Irgendwas geht immer (German Edition)
sich ständig auf den Pfad begibt, in große Gefahr zu geraten, ist mir mehr als häufig ein Rätsel. Möglicherweise wäre es angeraten, dass Luke und ich künftig etwas aktiver Anteil an ihrem Liebesleben nehmen. Ich bin sicher, ein Kerl, der unsere knallharten Vorsprechrituale und Auswahlbefragungen übersteht, wäre ein weitaus vielversprechenderer Kandidat für sie als irgendein Typ aus den endlosen Weiten des Cyberspace. Wir könnten auch unsere Dienste als männliche Begleitung anbieten und somit aus dem Blickwinkel des Freundes und Spions jeglichen unpassenden Kandidaten sofort identifizieren und eliminieren. Auf diese Weise würde das drittklassige Treibgut, das sich in dieser gallig bitteren menschlichen Suppe namens Internet umhertreibt, fortgespült werden, an ferne Ufer, wo es nicht länger eine Bedrohung für meine törichte Schwester darstellt.
Master Wilson und ich sind mit einem Fluch gesegnet. Dem Fluch des erstklassigen Geschmacks. Wir würden, dessen bin ich mir ganz sicher, augenblicklich jeden Barbaren oder Unhold identifizieren, der es wagen würde, um sie herumzuscharwenzeln, und ihm mit einem ernüchternden und scharfen Bonmot erbarmungslos den Garaus machen. Es gibt keine wirkungsvollere Waffe gegen die Unverfrorenheit eines dahergelaufenen Nichtsnutzes als eine geistreich-flotte Erwiderung. Gehört man zu jenen, die sich eines spritzigen Esprits und einer bemerkenswerten Schlagfertigkeit rühmen können, ist es beinahe eine Pflicht, sich an einem neckisch-wohlwollenden Schlagabtausch zu beteiligen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Wie sonst sollte man seinen Geist schärfen?
Dies ist der fundamentale Unterschied zwischen dem Vater und mir. Wo er seine geballte körperliche Kraft sprechen lässt, setze ich vielmehr die bissige Schärfe meiner Zunge als Waffe ein. So hätte ich diesen verlogenen Schuft wohl eher mit einem Sperrfeuer kluger Bemerkungen aus dem Park verjagt. Wohingegen der Vater sich auf seine natürlichen animalischen Instinkte verlassen und bei entsprechender Gelegenheit darauf zurückgreifen muss. Gott segne den Mann.
Ich kann jedoch gar nicht oft genug betonen, dass man, befindet man sich in einer derart misslichen Lage, nur froh und dankbar für die schiere körperliche Kraft eines Kerls von so schlichtem Gemüt sein kann. Aus diesem noblen Grunde werde ich dafür plädieren, den Vater in die obersten Ränge des Kreises der Zauberhaften zu erheben. Möglicherweise ließe ich mich sogar dazu überreden, ihm eine Medaille zu verleihen. Oder … nein … vielleicht eher ein hübsches, verziertes Schmuckstück im Stile von Insignien, reich dekoriert mit Rüschen und Besätzen und viel Brimborium. Besonders chic wäre es, das Mittelstück mit einem Wappen auszustatten. Ein Familienmotto vielleicht oder eine Würdigung seiner eindrucksvollen Errungenschaften. Etwas, das uns sagt, dass er der König unter den Menschen ist und das unbestrittene Oberhaupt der Battle-Familie. Rex inter homines – König unter den Menschen … oder etwas in dieser Art. Ja! Ich werde mich sofort an die Arbeit machen, so dass er es schon morgen bei der Arbeit tragen kann.
ACHTUNDSIEBZIG
DORA
Dad sieht ziemlich ramponiert aus. Seine Lippe musste mit mehreren Stichen genäht werden und ist geschwollen, außerdem hat er überall Blutergüsse. Mum sagt, spätestens morgen früh hätte er ein hübsches Veilchen. Aber offenbar hat er gewonnen. Ich habe meinen Vater zum ersten Mal angesehen und gedacht, okay, er ist vielleicht keine supermuskulöse Sportskanone oder so was, aber, hey, zumindest war er fit genug, sich wegen mir zu prügeln. Immerhin hat er dieses miese Arschloch ghettostylemäßig vermöbelt.
Eigentlich wollte ich ja sofort auf Facebook gehen und X -Man sagen, dass er sich sein Date sonst wo hinschieben kann und so, doch dann fiel mir ein, dass der Computer ja kaputt ist. Aber Dad meinte, er sei in Wahrheit gar nicht kaputt, sondern er hätte ihn nur lahmgelegt, genauso wie er mir mein Handy nur abgeknöpft hat, damit ich nicht mit X -Man telefonieren kann. Das war echt fies von ihm. Aber inzwischen habe ich begriffen, wieso er es getan hat, und bin eigentlich ganz froh darüber. Künftig werde ich nicht mehr mit jedem reden, ich meine, man weiß echt nicht, ob man es mit irgendeinem totalen Freak zu tun hat oder so.
An diesem Abend sind wir ewig lange aufgeblieben und haben Pizza bestellt, und Mum hat Sandwiches gemacht, die tausendmal besser geschmeckt haben. Ich
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