Irgendwie Top

eingebracht.
    Wie wird es weitergehen? Markus fragte sich zum ersten Mal, was er für Tim empfand. Er war immer überzeugt gewesen, dass es Liebe war und niemals jemand diesen Platz einnehmen konnte. Und wenn er daran dachte, wie fremde Hände über seinen Körper gewandert waren, dass ein anderer Mund ihn geküsst, ihm Lust bereitete hatte, kroch Kälte durch seine Eingeweide. Dazu hat dieser verdammte, sexgeile Idiot einfach kein Recht! Dieser Typ hatte Tims Unerfahrenheit schamlos ausgenutzt. Er würde ihn entsorgen wie nutzlosen Müll. Oder auch nicht.
    Unwillkürlich musste Markus schmunzeln. Tim hatte ihm keine Nummer gegeben? Schlauer Struppi. Allerdings würde der Typ kaum auf seine Anrufe reagieren. Spätestens am Montag oder Dienstag würde bei Tim der große Herzschmerz einsetzen, wenn er erkennen würde, dass er nur eine schnelle Nummer, ein weiterer anonymer Fick gewesen war.
    Markus wandte den Kopf, fühlte sich versucht, über Tims Haar zu streicheln, die leicht geöffneten Lippen mit dem Finger entlangzufahren, vielleicht zu küssen. Egal, was passiert, Struppi, ich bin immer für dich da. Wenn dir dieser Typ das Herz bricht, schlage ich ihn eigenhändig zusammen. Ich finde ihn und er wird bekommen, was er verdient hat, auch wenn es dir nichts nützen wird. Vielleicht brauchte Tim aber auch einen Reinfall? Es würde ihn vorsichtiger werden lassen. Wahre Liebe war was für Märchen.
    Ich liebe dich, Kleiner , formulierte er tonlos. Daran wird sich nie etwas ändern. Müde schloss er die Augen und überließ sich dem Schlaf.
    *
    Der Montag war immer ein ruhiger Arbeitstag. Markus behandelte vormittags vornehmlich Sportler, die sich am Wochenende übernommen hatten und ihre strapazierten Muskeln gelockert haben wollten. Der Nachmittag war hingegen unverplant. Ihm machte sein Job Spaß. Er traf interessante Menschen, wie den Triathleten Kai, der ihm heute grinsend erzählt hatte, dass er am Wochenende mal eben an einem Triple teilgenommen hatte. Die dreifache Distanz jeder Disziplin: Schwimmen, Radfahren, Laufen!
    Markus schüttelte den Kopf, als Kai von den Strapazen dieses irren Wettkampfes schwärmte, während Markus seine Zwillingswadenmuskulatur lockerte. Markus war sich ziemlich sicher, dass Kai schwul war. Er schien solo zu sein und völlig in seinem Sport aufzugehen.
    „Ich werde deine starken Hände vermissen, wenn ich in den wilden Osten umgezogen bin.“ Kai stöhnte schmerzvoll, als Markus den Muskel langsam dehnte. Er entlockte Kai einen weiteren Schmerzlaut, lockerte den Druck etwas und setzte erneut an.
    „Nur noch ein bisschen durchhalten.“ Markus brummte beruhigend. „Es ist immer erst angenehm, wenn der Schmerz nachlässt.“
    „Wem sagst du das?“ Kai stöhnte und schmunzelte. Markus grinste anzüglich zurück.
    „Wie ist es denn im Osten?“ Markus war nur mäßig interessiert, aber er wollte Kai von dem Schmerz ablenken. Dieser entließ erleichtert die Luft, als Markus die Muskeln abermals zu massieren begann.
    „Die Landschaft ist der Traum. Unglaublich viel Platz um dich. Kaum Menschen und diese Weite ... Einfach genial. Da kann ich super trainieren.“
    Einsam und menschenleer? Nein, nichts für mich. Markus schüttelte sich. Wie sollte man da jemanden für Sex finden? Für jemanden wie Kai, der ständig laufend oder Rad fahrend unterwegs war, mochte es der perfekte Ort sein.
    „Viel Spaß mit den Ossis“, wünschte ihm Markus, als sie sich verabschiedeten. Er sah Kai hinterher. Er mochte dessen drahtig-durchtrainierten Körper. Die meisten machten Bodybuilding wegen des Aussehens und zielten nur auf Muskelmasse ab, aber Kai sah man an, dass er seine Muskeln auch benutzte.
    Nachmittags war nichts los und Markus nutzte seine freie Zeit, um selbst ein wenig zu trainieren. Das war ein Vorteil des Jobs im Fitnessstudio. Er arbeitete konzentriert und fast schon verbissen, denn sein Körper war auch sein Kapital. Seine Muskeln waren beeindruckend und sicherten ihm zuverlässig genügend willigen Nachschub im Bett. Sogar Alex hatte seinen Körper imposant gefunden. Markus lächelte versonnen, als er die Hebel des Gerätes kraftvoll vor seiner Brust zusammendrückte.
    Ganz offenbar nicht nur Alex, denn sein Blick fiel auf einen anderen Mann, der gerade mit seinem Programm fertig war und Richtung Waschräume an ihm vorbei ging. Er blieb stehen und sah bewundernd zu ihm hin. Markus grinste zufrieden und musterte ihn genauer. Er war nur ein wenig kleiner als er selbst, recht