Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Privatmann, und würden Sie mich damit zitieren, ich würde es vehement bestre iten. Alles klar?“
Benno breitete die Arme aus und grinste.
„Ja, klar. Sie sind außerdem Parapsychologe, also was soll’s!“
„Das ist eben genau der Punkt. Wir werden außerhalb unseres Fachbereiches sowieso nicht ernst genommen, obwohl wir streng wissenschaftlich arbeiten. Etwas, das wissenschaftlich nicht zu belegen ist, kommt deshalb normalerweise nicht über meine Lippen.“
„Okay.“
„Es ist so, dass ich ein gewisses Gespür habe.“
„Ein Gespür?“
„Ich will das nicht näher erläutern, verifizieren lässt es sich sowieso nicht. Aber was dieses Schloss betrifft, bin ich mir ganz sicher, dass hier durch die Technik in den Ereignisräumen etwas geweckt wurde.“
Benno sah ihn mit großen Augen an und bekam eine Gänsehaut.
„Sie meinen – Geister?“
Kupfer wiegte den Kopf.
„Das klingt mir zu sehr nach Gruselgeschichten.“
„Aber es läuft darauf hinaus.“
„Sagen wir mal so: Ich habe das Gefühl, dass die Hologramme nicht nur das sind, was sie sein sollen, nämlich reine Projektionen.“
„Was dann?“
„Ich denke, sie gehen mit Erscheinungen einher, oder besser gesagt, bieten für sie einen R esonanzkörper. Was normalerweise drüben ist, kann dadurch herüberkommen, wenn auch nur für den Moment, in dem die Apparate laufen. Aber vielleicht...“
„Vielleicht bleiben sie bald auch hier, wenn die Apparate nicht mehr laufen?“, fragte Benno mit langsamer Stimme, senkte den Kopf und sah ihn von unten herauf an.
„Das könnte sein. Aber bitte, wie gesagt, das hat mit Parapsychologie nichts zu tun, das ist reine Spekulation.“
Benno machte eine Handbewegung des Einverständnisses.
„Schon gut, spekulieren wir weiter. Zunächst mal, wovon reden wir? Von den Seelen verstorbener Menschen?“
„Letzten Endes – ja.“
„Was ist mit den Geschichten, dass die sowieso in alten Schlössern spuken, ganz ohne Apparate?“
„Das sind Legenden mit einem Körnchen Wahrheit.“
„Und wie sieht das Körnchen Wahrheit aus?“
„Das lässt sich mit einem Wort sagen: Resonanz.“
„Sagen Sie’s mit ein paar Wörtern mehr.“
„Das klingt dann schon wieder zu sehr nach Gruselgeschichte, aber meinetwegen, wir spek ulieren ja nur: Wenn die Seele beim Austritt aus dem Körper sich ihres Übergangs nicht bewusst wird oder wenn sie Grund hat, den Übergang zu negieren, dann kann es sein...“
„...dass sie hier bleibt?“
„Das sind die ortsgebundenen Seelen. Sie stehen in Resonanz mit dem Ort ihres Todes oder den Resten ihres Körpers und werden davon festgehalten.“
„Aber wieso?“
„Durch die Art ihres Todes: Selbstmord, Mord, ihre Zeit war noch nicht gekommen, was auch immer. Ihre materielle Energie ist noch sehr hoch, und deshalb kann es sein, dass sie gesehen werden, von bestimmten Menschen – ein weiteres Resonanzphänomen, meiner Meinung nach. Meiner persönlichen Meinung nach.“
„Und Sie sind so ein Mensch?“
„Könnte sein.“
„Aber was ist nun mit dem, was hier passiert? Etwas wurde g eweckt – sind das dann keine ortsgebundenen Seelen?“
„Ich weiß es doch auch nicht.“
„Aber Sie haben eine persönliche Meinung.“
„Die allermeisten Verstorbenen gehen mühelos in die andere Welt hinüber, nachdem keine Resonanzschwingungen von ihrem Körper mehr ausgehen. Wenn nun aber künstlich ein R esonanzkörper geschaffen wird, der sie anzieht, vielleicht sogar herüberzieht, völlig unabhängig von Orten, aber in diesem Fall dadurch noch zusätzlich verstärkt, denn es handelt sich ja um Verstorbene, die hier gelebt haben...“
„Das ist nicht ganz richtig. Bei den Hologrammen handelt es sich um Durchschnittsgesichter aller Ahnenporträts.“
„Das spielt keine Rolle. Es kommt ja nicht auf jede Falte an, sondern auf die Grundähnlichkeit. Die Mischgesichter treten in Resonanz zu den Seelen, deren frühere Gesichter dem Durchschnitt am ähnlichsten sind.“
„Und dann?“
„Ich bin kein Hellseher. Im harmlosesten Fall schlüpfen sie in ihre Resonanzkörper, sprich die Hologramme, schauen durch sie zu uns herüber, entwickeln vielleicht ein begrenztes Eigenleben, aber verschwinden wieder, wenn die Apparate abgeschaltet werden.“
„Und im schlimmsten Fall?“
„Nehmen wir erst mal den zweitschlimmsten Fall. Diese Störung der Totenruhe – und um nichts anderes handelt es sich dabei – passiert hier ja ständig, vielleicht zehn mal am Tag oder
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