Irgendwie Top
ich hier fest! Nie im Leben schaffe ich es rechtzeitig. Mum wird auch sauer auf mich sein.“ Markus nickte zustimmend seufzend. Seine Mutter legte viel Wert auf die gemeinsamen Abende. Sie war glücklich, wenn alle an einem Tisch saßen, ihr Essen lobten und eine glückliche Familie waren. Seufzend blickte Markus auf seine Uhr. Sie hatten noch etwa eine Stunde.
„Wo bist du denn, Struppi? Ich hole dich ab, dann kommen wir zwar beide zu spät, aber wenigstens reißt dir Mum nicht den Kopf ab.“
„Markus, ich liebe dich!“ Tim jubelte am anderen Ende der Leitung und nannte ihm sogleich die Adresse. „Ich warte draußen an der Bushaltestelle auf dich, ja?“
„Gut.“, Markus knurrte. Er hatte keine Lust, diesen Arsch zu treffen, der Tim vögelte. Er war sich nicht sicher, ob er ihm nicht einen deftigen Tritt dahin verpassen würde, wo es besonders weh tat. „Bin gleich da, muss aber erst mein Auto vom Club abholen.“
„Du bist so klasse!“
„Bin ich“, murmelte Markus ergeben und legte auf. Abermals seufzend erhob er sich und zog sich um. Mit dem Bus brauchte er nur knapp zehn Minuten zum Club, schloss sein Auto auf und rief von unterwegs seine Mutter an. Er entschuldigte sich zerknirscht, dass er und Tim später kommen würden, weil er leider zu lange geschlafen hatte.
„Markus!“ Seine Mutter war entsprechend empört: „Hast du dich etwa wieder die ganze Nacht irgendwo herumgetrieben?“ Markus brummte undefinierbar und seine Mutter seufzte tief auf. „Manchmal bedauere ich es doch, dass du keine Frau lieben kannst, Schatz. Deinem Lebenswandel täte es gewiss gut, weibliche Gesellschaft zu haben.“ Markus schluckte hart, hörte nur zu genau ihre tief verborgene Sorge und Enttäuschung heraus.
„Es wäre schön, wenn du jemand findest, in den du dich verlieben kannst“, ergänzte seine Mutter leise, klang dabei sehr hoffnungslos.
„Mama!“ Markus wusste, dass es genervt klang. Im Grunde wusste er, wie tief sie für ihn empfand und mit ihm litt. Manchmal war er sich nicht ganz sicher, ob sie nicht auch ahnte, wie es wirklich um ihn bestellt war, dass sein gutes Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder mehr war, als nur ein solches. Sicher war er sich nicht, dass er es geschickt vor allen verborgen hatte.
„Ich hoffe nur Timothy eifert dir zumindest darin nicht nach“, bemerkte seine Mutter. „Bis später dann.“
Markus ergänzte in Gedanken: Das hoffe ich auch! und konzentrierte sich aufs Autofahren. Er brauchte knapp eine halbe Stunde zu der angegebenen Adresse. Schon am Anfang der Straße erblickte er Tims schlanke Gestalt an der Bushaltestelle. Er hielt direkt davor. Sein Bruder strahlte ihn an und kam rasch heran.
Er sah wirklich gut aus. Zu einer engen Jeans trug er ein T-Shirt mit einem Band-Logo darauf. Irgendein Turm mit flackernden Blitzen, den Namen konnte Markus nicht entziffern.
„Hey, Markus!“ Tim beugte sich vor und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Tausende von Malen hatten sie es getan. Ein reiner Bruderkuss. Er hatte nichts gemeinsam mit jenem Kuss, den er mit Alex ausgetauscht hatte. Irgendwas hatte sich geändert.
Verblüfft leckte sich Markus über die Lippen, blickte irritiert auf Tim, der den Gurt anlegte und sich zufrieden zurück lehnte. Ein leichter Hauch von Rosenduft lag in der Luft. Bevor ihm Tim seine Irritation anmerken konnte, fuhr Markus los.
„Das war voll geil! Mark macht die Werbung für die Band und hat sogar dieses tolle T-Shirt hier entworfen“, erklärte Tim stolz. Markus warf einen finsteren Blick darauf und in seinem Kopf entstand ein unliebsames Bild: Dieser Typ, der Tim das T-Shirt auszog. Große Hände auf nackter Haut, dabei ungebührlich lange auf den Hüften verweilten. Stur starrte Markus geradeaus.
„Er hat es mir geschenkt.“ Tim lächelte glücklich.
„Nettes Geschenk für einen guten Fick“, schlüpfte es Markus ungewollt heraus und er biss sich hastig auf die Lippen. Tim sah ihn augenblicklich verletzt an und schnaubte empört. „Oder hat er dich nicht vorher wieder gefickt?“ Markus warf einen kurzen Blick zu Tim, der sofort rot anlief und ihn mit offenem Mund anstarrte.
Sekundenlang sagte er gar nichts, rang um Worte. Dann sackte er in sich zusammen: „Doch, klar, haben wir ...“ Tim wandte den Blick ab und blickte aus dem Fenster. Er schien über Markus Worte nachzudenken. Oder er blinzelt die Tränen weg.
Markus taten die Worte leid, andererseits befriedigte ihn Tims Betroffenheit. Scheinbar hatte er
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