer. Ich bin Psychologe und bin aus Ha mburg hierher gekommen, weil...“
Er
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