Irgendwie Top
musterte seinen Bruder skeptisch und verzog missmutig den Mund.
„Komme ich ja auch. Nur … er hätte mir ja wenigstens mal antworten können.“ Er wirkte trotzig. „Immerhin hatten wir echt geilen Sex. Er hat selbst gesagt, dass ich toll sei.“
Unruhig rutschte Markus auf seinem Stuhl hin und her. Er wollte das nicht hören müssen. Genervt sah er sich nach ihrem Essen um, doch Tim fuhr einfach fort, war in Gedanken eindeutig nicht hier.
„Er hat gesagt, ich wäre wie ein Ferrari!“ Tim lachte glucksend. „Heiß, exklusiv und beschleunige immer gleich von Null auf Hundert!“ Markus’ Unterkiefer klappte ganz von alleine auf. Fassungslos starrte er seinen kleinen Bruder an. Seine Fantasie zeigte ihm hocherotische Bilder: einen Tim, der sich in den Laken räkelte und einen Mark, dessen Hände über diesen perfekten Körper wanderten. Scheiße! Solche Bilder wollte er nicht mal denken.
Markus bemühte sich, unverfänglichere Gesprächsthemen zu finden, dennoch wirkte Tim abwesend. Zu gerne hätte Markus ihn in den Arm genommen, geküsst, ihm durchs Haar gestrichen und versichert, alles würde wieder gut werden. So wie er es früher getan hatte. Irgendwie erschien es ihm falsch, zu intim. Tim war erwachsen und Markus sich nicht sicher, wie er reagieren würde, wenn er seinem Impuls folgen würde.
„Bist du Donnerstag wieder im Club?“, erkundigte sich Tim, als er ihn nach ihrem Essen heimbrachte.
„Freitag ist Feiertag, da werde ich morgen auf jeden Fall was abschleppen.“ Markus biss sich auf die Lippe. Tims Gesicht verzog sich für einen winzigen Moment.
„Du etwa … auch?“, fragte Markus nach.
„Klar. Ich will mich schließlich auch amüsieren.“
Innerlich verdrehte Markus die Augen. Warum meinte der Kleine eigentlich cool tun zu müssen? Er durchschaute ihn eh. Tim hoffte, seinen Stecher wiederzutreffen. Der würde ihn gewiss wieder abblitzen lassen.
„Hin kann ich dich mitnehmen. Nur ich weiß nicht, wie der Abend endet, kann also sein, dass du allein heimmusst.“ Tim strahlte ihn mit seinem typischen Lächeln an, sodass es Markus warm ums Herz wurde.
„Klasse. Ich komm schon klar. 21 Uhr?“ Brummend bestätigte Markus und schaute seinem Bruder nach, der beschwingt zum Haus ging und ihm zuwinkte.
Daheim war Markus’ Briefkasten natürlich leer. Keine Benachrichtigungskarte, kein Alex-Video. Er holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und sein Blick fiel auf den Zettel mit Alex’ Telefonnummer. Er könnte ihm vielleicht eine SMS schicken: Hey, hab gehört, du wärst ein toller Typ. Lust mich mal zu treffen? Das klang ziemlich blöd. Und was sollte er machen, wenn Alex wirklich reagieren würde? Was, wenn er sich mit ihm verabreden wollte?
Stöhnend warf sich Markus auf seine Couch. Warum war es mit Alex so kompliziert? Jeden anderen Typen hätte er einfach angerufen, sich mit ihm getroffen und viel Spaß gehabt. Aber mit Alex war es ganz anders. Mit ihm wollte er sich nicht nur treffen, einmal Sex haben und dann war es das. Dafür war Alex viel zu interessant.
Markus richtete sich verblüfft auf. Was hatte er gerade gedacht? Klar, er wollte Alex flachlegen. Und dann? Ein ‚Dann‘ gab es sonst nie. Der Gedanke lag ihm bitter auf der Zunge. Selbst wenn der überaus unwahrscheinliche Fall einträte, dass er und Alex ins Bett stiegen und dieser sich von ihm vögeln ließe, der Gedanke, dass es das dann gewesen sein könnte, schmeckte Markus seltsamerweise gar nicht.
Seufzend legte er sich zurück, und starrte an die Decke. Was zur Hölle fand er nur an Alex?
Er sieht geil aus. Punkt. Was braucht es mehr? Er kann toll küssen. Er riecht gut. Er lächelt toll. Er ist ganz anders, als alle anderen Männer.
Und völlig unerreichbar.
Was für eine verfickte Scheiße.
Wo ist mein einfaches Leben hin? Warum mache ich mir andauernd Gedanken über diesen Kerl?
Am Donnerstag war es erstaunlich ruhig im Club. Der folgende Feiertag lockte die meisten erst spät auf die Piste. Markus hatte schon drei Typen abblitzen lassen und mindestens sechs hatten versucht, Tim anzumachen, obwohl er danebenstand. Die Letzten beiden hatte Tim jedoch selbst gekonnt abgefertigt. Schmunzelnd drückte Markus ihm ein Bier in die Hand und sah dem letzten Kandidaten kopfschüttelnd nach. Der Kleine war definitiv nicht auf den Mund gefallen, und wenn ihm einer auf die Pelle rückte, wusste er sich schon zu wehren.
„Habe ich richtig gehört? Hat der dich echt gefragt, ob du ihm mal deine süßen Murmeln
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