Invasion der Monitoren
mit einem ältlichen Herrn zu haben, der wütend eine gefaltete Zeitung schwang.
In dem Hauseingang, in dem Blondel sich befand, zeigte ein großes Messingschild an, daß hier Ärzte und Firmen ihren Sitz hatten. Blondel stieß die Tür auf und lief eine braun ausgelegte Treppe hinauf. Auf dem zweiten Treppenabsatz hielt er inne, um aus einem breiten Fenster hinunter auf die Straße zu schauen. Der Streifenwagen stand mit geöffneten Türen am Kantstein, und zwei Monitoren näherten sich energischen Schrittes unter den neugierigen Blicken der Bevölkerung. Blondel rannte an geschlossenen Türen den Korridor entlang bis zum Ende. Als er sah, daß es dort nicht weiterging, kehrte er um. Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Eine Tür vor Blondel öffnete sich, und eine schlanke Frau mit breiten knochigen Hüften, die einen kleinen Jungen hinter sich herzog, trat heraus. Blondel glitt an ihr vorbei in den Geruch von Jodoform und schloß die Tür mit einem Hüftschwung. Er befand sich in einem Wartezimmer, etwa drei mal sechs Meter groß, mit einer Reihe harter Stühle längs der einen Wand, einem Tisch mit abgegriffenen Illustrierten, einigen Aschenbechern auf Ständern und einem Garderobenständer, an dem ein Mantel und ein Hut hing. Gerahmte Diplome von einem Dentisten-College auf den Namen »Rodney H. Maxwell« hingen an der blaßgrünen Wand hinter dem Tisch. Es gab noch eine Innentür, geschlossen – und verriegelt, wie Blondel feststellte, als er sie zu öffnen versuchte. Draußen auf dem Korridor schien eine schrille Frauenstimme gegen irgend etwas Einwände vorzubringen. Schritte kamen näher.
Blondel riß den Hut vom Ständer und stülpte ihn sich auf den Kopf. Er zerknüllte einen Streifen einer alten Times-Ausgabe zu einem Bällchen und stopfte es sich in den Mund, wo es unter der rechten Backe eine ansehnliche Ausbuchtung verursachte. Dann ließ er sich auf einen Stuhl fallen und hatte gerade eine Illustrierte aufgeschlagen, als die Tür aufschwang.
Ein junges amerikanisches Gesicht erschien am Eingang und sah sich aufmerksam im Raum um.
»Sir, haben Sie während der letzten zwei Minuten jemanden hier hereinkommen gesehen?« fragte er sanft.
Blondel bedachte ihn mit einem schmerzlichen Blick.
»Sie warten auf den Zahnarzt?« beharrte der Monitor.
»Was denken Sie, daß ich auf einen Bus warte?« nuschelte Blondel undeutlich zurück.
»Wie lange sind Sie schon hier, Sir?« Der Monitor kam in das Wartezimmer, höflich aber beharrlich. Hinter ihm wurde sein Gefährte sichtbar.
»Wen geht das was an? Verschwinden Sie.«
»Ihr Name bitte, Sir?«
Die verschlossene Tür hinter Blondel wurde geöffnet. Er blickte auf und sah einen Mann mit jungenhaftem, sonnengebräuntem Gesicht, lockigem schwarzen Haar, schmalem Mund und dicker Hornbrille über gestärktem weißen Kragen. Der junge Mann warf einen gleichgültigen Blick auf die beiden Monitoren und sah dann Blondel an.
»Sie können jetzt hereinkommen, Mr. Frudlock«, sagte er und hielt die Tür auf. Blondel erhob sich und hielt seine rechte Backe fest.
»Macht Ihnen der Weisheitszahn wieder zu schaffen, Mr. Frudlock?« Der Zahnarzt blickte besorgt. »Vielleicht sollten wir ihn jetzt doch ziehen.« Ihre Blicke begegneten sich, und Blondel meinte, ein leichtes Zucken des Augenlids wahrzunehmen.
»Was immer Sie sagen, Doktor, ah, Maxwell.« Blondel trat an ihm vorbei in das Behandlungszimmer. Durch das Fenster konnte er auf die Straße hinuntersehen, wo sich hier und dort Grüppchen von Menschen angesammelt hatten, um das aufregende Ereignis mitzubekommen. Nur ein Monitor war in Sicht; er stand an der Ecke der gegenüberliegenden Straßenseite. Aus dem Wartezimmer hörte er wohlklingende Stimmen, die höfliche Fragen und Antworten austauschten. Dann wurden Türen geschlossen, und der Mann in Weiß erschien.
»Sie sind weg«, erklärte er und zupfte an seinem rechten Ohr.
»Vielen Dank, Doc«, begann Blondel. Der Zahnarzt drehte wieder an seinem Ohr. Blondel übersah es. »Wie komme ich hier am besten heraus?« Er deutete auf das Fenster. »Dieser Weg dürfte zu sichtbar sein.«
»Wer hat Sie geschickt?« Der junge Mann sah ihn forschend an.
»Die Gelbjacken haben mich hier hereingejagt. Sie sind wütend auf mich, weil ich einen ihrer Hubschrauber beschädigt habe und ihnen davongelaufen bin.«
Der Zahnarzt runzelte die Stirn. »Und Sie sind – ganz zufällig hier in meiner Praxis gelandet?«
»So ist es.«
Der Zahnarzt bewegte sich ganz
Weitere Kostenlose Bücher