Irgendwie Top
auch nicht mehr. Er schlief ruhig und friedlich, den Mund ganz leicht geöffnet, das Gesicht ruhig und entspannt. Mit einem ganz feinen, glücklichen Ausdruck, befand Markus liebevoll, strich schon wieder sanft über seine Wange.
Nur bei Tim hatte er bislang das Bedürfnis verspürt, ihm dauernd durch seine Haare zu wuscheln. Bei Alex war es sein Gesicht. Völlig verrückte Welt. Markus der Küsser, fürsorglich und besorgt.
Kopfschüttelnd stand er neben dem Bett und betrachtete Alex.
Vier Jahre in einem Heim, einen Vater, der überfordert gewesen war; Alex' Kindheit schien wirklich nicht gerade berauschend gewesen zu sein. Danach war er nur aufgrund seiner Schönheit und seines Erfolges respektiert, begehrt und beneidet worden. Kein Wunder, dass er niemanden so recht an sich herankommen lassen wollte, auf jemanden wie Arne kalt und gefühllos gewirkt hatte.
Ist er nicht, dachte Markus. Er ist so ganz anders. Einsam, anlehnungsbedürftig und viel schwächer, als er immer tut. Ich durchschaue dich, Alex. Ich kann hinter deine perfekte Maske schauen und sehe, wie du wirklich bist. Und was ich sehe, mag ich ebenso wie alles andere an dir. Du bist perfekt, weil du nicht perfekt bist! Ich mag deine Stärken, ich mag deine Schwächen, ich mag alles, was du bist. Alex hatte ihn freiwillig, bewusst hinter diese offizielle Maske schauen lassen, begann ihm zu vertrauen und Markus wurde sich dessen Gefühlen für ihn auch immer sicherer.
Komisch, vor diesen zehn langen Tagen hatte er vor allem daran gedacht, wie es werden würde, Alex endlich unter sich, den geilsten Sex des Jahrtausends mit diesem Supertypen zu haben. Seit Alex wieder da war, hatte er allerdings kaum noch daran gedacht.
Alex schon. Das schien ihn viel mehr zu beschäftigen, als Markus. Warum wohl? Beinahe kam es ihm so vor, als ob Alex Angst vor dem ersten Analsex hatte. Okay, er hat vermutlich noch nie unten gelegen, ebenso wie ich. Typen wie wir werden nicht flachgelegt, wir legten flach. Es war unbekanntes Terrain. Aber Furcht davor konnte Markus nicht verstehen.
Er grübelte, während er ins Badezimmer ging, um seine Blase zu erleichtern. Würde er denn Angst davor haben, von Alex genommen zu werden? Nein. Es erschien ihm schwer vorstellbar, in dieser Position zu liegen, zuzulassen, dass Alex in ihn eindrang. Er wusste, dass es schmerzen konnte, wusste auch, wie man den anderen ablenken musste. Man musste ihn genügend vorbereiten, sich Zeit lassen, dann wurde es auch für den Passiven schön. Bei diesem Typen mit dem netten Lächeln, Gilbert, da hatte er es so gehandhabt und natürlich mit Arne. Es war klasse gewesen, zu spüren, dass der ebensolche Lust empfunden hatte, wie er. Und nur, weil er sich ein wenig mehr Mühe als sonst gemacht hatte.
Er hatte noch nie darüber nachgedacht, wie es sein würde, selbst genommen zu werden, bis er Alex begegnet war. Aber Angst verspürte er definitiv keine.
Also gab es noch ein Geheimnis um Alex, von dem er noch nichts wusste. Markus' Gedanken kreisten um Alex' Worte, er hätte die Münze nicht geworfen, wenn er nicht gewusst hätte, wie Markus für ihn empfand. Mithin hätte er sie nicht für jemand anderen geworfen, bei keinem anderen riskiert, dass er womöglich verlor. War das nicht auch ein Zeichen von großem Vertrauen? Andererseits war Markus auch erfahren genug, um ihm dabei keine großen Schmerzen zu bereiten und es für ihn zu einem tollen Erlebnis zu machen. Hatte Alex ihn deshalb die Münze werfen lassen? War er sich sicher, dass Markus einen guten Job hinbekommen würde? So viele unbeantwortete Fragen. Verdammt, er sollte nicht immer so viel darüber nachdenken.
Markus zuckte die Achseln und verließ das Badezimmer. Alex würde es ihm schon erzählen, wenn er wieder gesund war. Oder vielleicht auch nicht, aber er gedachte schon, es herauszufinden. Schließlich wollte er es für sie beide zu etwas Besonderem machen und da konnte er einen Alex, der Angst vor Schmerzen hatte, nicht gebrauchen. Es gab verdammt vieles, was er noch nicht von ihm wusste.
Markus räumte ein wenig die Küche auf und setzte sich seufzend vor den Fernseher. Das Programm war mehr als schlecht und so ging er Alex' DVD Sammlung durch. Erstaunlicherweise hatte er gar keine Pornos, weder in dem Regal noch in den Schubladen darunter. Nicht dass Markus der Sinn danach stand, er war nur neugierig. Vermutlich hatte er die woanders untergebracht. Wobei Alex hier ja alleine lebte, also vor wem sollte er
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