Irgendwie Top
bekommen und wollte gehen, aber er hat mich nicht gelassen.“ Markus schoss herum und musterte Tim erschrocken, suchte automatisch das Gesicht nach Verletzungen ab. Dieser Arsch, der hatte doch nicht etwa ...?
„Hat er dich dazu gezwungen?“
Sofort ruckte Tims Kopf hoch und er schüttelte ihn empört: „Nein! Natürlich nicht. Ich wollte es ja auch.“ Er schwieg, biss sich auf die Unterlippe und bearbeitete sie. Er wirkte schuldbewusst, hielt den Blick gesenkt und Markus hatte urplötzlich Mitleid mit ihm. Immerhin konnte Tim ja nichts dafür. Ganz bestimmt hatte dieser Typ ihn verführt, seine Unerfahrenheit schamlos ausgenutzt. Er würde diesen Wichser finden und ihm ein paar Takte erzählen.
„Mistkerl!“, zischte Markus, doch Tim schüttelte energisch den Kopf.
„Nein! Er hat nichts gemacht, was ich nicht auch wollte, Markus. Ich war nur erschrocken, weil er ohne Umschweife zur Sache kommen wollte und ich doch so gar keine Ahnung davon hatte.“
Markus glaubte ihm. Er wusste, wie Tim aussah, wenn er sich etwas vorgenommen hatte und wild entschlossen war. Er hatte unbedingt Sex haben wollen und ihn bekommen. Aber warum musste er sich auf so einen einlassen? Der würde ihm das Herz brechen. Denn darin unterschied sich Tim ganz wesentlich von ihm: Wenn sein kleiner Bruder sich auf etwas einließ, dann mit Haut und Haaren, inklusive Herzblut. Der Typ würde ihn zerstören.
„Dann war er superzärtlich, hat mich überall geküsst und gestreichelt. Mann, mir war so heiß und ich dachte schon, ich komme davon, wenn er nicht aufhört. Irre!“ Markus musste zuhören, ob er wollte oder nicht. „Ich hatte keine Ahnung, was er tut, aber es hat sich voll toll angefühlt. Er ist mit seiner Zunge über meinen Rücken gefahren und dann hat er seinen Finger reingesteckt. Oh Mann, ich dachte, ich muss schreien, so toll war das!“ Tim kam in Fahrt und Markus konnte nichts tun, um die Bilder vor seinem inneren Auge auszuschalten.
„Er war dann aber ganz vorsichtig und hat immer nachgefragt, ob es okay ist“, fuhr Tim fort. „Es hat auch ganz schön wehgetan am Anfang, trotz Gleitgel. Oh Mann! Er war ganz schön groß und ich habe noch gedacht, dass er da nie im Leben ganz reinpasst, aber hat er!“ Tim lachte triumphierend auf. Markus war schlecht und er fühlte bittere Galle im Mund. So gerne hätte er jetzt einen Drink gehabt, irgendetwas, um dieses miese Gefühl zu vertreiben. Tim fuhr auf den Kerl ab, glasklar. Er würde hart aufschlagen.
„Boah, Markus, es war toll!“, schwärmte Tim weiter vor. „Er hat auch ganz schön gestöhnt und dann wollte er gleich noch einmal mit mir schlafen. Gleich danach!“
Klar, bevor du es dir anders überlegen konntest , dachte Markus bitter.
„Dann hat er mich gefragt, ob wir uns am Samstag im Gaytronic treffen und da du mich nicht fahren konntest, bin ich eben mit dem Fahrrad los und er war wirklich da.“ Verzweifelt versuchte sich Markus an das Gesicht des Jägers auf der Party zu erinnern. Er würde dem Typ die Fresse polieren. Tim klang so begeistert, er würde am Boden zerstört sein, wenn dieser Typ plötzlich nichts mehr von ihm wissen wollte. Oh ja, Markus kannte das zu Genüge. Deshalb gab er ja auch nie seine Telefonnummer raus. Das fehlte noch, dass ihn ein Fick hinterher anheulte. Aber bei Tim war es anders. Der hatte so etwas nicht verdient.
„Wir haben getanzt und sind wieder zu ihm und er hat gesagt, dass ich gut bin und er deshalb nochmal mit mir schläft“, erzählt Tim mit leuchtenden Augen. So ein Hundesohn. Der weiß offenbar genau, wie er den Kleinen um seinen dreckigen Finger wickelt. Mach ihm ein paar Komplimente und schon hüpft er wieder mit dir in die Kiste. Wütend knirschte Markus mit den Zähnen. „Hast du ihm das etwa geglaubt?“
Tim warf ihm einen verunsicherten Blick zu. „Ja. Irgendwie schon. Er klang ehrlich.“
Markus schwieg, denn er brachte es nicht über sich, Tims Höhenflug zu beenden. Noch nicht. Aber er würde ihm klarmachen müssen, was ihn erwartete. Am besten noch heute. Später, wenn er ihn heimgebracht hatte.
„Wir holen erstmal dein Fahrrad vom Club ab“, beschloss er und startete endlich das Auto. Er konnte nichts mehr ändern, nur Tim bestmöglich helfen.
„Danke, Markus, du bist einfach klasse.“ Sein Bruder beugte sich herüber und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Markus zuckte zusammen. Seine Haut brannte unter der kurzen Berührung und er bildete sich ein, dass dieser Kuss
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