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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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unseres Verständnisses der physischen Welt. Man kann den Lauf der Zeit nicht zurückdrehen, um etwas ungeschehen zu machen, ob es sich nun um gefundene Eier oder ungeschehene historische Ereignisse handelt.«
    »Das Rezept für gefundene Eier«, murmelte ich und erinnerte mich plötzlich an ein Essen im Kreis der Familie zu der Zeit, als gerade die Sache mit Jane Eyre lief. »Mycroft hat es auf eine Serviette gekritzelt, aber Polly hat ihn davon abgehalten. Sie haben sich gestritten, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.«
    »Richtig«, sagte Friday. »Das Rezept war tatsächlich eine Gleichung, die zeigt, wie das zweite Gesetz der Thermodynamik modifiziert werden kann, um die Umkehrbarkeit des Zeitlaufs zu ermöglichen, und beweist, dass man verlorene Eier auf überraschend einfache Weise wiederfinden kann. Das Rezept für gefundene Eier liegt dem Umkehren des Zeitflusses zugrunde, und ohne das gibt es kein Zeitreisen! «
    »Also«, sagte ich nachdenklich, »die Fähigkeit der ChronoGarde, sich in der Zeit zu bewegen, hängt vollkommen davon ab, dass sie dieses Rezept in die Hand bekommt?«
    »So sieht es mehr oder weniger aus, Mum.«
    »Wo ist es denn nun?«, fragte Landen. »Logischerweise muss es noch existieren oder die Wahrscheinlichkeit des Zeitreisens geht gegen null. Da dein zukünftiges Ich vor gerade mal zwanzig Minuten aufgetaucht ist, um versteckte Drohungen auszustoßen, bleibt die Möglichkeit bestehen, dass es einige Zeit vor dem Ende aller Zeiten entdeckt wird, das heißt, irgendwann in den nächsten achtundvierzig Stunden.«
    »Richtig«, sagte Friday. »Und das ist es, was Polly und ich in den letzten zwei Wochen gemacht haben. Wir haben versucht herauszufinden, wo Mycroft es hingelegt hat. Sobald ich das Rezept habe, kann ich es zerstören, die Möglichkeit des Zeitreisens geht gegen null und für die ChronoGarde heißt es Goodnight, Vienna .«
    »Aber warum willst du das?«
    »Je weniger du weißt, Mum, desto besser.«
    »Sie behaupten, dass du ein gefährlicher historischer Fundamentalist bist«, fügte ich vorsichtig hinzu, »ein ZeitTerrorist.«
    »Das müssen sie doch sagen. Der Friday, den du getroffen hast, ist ganz in Ordnung. Er befolgt Befehle, aber er weiß nicht, was ich weiß. Wenn er das wüsste, würde er genau wie ich versuchen, das Rezept zu zerstören. Die EreignisLinie der StandardGeschichte ist völliger Schwachsinn, sie versuchen doch nur, ihre windigen Zeitarbeitjobs zu sichern.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich werde Generaldirektor der ChronoGarde, wenn ich sechsunddreißig bin. Mit achtundsiebzig, in dem Jahr vor meiner Pensionierung, werde ich in das Star Chamber der ChronoGarde aufgenommen, dort tummelt sich die herrschende Elite. Genau dort habe ich einen absolut verheerenden Tatbestand entdeckt. Wenn er publik geworden wäre, hätte man den Betrieb sofort einstellen müssen. Und die Zeitindustrie bringt sechshundert Milliarden im Jahr – Minimum .«
    »Erzähl ihnen, was es ist«, sagte Polly, die neben ihm stand. »Wenn dir irgendetwas passiert, ist vielleicht wenigstens einer von uns in der Lage weiterzumachen.«
    Friday nickte und atmete tief.
    »Ist einem von euch schon aufgefallen, dass die ganze Nation durch einen Mangel an Konzentrationsvermögen offenbar in einen Zustand der Energielosigkeit versetzt worden ist?«
    »Und ob!«, sagte ich, verdrehte die Augen und dachte an das unablässig tickende Read-o-Meter, das die fallenden Leserzahlen anzeigte. »Die Leute lesen keine Bücher mehr, sie scheinen geisttötendes Trash-Fernsehen und endloses Geschwätz über Prominente vorzuziehen.«
    »Genau«, sagte Friday. »Die Lange Sicht ist untergraben worden. Wir können nicht über sechs Monate hinaussehen, wenn überhaupt, und die Kurzfristigkeit wird unser Ende markieren. Es ist allerdings eine Tatsache, dass es nicht so sein müsste – es gibt einen Grund dafür. Die ZeitMaschinen verbrauchen nicht nur enorme Mengen Energie, sie dürfen auch weder vor- noch nachgehen. Das bezieht sich nicht auf Pünktlichkeit, sondern auf die Zeit an sich. Selbst ein Zeitsprung von nur wenigen Minuten verbraucht eine unendlich kleine Menge der abstrakten Vorstellung von der Zeit. Ich spreche dabei nicht von der Hardware, der Uhrzeit, sondern von der Software, welche die Ereignisse in einen Kokon des anhaltenden Geschehens einbettet – das Jetzt .«
    »Oooh!«, murmelte Tuesday, die es als Erste kapiert hatte. »Sie haben das Jetzt angezapft !«
    »Genau, Schwesterherz«,

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