Irgendwas geht immer (German Edition)
obwohl sich viele einig waren, dass der Tod durch Robert Pattinsons Vampirzähne ein durchaus wünschenswertes Ende darstellen würde. In gewisser Weise kann ich das nachvollziehen, aber irgendwie auch wieder nicht. Für meinen Geschmack ist er ein bisschen zu feminin, so als wären Jude Law, Orlando Bloom und Bela Lugosi zu einer Person verschmolzen, um diesen mageren Vampirsprössling auferstehen zu lassen.
Aber Lottie war und ist Doras Sprachrohr und die Einzige, die ihr treu zur Seite steht. Es ist so süß, wenn sie zum Lernen vorbeikommt. Nicht dass die beiden die ganze Zeit über ihren Hausaufgaben sitzen würden, aber wenigstens sind sie zusammen und tuscheln, kichern und hecken Pläne aus, so wie es mit siebzehn sein sollte. Auf den ersten Blick sieht Lottie nicht wie die Freundin aus, die man sich für Dora vorstellen würde. Sie ist zierlich und wirkt sehr zerbrechlich. Der Typ Mädchen, der unter unerklärlichem chronischen Asthma leidet. Rein physisch ist sie das genaue Gegenteil von Dora, und die beiden wünschen sich ständig, wie die andere auszusehen. Lottie wäre gern so groß und vital und hätte Doras gesunde Gesichtsfarbe und ihr glattes Haar. Strohig, aber glatt. Dora hingegen wünscht sich, sie wäre kleiner und femininer und hätte Lotties herrlich milchkaffeefarbenen Mulattenteint. Lottie hat das widerspenstigste Haar, das ich je gesehen habe, eine wild abstehende Afrokrause, die aussieht, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Sie hasst ihr Haar und jammert ständig, dass sie es nicht in den Griff bekommt, wohingegen Dora sich am liebsten sofort daraufstürzen und daran herummanipulieren würde – zusammenbinden, glätten, mit Gel bearbeiten, dreißig Haarspängchen in Schmetterlingsform hineinmachen. Und Lottie lässt alles mit sich machen, was Dora natürlich absolut toll findet. Dora wünscht sich mehr Haare, Lottie weniger. Lottie trägt immer flippige Mützen oder steckt sich Stoffblumen ins Haar, und Dora träumt jede Nacht davon, einmal so exotisch sein zu dürfen.
Wären sie Blumen, wäre Dora eine gelbe Sonnenblume und Lottie eine fuchsiafarbene Orchidee. Natürlich ist keine dieser beiden jugendlichen Schönheiten schon in der Lage, ihre eigene Schönheit zu erkennen, das können sie nur bei der jeweils anderen. Für Letzteres bin ich unendlich dankbar, da Lotties freigiebige Komplimente das Einzige sind, was Dora gelten lässt, deshalb ist es eine wahre Freude, zu hören, wie Lottie sie damit überhäuft. Lang lebe Lottie und ihr großmütiges Naturell, das wahre Wunder zu vollbringen mag.
Ich weiß, dass Dora es nicht ausstehen kann, aber ich kann mich einfach nicht beherrschen. Wenn die beiden zusammen sind, überkommt mich ein übermächtiges Bedürfnis, sie mit einer anständigen Portion Mütterlichkeit zu überhäufen. Ich liebe nichts mehr, als ein Tablett voller Köstlichkeiten für sie herzurichten und es in Doras Zimmer zu bringen. So hat es Pamela früher auch mit mir gemacht, wenn ich für die gefürchtete Uni-Nachprüfung gebüffelt habe, und ich habe nie vergessen, als wie tröstlich ich diese Gesten empfunden habe. Vermutlich ist das mein Versuch, diese liebevolle Zuwendung, die sie mir hat zuteilwerden lassen, an Dora und ihre Freundin weiterzugeben. Natürlich ist dieses Verhalten nicht ganz uneigennützig. Die Befriedigung, die ich daraus ziehe, ist enorm, und ich vermute, dass ich mir tief im Herzen wünsche, sie würden mich einladen, eine Weile bei ihnen zu bleiben. Natürlich würde ich das nie tun, aber die Vorstellung, dass Dora es sich wünscht, ist so schön …
DREIUNDDREISSIG
OSCAR
Der Großteil des Tages entpuppte sich als höchst unerfreulich. Bereits beim Frühstück ließ die durchgeknallte Dora das wahre Ausmaß ihrer monumentalen Ignoranz erkennen, indem sie im Brustton der Überzeugung verkündete, sie verzehre fürderhin ausschließlich weiße Nahrungsmittel. Sie behauptete, aus verlässlicher Quelle (irgendeinem Revolverblatt à la Heat, vermute ich), man könnte beträchtlich an Gewicht verlieren, wenn man die Nahrungszufuhr auf Lebensmittel nur einer Farbe beschränke. Ich möchte vorschlagen, dass Blau in diesem Fall die klügere Wahl wäre, wäre sie dadurch doch zu einer Diät aus Blaubeeren, blauen Smarties und diesen giftig blauen Slush-Puppies-Limonaden gezwungen. Aber wenn ich recht überlege, sind die Genannten repräsentative Vertreter von Dussel-Doras Lieblingsspeisen, womit zu befürchten stünde, dass sich die dumme
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