Irgendwie Top
womöglich anders überlege.“ Noch einmal fuhr sich Markus über die Lippen, dann berührten sie auch schon weiche Haut und er intensivierte den Druck langsam. Wunderbar schmiegten sich die anderen Lippen an seine, zitterten und zuckten ganz leicht unter seiner Berührung. Er öffnete den Mund, wollte lieber ersticken, als den Kontakt unterbrechen. Sein Herz schien ihm direkt durch den Hals nach oben entkommen zu wollen. Seine Zunge fuhr über die fremden Lippen und er schloss die Augen. So herrlich weich und nachgiebig. Eine andere Zunge erkundete seine Lippen, drang in seinen Mund ein, umschmeichelte seine Zunge. Er drückte sie zurück, ließ sich auf ein faszinierendes Spiel ein.
Nie zuvor hatte er so gefühlt, waren ihm andere Lippen derartig begehrenswert erschienen. Selbst Tims Küsse verblassten zu einer vagen und unbedeutenden Erinnerung. Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper und er fühlte sich wie in einem fremden Film gefangen, aus dem es kein Entkommen gab. Als ob ihn Alex in Form des Teufels eingefangen hätte und er in seinem Kuss glühend vergehen würde. Gerade gab es nichts, was dies hier toppen konnte.
Benommen bemerkte er, wie sich Alex von ihm löste und er gab ihn bedauernd frei. Ein herbes Gefühl von Verlust durchzog ihn. Markus schlug frustriert die Augen auf und fand sich in Alex’ Blick gefangen. Sie sahen sich einfach nur an, rührten sich eine ganze Weile gar nicht. Markus hörte nichts. Alex’ braune Augen erfüllten sein Denken und er kostete das verebbende Gefühl des Kusses aus.
„Doch ...“, unterbrach Alex nach gefühlten Ewigkeiten ihr Schweigen. Schlagartig schien die laute Musik wieder einzusetzen. Flackerndes Licht zuckte auf, tauchte sie in die Farben der unzähligen Scheinwerfer. „Ich schätze mal, das war gar nicht schlecht.“ Markus zuckte zusammen. Er fühlte sich, als ob er aus einem tiefen Traum erwachen oder sich durch träges Wasser an die Oberfläche kämpfen müsste. Verblüfft blickte er sich um.
Mehrere Männer starrten sie mit offenen Mündern, staunend, sehnsüchtig, gierig, verblüfft, neidisch oder begeistert an. Markus schluckte, fand sich jedoch hastig wieder in seiner Welt zurecht. Dies war immerhin das Gaytronic. Sein Reich.
„Okay“, meinte er lässiger als er sich fühlte und viel sicherer, als er es war. „Scheint Anklang zu finden.“ Sie lachten beide synchron beim Anblick ihrer Zuschauer auf. Das Lachen brach endgültig den Bann, ermöglichte ihnen zurück in ihre Rollen zu schlüpfen.
„Noch nie zwei Kerle küssen gesehen?“, fragte Alex ihre Zuschauer, die sich hastig zerstreuten, ihnen jedoch immer wieder ungläubige Blicke zuwarfen.
Alex zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Abermals lachten sie los, hieben sich auf die Schultern und prosteten sich anerkennend zu.
„Als ob es hier keine küssenden Kerle geben würde.“ Markus schüttelte den Kopf und hoffte, dass damit auch der letzte Rest Benommenheit verschwinden würde.
„Hey Mann, keine so tollen Typen wie uns. So etwas sieht man eben nicht alle Tage.“
Sein Lachen ebbte ab und er ließ den Blick über die tanzenden Männer gleiten. „Und was hast du nun noch so vor? Ich glaube mein Fick von vorhin ist schon verschwunden.“
„Macht nichts“, meinte Markus gelassen. „Ich finde schon was Passendes für heute.“ Verstohlen warf er Alex einen Blick zu, aber der schien bereits auf der Suche nach dem nächsten Fick zu sein. Markus wandte sich um und sein Blick fiel auf einen hellblonden, schlanken Typ, der unbeholfen immer nur wenige Tanzschritte machte und dabei immer wieder innehielt, wenn ihm jemand zu nahe kam. „Da tanzt meiner.“ Alex folgte seinem Blick und grinste, aber es wirkte anders als sonst, weitaus weniger spöttisch, weitaus weniger wie … nun eben wie Alex, fand Markus.
„Na dann, viel Spaß noch.“ Alex nickte ihm zu, stellte seine leere Flasche ab und stieß sich vom Tresen ab.
„Dir auch“, brachte Markus hervor, sein Herz zog sich zusammen und er fühlte sich … schlecht. Ohne sich umzudrehen, ging Alex davon. Seine schlanke Gestalt verschwand in der Menge, wurde zu einem der vielen Tänzer im zuckenden Licht, der Welt aus Schatten, hämmernden Bässen, Männerkörpern, Sex, Begierde und unerfüllter Sehnsucht.
Markus leerte seine Flasche stellte sie unnötig hart ab. Er fixierte sein Opfer, aber seine Gedanken waren woanders.
Weiche Lippen ... Wie sich der Rest von ihm wohl anfühlen wird?
„Hey! Hast du Lust, was aufregend
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