Irgendwas geht immer (German Edition)
habe eins mit Nutella und Bananen gegessen. Nutella-Bananen-Sandwich ist mein absolutes Lieblingsessen, das ich mir aussuchen würde, wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte oder so was. Ich war so froh, dass ich Mum alles erzählen konnte. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit haben wir wieder richtig miteinander geredet, und sie hat zugehört und mich angesehen und alles. Sie hat mir die ganze Zeit übers Haar gestrichen und gesagt: »Es tut mir so leid, Dotty, das muss sehr schlimm für dich gewesen sein«, und so und »wie entsetzlich« und so.
»Tatsache ist«, meinte sie schließlich, »dass du einen Fehler gemacht hast. Mehr nicht. Und wir machen alle Fehler. Alle. Selbst Poo – ich meine, seht euch mal an, was dabei herausgekommen ist. Elvis! Und ich mache auch jede Menge Fehler. Massenhaft !«
Es war echt schräg, so was von ihr zu hören, wo sie sonst ja immer so superperfekt ist und so und nie etwas falsch macht. Aber sie hat auch ein paar echt gute Sachen gesagt. Dass ich mich oft einsam gefühlt haben müsse und deswegen eher bereit gewesen sei, ein Risiko einzugehen, und dass ich mich vielleicht auch deshalb mit X -Man treffen wollte, obwohl ich ihn gar nicht kannte. Und ich glaube, da ist was dran. Ich hatte eben niemanden zum Reden. Und sie hat noch mal gesagt, wie leid es ihr tut und so, und dann habe ich ihr von dem X -Factor -Casting erzählt. Das Abgefahrenste war, dass sie meinte, ich soll es unbedingt versuchen!!! Damit hätte ich nie im Leben gerechnet! Sie meinte sogar, sie käme mit und so oder würde mich zumindest hinfahren. Das wäre echt super, weil … na ja, wir streiten uns zwar ziemlich oft, aber bei den wichtigen Sachen muss sie einfach dabei sein, verdammt. Vielleicht nicht im selben Zimmer und so, aber dann eben draußen, wo sie auf mein Make-up aufpasst und meine Brille hält und mein Essen und meine Sachen. Jeder braucht jemanden, der so was für ihn tut. So eine Art Mutter-Schrägstrich-Hausangestellte eben.
Sie meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. Sie sei »auf einer tieferliegenden Ebene immer mit mir verbunden«, was auch passiert und ob es mir nun gefällt oder nicht. Tja. Eigentlich finde ich es ganz gut.
Gerade kam eine SMS von Lottie. »Hab mit Sam Schluss gemacht. Blödmann. War ein Riesenfehler. Tut mir leid. Brauche dich. Bitte.«
Tja, wir machen alle Fehler …
NEUNUNDSIEBZIG
MO
Ich weiß, dass es vorbei ist. Ich weiß es, aber ich meine, wie unverschämt, es noch nicht einmal offen auszusprechen. Keine Nachricht, kein Anruf, nichts. Ich fühle mich abserviert und wie die letzte Idiotin. Bis aufs Blut gedemütigt. Hat all das tatsächlich rein gar nichts bedeutet? Kann man mich so einfach beiseiteschieben, entsorgen?
Ich steige in den Wagen, wie jeden Tag. Links, rechts, links, die Zweite rechts. Dieselben Geschäfte, die Schule, das Kricketfeld, das Kriegerdenkmal. Nicht so strahlend wie gestern, als ich noch … verliebt war? Voller Lust? Oder eher blind? Ja, vielleicht. Nicht so bunt wie an dem Tag, als ich blind war. Aber es ist mir egal, dass es heute nicht so strahlend hell und leuchtend aussieht, weil es eindeutig eine Sinnestäuschung war. Die Täuschung meines Herzens, das meinen Augen einen Streich gespielt hat. Aber heute streift mein Blick wieder alles, was mir vertraut ist, und ich empfinde es als tröstlich, dass alles so aussieht wie immer. Alles ist genau so wie gestern, nur ich nicht. Ich war für eine Weile anderswo und habe versucht, eine andere zu sein. Habe ich mich verändert? Ich bin nicht sicher.
Als ich vor der Praxis hielt, fühlte sich mein Mund auf einmal ganz trocken an, und ich war beklommen. Gleich würde ich ihn sehen. Sollte ich ihn einfach ignorieren? So tun, als wäre ich gar nicht in diesem Hotel gewesen? Mich cool geben? Nein. Ich hatte versucht, ihn anzurufen, deshalb wusste er Bescheid. Sollten wir eine Art abschließendes Gespräch führen? Eine Sitzung vereinbaren, um »das Ende« offiziell zu machen? Wie klinisch und kalt sich das anhörte. Sollte ich lächeln? Die Stirn runzeln? Wie würde es ablaufen?
Lisa saß hinter ihrem Empfangstresen, auf dem ein seltsam aussehendes Gerät stand. Eine Blechschüssel auf einem kleinen Campinggaskocher mit einem großen Blatt, das sie von einer unserer Topfpflanzen abgeschnitten hatte. Aus dem zusammengerollten Blatt hing ein transparentes Röhrchen, das in Lisas Kaffeebecher (bezeichnenderweise mit dem Aufdruck »Survive or Die«) führte.
In der
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