Invasion der Monitoren
winzig kleinen Kuß – später.«
»Na ja.« Blondel ging neben ihr weiter. »Irgendwo muß man ja anfangen.«
»Mr. Blondel!« Blondel drehte sich um. Ein Monitor kam über den Rasen. »Mr. Blondel, kommen Sie schnell! Der Tersh braucht Sie! Etwas Furchtbares ist geschehen!«
»Es ist einfach unglaublich«, jammerte der Tersh Jetterax. Er rang die Hände. »In all den Jahren meiner ganzen Erfahrung habe ich noch nie einen solchen Ausbruch des Wahnsinns erlebt! Die gesamte Bevölkerung des Planeten scheint davon ergriffen zu sein! Überall, auch in den kleinsten Ortschaften, herrscht der Aufstand! Meine Monitoren sind überrannt worden – ihre Abwehrschirme haben der schieren Übermacht nicht standgehalten! Wilde Horden haben sie zusammengeschlagen und in improvisierte Konzentrationslager getrieben! Alles, was wir getan haben – unsere ganzen Programme, unsere Orientierungszentren, unsere Umerziehungsklassen – alles ist aufgelöst, und unsere Instruktoren mußten flüchten! Unsere Zeitpläne wurden einfach gesprengt, alles ist im Chaos versunken! Warum? Warum?«
Blondel, der die Berichte las, die ständig über den kleinen TV-Bildschirm auf dem Schreibtisch des Tersh hereinkamen, nickte. »Es sieht so aus, als hätten sich sowohl die enttäuschten Jobsucher erhoben, die darauf aus waren, die neuen Verwaltungsstellen einzunehmen, als auch jene von Rang und Namen, die etwas dagegen haben, daß man ihnen irgendeinen farblosen stumpfsinnigen Nachbarn plötzlich vor die Nase gesetzt hat. Diese beiden Kategorien dürften meiner Schätzung nach zusammen etwa siebenundneunzig Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die restlichen drei Prozent machen aus reiner Lust am Krawall mit.«
»Niemals habe ich mir träumen lassen, daß ich den Tag erleben müßte, an dem die Herrschaft des Friedens und der Nächstenliebe so versagt«, sagte der Tersh zutiefst niedergeschlagen. »Ich war auf einen eventuellen Rückschlag vorbereitet, aber die gesamte planetarische Bevölkerung vereint im Wahn eines totalen Widerstands – das ist zu viel.«
»Nun, sich von einem offensichtlich Überlegenen sagen zu lassen, was man zu tun hat, ist eine Sache«, erklärte Blondel. »Befehle zu erhalten vom Idioten nebenan ist dagegen etwas, was sich kein echter Amerikaner gefallen läßt. Und das gilt vermutlich für jeden echten Polen, Waliser, Massai, Lappländer und so weiter.«
»Ich gebe mich geschlagen«, sagte der Tersh mit Grabesstimme. »Meine Monitoren werden sofort abreisen.«
»Nun warten Sie mal«, sagte Blondel. »Sie sollten nichts übereilen. Wir wollen das erstmal besprechen.«
»Es war das einzig Vernünftige«, berichtete Blondel Nelda, als sie zusammen auf einer Marmorbank den wundervollen Sonnenuntergang betrachteten. »Schließlich ist es ganz klar, daß gewisse Fähigkeiten erforderlich sind, um einen ganzen Planeten zu regieren. Diese Aufgabe Amateuren zu überlassen, ist ziemlich idiotisch, wenn es eine ganze Truppe von Spezialisten gibt, die bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen.« »Ja, gewiß – aber ich dachte, du wärst gegen all das! Was ist aus deinen Ideen geworden, daß die arme kleine Psyche des Menschen verkümmern würde, wenn er nicht obenauf ist und alles kommandiert?«
»Oh, das ist er ja, das ist er.« Blondel hob die schwere Pergamentrolle in seiner Hand. »In dem Vertrag steht klar und deutlich, daß die Monitoren von der menschlichen Rasse als Regierungsspezialisten angestellt und ermächtigt werden, zu tun, was immer sie für notwendig erachten, damit ein glatter Ablauf des planetarischen Lebens garantiert ist. Niemand hat etwas dagegen, auf den Rat von Experten zu hören, solange diese Experten deutlich eine untergeordnete Stellung innehaben und jeder Zeit entlassen werden können, wenn sie einem nicht mehr angenehm sind.«
»Eine Vertrags-Regierung!« bewunderte Nelda. »Nun, das ist etwas Neues. Aber wer hat dich ermächtigt, einen Vertrag mit einer extraterrestrischen Macht zu unterzeichnen?«
»Ich habe mich zum Menschlichen Botschafter für die Monitoren und zum Beauftragten für Extraterrestrische Angelegenheiten ernannt«, erwiderte Blondel. »Ich nehme an, das gibt mir Status genug, um die Stellung auch auszufüllen.«
»Aber ist das nicht reichlich vermessen, die Macht einfach so an dich zu reißen? Ich meine, warum rufst du nicht eine Wahl aus …«
»Der Vertrag macht solchen Unsinn überflüssig«, erklärte Blondel. »Von jetzt an wird alles plangemäß
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