Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Jenny?«
    »Sie hat sich ein Lager auf dem Dachboden gemacht.«
    »Schon wieder?«
    Ein bestimmter Gedanke fing wieder an, in meinen Kopf zu nagen. Mir war so, als müsste ich irgendetwas tun.
    »Land?«
    »Hmm?«
    »Ach, nichts. Ich geh hin.«
    Jemand war an der Tür und hatte geklopft, nicht geklingelt, was immer ein bisschen ominös ist. Ich öffnete und da stand Friday, vielmehr stand da die anständige, nicht grunzende Version. Und er war nicht allein, sondern hatte zwei Freunde von der ChronoGarde dabei. Alle drei sahen ziemlich ernst aus. Selbst in der properen blassblauen Uniform der ChronoGarde wirkten sie zu jung, um sich betrinken oder wählen zu dürfen, von einer so schrecklich verantwortungsvollen Aufgabe wie dem Surfen auf den Zeitwellen ganz zu schweigen. Ganz so, als würde man einen Zwölfjährigen mit der Aufgabe betrauen, eine Epiduralanästhesie zu machen.
    »Hallo, Schnuckiputz!«, sagte ich. »Sind das deine Freunde?«
    »Das sind meine Kollegen«, sagte Friday spitz. »Und wir sind in offizieller Mission hier.«
    »Ach, du meine Güte!«, sagte ich und versuchte, ihn nicht durch meinen mütterlichen Stolz in Verlegenheit zu bringen, was mir aber auf der ganzen Linie misslang. »Möchtet ihr vielleicht ein Glas Milch oder einen Keks?«
    Friday jedoch war anscheinend nicht in Milch- oder Kekslaune.
    »Jetzt nicht, Mum. Wir haben das Zeitreisen immer noch nicht erfunden.«
    »Vielleicht geht das gar nicht«, antwortete ich, »vielleicht ist es unmöglich.«
    »Wir haben aber die Technologie benutzt, um herzukommen«, sagte Friday mit einwandfreier Logik, »so dass immer noch eine Möglichkeit besteht, sei sie auch noch so klein. Wir haben alle verfügbaren Agenten auf dem Zeitstrom verteilt, damit sie alle infrage kommenden Bereiche nach potenziellen Entdeckungen durchkämmen. Also, wo ist er?«
    »Dein Vater?«
    »Nein, er. Friday, das andere, unterschiedliche Ich.«
    »Das weißt du nicht? Ist das nicht alles schon Geschichte?«
    »Die Zeit ist nicht, wie sie sein sollte. Wenn es so wäre, hätten wir inzwischen die Lösungen. Also, wo ist er?«
    »Bist du hier, um ihn zu ersetzen?«
    »Nein – wir wollen nur mit ihm reden.«
    »Er ist nicht da. Er übt mit seiner Band.«
    »Macht er nicht. Würde es dich überraschen zu hören, dass es gar keine Band gibt, die Klugscheißer heißt?«
    »Oh nein!«, sagte ich schaudernd. »Hat er sie etwa doch Die Wichser genannt?«
    »Nein, nein, Mum, es gibt keine Band .«
    »Er ist hundertprozentig bei seiner Band«, versicherte ich ihm, ließ die Besucher ins Haus und nahm das Telefon vom Tisch in der Diele. »Ich rufe Tobys Dad an. Sie üben nämlich dort in der Garage. Die eignet sich hervorragend dafür, denn Tobys Eltern sind beide so gut wie taub.«
    »Dann hat es wohl wenig Sinn, sie anzurufen, oder?«, sagte der vorwitzigere von Fridays beiden Freunden.
    »Wie heißt du?«
    »Nigel«, sagte er ein wenig verlegen.
    »Klugschwätzer sind nicht besonders beliebt, Nigel.« Ich bedachte ihn mit einem strengen Blick, und er sah weg und tat so, als müsste er seine Uniform nach Fusseln absuchen.
    »Hallo, spreche ich mit Tobys Vater?«, sagte ich, als das Telefon aufgenommen wurde. »Ich bin Fridays Mutter ... Nein, in Wirklichkeit nicht ... Das ist nur in den Büchern so. Ich wollte Sie nur fragen, machen die Jungs in Ihrer Garage Musik?«
    Ich sah Friday und seine Freunde an.
    »Ach, seit mindestens drei Monaten nicht mehr? Das wusste ich nicht. Aber vielen Dank. Guten Abend.«
    Ich legte auf.
    »Also, wo ist er?«, fragte ich.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete der andere Friday. »Und weil er ein freier Radikaler ist, dessen Bewegungen völlig unabhängig von der SEL sind, haben wir auch keine Möglichkeit zu erfahren, wo oder wann er ist. Er hat den nichtsnutzigen, verschlafenen Teenager so gut vorgespiegelt, dass er uns alle hinters Licht geführt hat – vor allem dich.«
    Ich kniff die Augen zusammen. Das war eine neue Entwicklung.
    »Was soll das heißen?«
    »Wir haben neue Informationen und sind der Meinung, Friday könnte die Ursache dafür sein, dass wir die Technologie nicht entdecken, dass er sich mit seinem zukünftigen Ich verschworen hat, um die ChronoGarde zu stürzen!«
    »Das klingt nach einem ganz schwachsinnigen Vorwand, um ihn durch dich zu ersetzen«, sagte ich. Langsam wurde ich ärgerlich.
    »Ich meine es ernst, Mum. Friday ist ein gefährlicher historischer Fundamentalist, der vor nichts zurückschreckt, um sein eigenes

Weitere Kostenlose Bücher