Irische Küsse
und hielt ihm den Käse hin. „Und er sieht sehr gut aus.“
Ewan ergriff ihre Hand und küsste ihre Fingerkuppen, wie sie es von ihm erwartete. Ihre Finger fühlten sich angenehm kühl an, ihre Wangen röteten sich, aber sie entzog sich ihm nicht.
Bevor es zu weiteren Zärtlichkeiten kommen konnte, wurden Hufschläge laut. Ewan fuhr hoch. Ein Reitertrupp näherte sich im raschen Tempo.
Er sprang auf und zog sein Schwert. Aus der Ferne konnte er die Männer nicht erkennen, aber auf keinen Fall durfte er ein Risiko eingehen. Er schob Katherine hinter sich, die gleichfalls mit einem Schreckenslaut aufgesprungen war. Aus den Augenwinkeln nahm er Honora wahr, die mit gezücktem Dolch in Kampfposition ging .
Es waren drei Männer in Rüstung, aber ohne Schild. Beim Näherkommen erkannte Ewan zwei der Reiter, Sir Ademar und Beaulais. Den dritten Mann hatte er nie zuvor gesehen.
Honora näherte sich, kreidebleich im Gesicht. Ihre Angst verblüffte ihn. Nichts und niemand hatte ihr bisher Furcht eingejagt.
Aber dieser dritte Mann machte ihr Angst.
6. KAPITEL
Ewan trat neben Honora und stellte sich schützend vor Katherine. „Wer ist der Fremde?“
„John St. Leger of Ceredys. Der Sohn meines Ehemannes aus erster Ehe und der neue Baron.“ Honora war noch immer aschfahl, aber ihre Stimme klang klar und fest.
Ewan steckte sein Schwert in die Scheide, behielt aber die Hand am Griff. Die Reiter zügelten ihre Pferde, ohne abzusitzen. Kein Wunder, dachte er, das verschaffte ihnen den Vorteil, auf die Ausflügler herabzusehen.
Katherine wollte vortreten, um die Männer zu begrüßen, Ewan aber hielt sie zurück. „Wartet.“
„Warum sind sie uns nachgeritten?“, flüsterte sie und warf ihrer totenblassen Schwester einen besorgten Blick zu.
Honora rührte sich nicht, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Mit unterdrückter Stimme, damit Katherine sie nicht hören konnte, flüsterte sie Ewan zu: „Halte ihn von mir fern.“
Sie hatte so leise gesprochen, dass er beinahe glaubte, er habe sich ihre Worte nur eingebildet. Er nickte beinahe unmerklich, um sie wissen zu lassen, dass er verstanden hatte. Was hatte der Mann ihr angetan?
Lord Beaulais stieg vom Pferd und schenkte Katherine ein falsches Lächeln. Ewans Hand festigte sich um den Schwertgriff. Sollte Beaulais es wagen, die Frauen anzugreifen, würde er bitter dafür bezahlen.
„Wir sahen Euch mit den Damen durchs Burgtor reiten, MacEgan.“ Feixend fügte er hinzu: „Ihr bildet Euch doch nicht etwa ein, Ihr könnt beide haben, wie?“
Ewan verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Beaulais unverwandt ins Gesicht. „Ich entsinne mich nicht, dass Lady Katherine einen der Herren eingeladen hätte.“
„Ihr Vater hat uns alle eingeladen“, korrigierte Beaulais ihn.
Sir Ademar warf Katherine einen flüchtigen Blick zu. Er lächelte nicht und sprach sie auch nicht an, aber etwas an ihm erregte Ewans Argwohn. Eine Wachsamkeit, die einem Ritter gebührte, als wolle er die anderen an einem tätlichen Übergriff hindern.
Im Moment galt Ewans größere Sorge allerdings Honora. Er trat einen Schritt näher an sie heran, während Sir Ademar vom Pferd stieg.
Der Ritter näherte sich der kleinen Gruppe, nachdem er seine beiden Begleiter mit einem warnenden Blick bedacht hatte. „Ich freue mich, Euch zu sehen, M…Mylady Honora. Ihr seht …“, er schien nach den rechten Worten zu suchen, „sehr schön aus. Das heißt, ich m…meine … Euer Antlitz ist wie ein …“
„Ein Diamant. Eine Perle. Nun sucht Euch endlich den richtigen Edelstein aus und kommt zur Sache“, schnarrte Beaulais höhnisch.
Katherine bedachte den kräftigen Rothaarigen mit einem vorwurfsvollen Blick und nickte schließlich Sir Ademar aufmunternd zu. Hochrot im Gesicht, machte der Ritter vor den Damen einen Kniefall. Ewan hatte beinahe Mitleid mit ihm.
Honora erbarmte sich seiner, reichte dem Edelmann die Hand und bat ihn, sich zu erheben. „Danke für Eure Freundlichkeit, Sir Ademar.“
Der weiche Zug in ihrem Gesicht erstaunte Ewan. Meist trug sie eine argwöhnische Miene zur Schau, als sehe sie sich einem Feind gegenüber. Nun aber wirkte sie sanft und gütig, eine anmutige und begehrenswerte Frau.
Ewan störte sich daran, wie sie den Ritter ansah, auch wenn seine Absichten gewiss ehrenhaft waren. Honora schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln, und Ewan hätte ihm am liebsten ihre Hand entrissen. Ein völlig abwegiger Gedanke, denn was scherte es ihn, wenn sie den
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