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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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andererseits befürchtete er, dass sie in ihrer ersten Ehe unglücklich war. Etwas war geschehen, das sie niemandem anvertrauen wollte. Vermutlich war Honora von ihrem Gemahl schlecht behandelt worden.
    In diesem Augenblick erschien Katherine in einem smaragdgrünen Bliaut, der ihre helle zarte Haut und ihre blauen Augen vorteilhaft zur Geltung brachte.
    „Ewan“, begrüßte sie ihn lächelnd. Hinter ihr tauchte Honora mit einem Korb über dem Arm auf. Er entsann sich, dass Katherine sie um ihre Begleitung gebeten hatte. Auch diesmal wirkte Honora verlegen und mürrisch, was er ihr nicht verdenken konnte.
    „Ich hoffe, Ihr fühlt Euch heute besser“, fuhr Katherine fort und betrachtete prüfend die Platzwunde an seiner Lippe.
    „Ja, danke, viel besser“, antwortete Ewan, obgleich sein Arm noch stark schmerzte.
    „Wie erfreulich. Dann wollen wir ausreiten. Ich halte es in den engen Mauern nicht länger aus.“
    Sie saßen auf und ritten im Schritt durch das Burgtor. Katherine führte die kleine Gruppe an, Ewan folgte ihr. Honora blieb anfangs zurück, doch bald brachte sie ihren Zelter neben seinen Wallach. Sie trug einen praktischen grauen Bliaut, ihr Haar war unter einem Schleier verborgen. Ein breiter goldfarbener Gürtel um ihre Taille war der einzige Schmuck. „Ich wollte sie überreden, allein mit dir auszureiten.“
    Ihre Bemerkung war eine Entschuldigung, die er mit einem Achselzucken quittierte. „Es gibt Schlimmeres, als in Gesellschaft zweier schöner Damen auszureiten.“
    „Ich bin nicht schön, das weiß ich sehr wohl. Also mach dich nicht über mich lustig.“ Eine nüchterne Feststellung, die sie keineswegs gereizt von sich gab. Honora drückte ihrem Pferd die Fersen in die Flanken und gesellte sich zu ihrer Schwester.
    Nicht schön? dachte Ewan. Glaubte sie das wirklich? Zugegeben, ihr fehlte die zarte Anmut ihrer Schwester. Aber ihre Wildheit und ihr kurzes schwarzes Haar verliehen Honora ein fremdländisches Flair, das den meisten Männern eher wohl nicht ganz geheuer war.
    Sie hatte sich verändert, mehr als ihm zunächst aufgefallen war. Honora war immer schon außergewöhnlich gewesen mit ihrem Kampfgeist und ihrer Streitsucht, aber er hatte nie eine Bemerkung über ihr Aussehen gemacht. Wer hatte ihr eingeredet, sie sei nicht schön? Ihr Ehemann? Wenn das stimmte, so war es nicht schade, dass der Bastard früh verstorben war.
    Katherine zügelte ihre Stute an einer offenen Lichtung und glitt aus dem Sattel. Honora nahm beide Pferde und band sie an einen tief hängenden Ast eines Ahornbaumes, um sie grasen zu lassen. Der Himmel hatte sich mittlerweile zugezogen, dunkle Wolken ballten sich hinter den bewaldeten Bergen zusammen. Gegen Nachmittag würde es vermutlich regnen.
    Ewan stieg vom Pferd, und Honora führte seinen Wallach wortlos zu den anderen Tieren. Wenn sie sich mit den Pferden beschäftigte, mied sie die Nähe der beiden und gab ihnen die Möglichkeit, unter vier Augen miteinander zu sprechen.
    Katherine machte es sich auf einem Felsbrocken im Gras bequem. Honora begann damit, die Tiere abzureiben. Gelegentlich hielt sie inne und schaute in die Ferne. Der Wind warf ihren Schleier zurück und gab den Blick auf ihr dunkles Haar und ihren schlanken Hals frei.
    Sie wirkte nachdenklich, beinahe sorgenvoll. Ewan wusste nicht, was sie bedrückte, fürchtete aber, dass ihre Sorge nicht nur dem Dieb auf der Burg galt.
    Ihre Blicke begegneten einander. Honora schüttelte in stummem Tadel unmerklich den Kopf und wandte sich ab.
    Ewan besann sich. Er hatte kein Recht, sich in ihr Leben einzumischen, es ging ihn nichts an.
    „Ewan, helft Ihr mir?“
    Katherine bemühte sich, den schweren Korb auf den Felsbrocken zu hieven. Plötzlich begann sein Magen zu knurren, obgleich es noch längst nicht Zeit war, etwas zu sich zu nehmen. Er eilte zu ihr und fragte neugierig. „Was habt Ihr denn Köstliches mitgebracht?“
    „Ich dachte, wir warten mit dem Mahl bis zum Mittag.“
    Ewan bedachte sie mit einem hoffnungsvollen Blick. „Müssen wir so lange ausharren?“
    „Nicht, wenn Ihr jetzt schon hungrig seid.“ Sie lachte hell und öffnete den Deckel desKorbes . Ewan fischte sich einen gebratenen Hühnerschenkel heraus und blickte sich suchend nach Honora um.
    „Willst du dich nicht zu uns gesellen?“, rief er ihr zu.
    „Was?“ Honora hob den Kopf. „Nein. Ich bin nicht hungrig.“
    Ewan setzte sich zu Katherine auf den Stein und überlegte, was er sagen sollte. Dies war die erste

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