Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
diese Besetzung keine Ewigkeit überdauern würde. Doch wir versuchten, so viel wie möglich gemeinsam zu erreichen. Ein Album, ein Jahr auf Tour – das war’s. Dass Ian wieder bei Deep Purple einstieg, erfuhren wir erst sehr spät. Und da hatte sich natürlich schon alles erledigt. Ian und Deep Purple – das war wie eine Traumhochzeit. Wir dachten nie an ein zweites Album, stritten uns nie, kamen gut klar und haben heute noch ein gutes Verhältnis. Es war eine tolle Zeit mit Ian, in der alle viel lachten und von Tag zu Tag lebten. Der letzte gemeinsame Gig im März 1984 in Massachusetts war zugleich der letzte Termin unserer Tour. Ian und Bev verabschiedeten sich.
58: Der letzte Krieger
Nach Ians Ausstieg trafen wir Ozzy, um uns über eine Wiedervereinigung zu unterhalten. In den letzten Jahren hatten solche Diskussionen schon ein oder zwei Mal stattgefunden. Wäre es nur nach uns gegangen, hätten wir das realisiert. Aber Don wollte nicht mit Sharon zusammenarbeiten, und Sharon tat alles, um ihrem Vater aus dem Weg zu gehen. Diese dämlichen Management-Querelen kamen uns vor, als würde man uns ständig einen Knüppel zwischen die Beine werfen.
Wir brauchten einen neuen Sänger, und so hörten Geezer und ich uns in L.A. durch Kisten von Demobändern junger Musiker, die davon träumten, bei Black Sabbath zu singen. Das Tape eines gewissen Ron Keel gefiel mir besonders gut und ich meinte zu Geezer: „Der Kerl ist gut. Hör ihn dir mal an.“
Er legte es ein und war angenehm überrascht.
Wir luden Ron zum Essen ein und nahmen ein paar Drinks. Im Laufe des Abends meinte ich zu ihm: „Ich mag dein Material.“
„Oh, danke!“
„Speziell das dritte Stück…“
„Das bin ich nicht.“
„Wie? Das ist doch dein Tape!“
„Meine Songs sind auf der anderen Seite.“
Er hatte tatsächlich ein Tape mit Demoaufnahmen von zwei Sängern eingeschickt. An diesem Missverständnis waren wir selbst schuld, denn wir hatten die Beschriftung nicht genau studiert. Später startete Ron eine erfolgreiche Karriere, denn er ist ein erstklassiger Vokalist. Er passte halt nicht zu Sabbath. Wir lernten den anderen Musiker nie kennen, denn nach dem Zwischenfall hatten wir die Nase gestrichen voll und engagierten einen Produzenten für die Suche nach einem geeigneten Sänger. Es ist ein mühseliger Job, vergleichbar mit der Casting-Show X-Factor . Man muss sich all die von sich selbst eingenommenen Kids anhören, die eigentlich nur in der Badewanne singen können. Die meisten bringen nicht genügend Leistung.
Uns schwebte ein Sänger mit einer erstklassigen Stimme vor, der optisch zu uns passte und auch die alten Nummern bringen konnte, da das Publikum immer noch die Klassiker hören wollte. Ronnie James Dio unterschied sich deutlich von Ozzy. Allerdings gelang es ihm, die alten Stücke auf seine Art zu interpretieren, wobei der Grundcharakter nie verloren ging. Die meisten Kandidaten brachten das nicht und erreichten noch nicht mal die hohen Noten. Wenn ich so darüber nachdenke, hatte Michael Bolton das besonders gut drauf gehabt.
Den aussichtsreichsten Sängern gaben wir genügend Zeit, um mit den Songs warm zu werden – zum Beispiel David Donato . Mit ihm nahmen wir sogar einige Tracks auf, darunter „No Way Out“, das nach zahlreichen Veränderungen unter dem Titel „The Shining“ auf dem Album Eternal Idol landete. Unterschiedliche Gesangsmelodien, ein neuer Text, ein anderes Arrangement, aber immer noch das ursprüngliche Riff. Dave sah gut aus und war ein prima Kerl, doch seine Stimme wirkte etwas höhenlastig, was in einigen Passagen merkwürdig klang. Bevor wir uns versahen, hatte Don Arden schon Kerrang! zu einer Fotosession eingeladen, obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt hatte: „Wir wollen die Songs noch nicht veröffentlichen, denn unser Entschluss steht noch nicht fest.“
Und dann mussten wir uns von David verabschieden. Nach Millionen von Tapes und unzähligen Sessions hatten wir immer noch keinen Sänger gefunden. Glücklicherweise erledigte sich das Drummer-Problem wie von selbst, denn Bill kehrte zurück. Zumindest sah es danach aus. Im Sommer 1984 stieg er wieder aus. Rein und raus – wie ein Jojo. Bill gehört zu den Menschen, die manchmal schwer zu verstehen sind. Ich kenne ihn schon so viele Jahre, aber ich weiß immer noch nicht, wie er tickt. Und kurz nach Bill verabschiedete sich auch noch Geezer.
So bin schließlich nur ich übrig geblieben. Aus welcher Band hätte ich denn auch
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