Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
er keinerlei Interessenkonflikt, wenn er denen alles abknöpfte, was er aus Cally herausschlagen konnte. Und das würde eine ganze Menge sein.
In Wahrheit, aber das konnte sie unmöglich wissen, hatte er bereits Nachforschungen angestellt und angefangen, das neue Frachtgeschäft der Tong auf deren Seite auszuweiten. Der Schmuggel aus verschiedenen noch nicht zurückgewonnenen Teilen des Weltalls wurde äußerst profitabel werden, wenn dort zum Töten von Posleen nicht nur das übliche Söldnerpack, sondern wahrhaft fähige Leute zur Verfügung standen. Einer der Haken in seinem Plan war das Fehlen geeigneter Arbeitskräfte gewesen, die man aus dem Netzwerk abziehen konnte. Indowy arbeiteten wie kleine grüne Arbeitsmaschinen, und wenn die Bane Sidhe ihren Stützpunkt evakuierten, würden sie ihre zugegebenermaßen wenigen Sohontanks, Werkzeuge und anderes Gerät evakuieren, das dann ebenfalls gemietet werden konnte. Hey, jede verdeckte GalTech-Produktionskapazität war unbezahlbar. In Gedanken rieb er sich die Hände.
Und dann war da die Platte. Lieber Gott, lass sie naiv genug sein, den Einsatz der Platte zu unterschätzen. Bedauerlicherweise war er ziemlich sicher, dass sein Gebet erhört werden würde. Er unterdrückte ein Grinsen und empfand erneut einen Anflug von Scham. Aber schließlich erwartete man von einem Mann, dass er Spaß daran hatte, seine Frau auszunutzen. Mann, würde die sauer sein, wenn sie ihn dabei ertappte. Er war ziemlich sicher, dass er das überlebte. Ziemlich sicher. Er würde ihr einfach erklären, dass es ja nicht ihr Geld gewesen sei und dass seine Arbeitgeber jetzt noch mehr von seiner Loyalität überzeugt waren. Und dass damit die Wahrscheinlichkeit weiter gesunken war, dass die Tong ihn umbringen würden, wenn sie schließlich und endlich von seiner Ehe erfuhren. Das war’s. So musste er es darstellen. Schließlich und endlich. Immerhin kam es der Wahrheit ohnehin nahe genug. Ja, er war sich ziemlich sicher.
Es gab einen Grund, weshalb er ihre Wahl an Aktien und ihr Portfolio sehr sorgfältig im Auge behielt. Nicht dass sie dumm gewesen wäre. Weit gefehlt. Sie hatte nur einfach außerhalb
der alltäglichen Einkäufe und des leichten Schmuggels auf Rucksackniveau keine Ahnung vom ökonomischen Wert der Dinge. Und das arme Mädchen vertraute ihm.
»Guten Abend, Mister Yan«, sagte Michelle, als sie sich gemeinsam mit Cally in die Nische zu ihm setzte.
»Oh … Scheiße.«
20
»Sie ist jetzt da«, meldete Callys Buckley, das den Flur mit dem Kamera-Klebepunkt überwachte, den Cally außen am Türstock angebracht hatte.
Cally hatte sich dafür entschieden, Sands in ihrem Quartier zu empfangen. Für eine Einsatzbesprechung, an der nur zwei Personen teilnahmen, ergab es keinen Sinn, eigens einen Raum zu reservieren oder sonstwie zu belegen, und hier konnte sie immerhin Kaffee aus ihren eigenen Schwarzmarktbeständen anbieten. Die Räume waren zwar recht schäbig, aber sie waren ja alle auch nichts Besseres gewöhnt.
Trotz der Panne mit Mr Casanova hatte Cally immer noch etwas für die Jüngere übrig. Sie war geschickt, zäh und konnte sogar verdammt zäh sein – und dabei sah sie so harmlos aus. Das waren Wesenszüge, für die sie Respekt empfand. Außerdem war sie eine verdammt talentierte Cyber und mit der Aufgabe betraut gewesen, die Mörder der Familienangehörigen ausfindig zu machen, also Leute, die es zu beseitigen galt.
Sie wartete so ungeduldig auf dieses Gespräch, wie sie das an jedem Tag war. Jeden Tag informierte sie einer der Cyber – Sands, Tommy oder wenn nötig auch jemand anders – über den Stand der Ermittlungen. Als Leiterin eines Außenteams hätte sie dieses Privileg aber sonst nicht für sich beansprucht – nur bei diesem ganz speziellen Einsatz. Hier galt das Prinzip »need-to-know« . Als diensttuendes Clanoberhaupt von Clan O’Neal bestand für Cally ein »need-to-know« für so praktisch alles, was ihr in den Sinn kam, und das nutzte sie reichlich. Dies mochte so aussehen,
als würde sie ein Privileg missbrauchen, aber das war nicht der Fall. Die hinzugekommene Verantwortung lastete schwer auf ihren Schultern, aber sie hatte sie nun einmal, und deshalb musste sie auch wirklich ganz genau über diese Geschichte Bescheid wissen. Außerdem gab es in der offiziellen Hierarchie zwar gewisse Standards, die das operative »need-to-know« definierten, aber sonst hätte Granpa beim Sortieren helfen und sie – aus eigener Machtvollkommenheit – über
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