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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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kurzsichtiges Ziel zu erreichen, nämlich die Zeit so zu belassen, wie sie ursprünglich verlaufen sollte. Wenn wir ihn nicht aufhalten, rollt sich die gesamte Geschichte auf und von niemandem von uns bleibt etwas übrig!«
    »Wenn er so gefährlich ist«, sagte ich zögernd, »warum habt ihr ihn dann nicht genichtet?«
    Friday holte tief Luft. »Wie denn, Mum? Er ist eine jüngere Version von mir und der zukünftige Generaldirektor. Wenn wir ihn beseitigen, beseitigen wir uns selbst. Er ist klug, das muss ich ihm lassen. Wenn er allerdings verhindern kann, dass das Zeitreisen erfunden wird, dann weiß er auch, auf welche Weise es ursprünglich erfunden wurde. Deshalb müssen wir unbedingt mit ihm sprechen. Also, wo ist er?«
    »Ich verpfeife doch nicht meinen Sohn, Sohn«, sagte ich, was natürlich etwas verwirrend war.
    »Ich bin dein Sohn, Mum.«
    »Und dich würde ich auch nicht verpfeifen, Schnuckiputz.«
    Friday trat einen Schritt nach vorn und erhob seine Stimme um einen Teilstrich. »Mum, es ist wichtig. Wenn du eine Ahnung hast, wo er sein könnte, dann musst du es uns sagen. Und nenn mich vor meinen Freunden nicht Schnuckiputz.«
    »Ich weiß nicht, wo er ist, Schnuckiputz. Und wenn du in diesem Ton mit mir sprichst, schicke ich dich in dein Zimmer.«
    »Darüber sind wir hinaus, Mutter.«
    »Mum. Es heißt Mum. Friday hat mich immer Mum genannt.«
    »Ich bin Friday, Mum. Dein Friday.«
    »Nein«, sagte ich, »du bist ein anderer Friday, jemand, der er vielleicht wird. Und damit du Bescheid weißt, ich mag den Friday lieber, der kaum sprechen kann und glaubt, Seife sei eine bestimmte Art von Fernsehshow.«
    Friday funkelte mich wütend an. »Du hast genau zehn Stunden, um ihn auszuliefern. Einem ZeitTerroristen Unterschlupf zu gewähren ist ein schweres Vergehen, und die Strafe ist unsagbar unangenehm.«
    Aber ich ließ mich von seinen Drohungen nicht einschüchtern. »Weißt du ganz genau, was du tust?«, fragte ich.
    »Natürlich!«
    »Dann weiß er das logischerweise auch. Warum gehst du nicht und spielst bis zum Abendbrot ein bisschen im Zeitstrom mit deinen kleinen Freunden von SO–12?«
    Friday gab ein schnaubendes Geräusch von sich, drehte sich um und ging davon, und seine Freunde folgten ihm auf dem Fuß.
    Ich schloss die Haustür und ging zu Landen, der am Treppenpfosten lehnte und mich erstaunt ansah. Er hatte jedes Wort gehört.
    »Was zum Teufel ist eigentlich los, Liebling?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Schatz, aber ich fange an zu glauben, dass Friday uns beide zum Narren gehalten hat.«
    »Welcher Friday?«
    »Der haarige, der immer so grunzt. Anscheinend ist er doch kein trotteliger Taugenichts, sondern arbeitet als eine Art historischer Fundamentalist im Untergrund. Wir brauchen Antworten, und ich weiß, wo wir sie finden. Friday hat vielleicht seine Eltern, die SEL und die halbe ChronoGarde ausgetrickst, aber es gibt eine Person, die noch kein Halbwüchsiger je getäuscht hat.«
    »Und wer ist das?«
    »Seine jüngere Schwester.«
     
    »Wieso habt ihr eigentlich so lange gebraucht, bis ihr dahintergekommen seid?«, fragte Tuesday. Für einen Spottpreis bestehend aus einem neuen Fahrrad, einem Geschenkgutschein für Maths-World im Wert von dreißig Pfund und Lasagne an drei aufeinanderfolgenden Abenden hatte sie sich bereit erklärt, ihren Bruder zu verpfeifen. »Er hat auch gar nicht auf Barney Plotz rumgetrampelt, die Briefe und der Anruf waren fingiert. Er brauchte nämlich Zeit für seine Nachforschungen, wie er das genannt hat. Ich weiß nicht, worum es dabei ging, aber er war oft in der Öffentlichen Bücherei und auch bei Oma.«
    »Bei Oma? Wieso denn das? Er isst doch gerne gut.« »Ich weiß nicht«, sagte Tuesday und dachte angestrengt darüber nach. »Er hat gesagt, es hat was mit Mycroft und Chronuption von gewaltigen Ausmaßen zu tun.«
    »Dieser Junge«, murmelte ich finster, »hat uns eine Menge zu erklären.«

30.
    Nun ward der Winter
    Zur größten Geldverschwendung der letzten Jahre gehörte die »Anti-Gotteszorn-Technologie«, die entwickelt wurde, um die Menschheit (zumindest die britische Menschheit) vor einem übereifrigen höheren Wesen zu schützen, das der Bevölkerung die Sünde austreiben will. Ursprünglich ins Leben gerufen von Kanzler Yorrick Kaine, wurde das Projekt gestoppt, nachdem er schmachvoll in Ungnade gefallen war. Gestrichen, aber nicht vergessen – als stumme Mahnung an Kaines unberechenbare und kostspielige Regierung –, wird das Land immer

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