Irgendwie Top
herum.
„Was ist denn? Du willst doch noch was?“, erkannte Markus glasklar. Augenblicklich lächelte ihn Tim an, nur wie er sich nervös auf die Unterlippe biss, gab seinem Bruder einen Hinweis darauf, dass er ein besonderes Anliegen hatte.
„Morgen ist doch Sonntag ...“ Tim spielte mit den Fingern am Wagenfenster herum. „Da fahren die Busse so beschissen ...“ Markus maß ihn mit einem langen Blick.
„Und?“
„Naja, ich dachte, wenn du morgen eh ins Gaytronic fährst, ob du mich wohl mitnehmen würdest?“ Tim machte eine Pause und hob unsicher den Blick. „Mark wird auch da sein ...“
Na ganz klasse! Der Superstecher wird dort wieder auf Beutefang gehen und ich soll Tim dabei helfen, diesem Arsch sein Ego noch weiter aufzupolieren?
„Ich kann aber nicht lange bleiben“, wandte Markus ein. „Ich muss Montag früh arbeiten.“
„Ist ja nicht so schlimm“, warf Tim hastig ein. „Nur muss ich dann nicht mit dem Rad oder zu Fuß hin und zurück.“ Lächelnd sah er seinen Bruder an und natürlich konnte ihm dieser nichts abschlagen.
„Gut“, brummte er. „Ich hole dich dann ab.“
„Super! Dann lernst du Mark auch mal kennen! Bis dann.“ Tim schlug die Autotür schnell zu, bevor er etwas entgegnen konnte.
Seufzend startete er den Motor. Ganz toll! Darauf, diesen Mistkerl persönlich zu treffen, habe ich ja so was von gar keinen Bock. Immerhin kann ich aufpassen, dass der Tim nicht wieder zu nahe kommt. Besser, der kapiert, dass er es mit mir zu tun bekommt, wenn er Tim je wehtut.
Schon in der Schule hatte sein imposantes Erscheinungsbild dafür gesorgt, dass ein paar Jungs es sich zweimal überlegten, ob sie sich an den schüchternen und schmächtigen Tim ran wagten.
Markus fuhr direkt nachhause. Heute Abend würde er ganz gewiss nicht mehr auf die Piste gehen, dazu war er viel zu müde. Irgendwie war ihm auch gerade nicht wirklich danach.
Er machte sich einen Drink und sah sich einen belanglosen Film an. Irgendwann kramte er den kleinen Zettel aus der Brusttasche, den ihm Tim zugesteckt hatte. Kein Name stand daneben. Gerade, groß und selbstbewusst wirkten die Zahlen auf ihn. Klar, Alex hatte sie aufgeschrieben.
Markus fischte sein Handy aus der Hosentasche und tippte die Nummer sorgfältig ein. Er gab ‚Alex Rotkamp‘ als Namen ein und starrte so lange auf den neuen Eintrag, bis die Beleuchtung des Displays verblasste.
Nun hatte er zwar Alex’ Handynummer, aber er konnte ihn ja kaum wirklich anrufen. Er hatte also Tim angegraben und sich dann mit der Beschreibung eines völlig fremden Typen abspeisen lassen? Noch immer verwunderte das Markus. Wenn Tim wirklich ihn beschrieben hatte, wieso war Alex darauf eingegangen? Er war doch nicht Alex’ Typ.
Er konnte ihn nicht einfach anrufen. Was sollte er sagen? Wie würde es aussehen, wenn er ihn anrief? So als ob der Kuss gestern was Weltbewegendes gewesen wäre? Als ob etwas zwischen ihnen am Laufen war oder Markus ihm nachrennen würde?
Es würde so aussehen, als ob ich was von Alex will. Verdammt, nein!
Markus legte das Handy auf den Couchtisch und versuchte sich auf den Actionfilm zu konzentrieren. So recht gelang es ihm nicht, denn immer wieder wanderte sein Blick zum Telefon. Ich könnte ihm ja eine ganz unverbindliche SMS schicken … Nur so was Nettes, ganz unverfänglich. Ach, Mist, nein, wie würde dass denn aussehen? Als ob ich es nötig hätte …
Schlechtgelaunt ging Markus schließlich ins Bett, lege das Handy neben sein Bett und betrachtete es noch lange, bis er endlich einschlief. Er träumte von Tim und Alex. Und im Traum vermischte sich Tims Gestalt mit Alex', bis nur noch dieser übrig blieb. Markus’ Morgenlatte ließ sich mit diesem Bild auf jeden Fall sehr gut beseitigen.
Erstes Problem gelöst, dachte Markus zufrieden, als er frisch geduscht am Frühstückstisch saß. Der Tag fängt doch schon mal gut an. Den Zettel mit Alex’ Handynummer hatte er vorsichtshalber an den Kühlschrank gepinnt. Man wusste ja nie, was mit dem Handy alles passieren konnte. Wenn es ihm gestohlen würde, oder er es irgendwo fallen ließ, oder die Technik versagte, dann hatte er immer noch diese Nummer.
Toll wäre es natürlich, wenn er Alex heute persönlich im Club treffen würde. Dann bräuchte er sich gar keine Gedanken mehr darüber machen, ihn anzurufen. Tim würde zwar dabei sein, aber nun gut, warum auch nicht? Es war ja nicht so, als ob zwischen ihm und Alex irgendwas laufen würde. Sie waren halt nur
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