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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Mahoney
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wie ein kleines Pferd. Sie heftete ihren Blick auf die schwarze Kreatur und wich langsam zurück, bemüht, nicht über Xans leblosen Körper zu stolpern. Seine gelben Augen leuchteten wie verglimmende Kohle, und aus seinem Maul und der Nase quoll stinkender Rauch, der nach schwelendem Holz roch. Seine blutrote Aura wurde von Sekunde zu Sekunde heller und tauchte die Bäume in ein gespenstisches Licht, er kam langsam auf sie zu. Der Boden brannte und erzitterte unter seinen riesigen Pranken.
    Der Skriker riss sein Maul auf und brüllte.
    Blaue Flammen schossen aus seinem Maul und glitten als gigantische Feuerzungen durch die Baumstämme. Donna warf sich auf den Boden und rollte zur Seite. Ihre Schulter schlug schmerzhaft auf, und ihr Knie krachte gegen einen Baum. Immer wieder ging ihr Blick zu Xan, und sie hoffte inständig, dass der Höllenhund ihn entweder nicht bemerken oder ihn für tot halten würde. Donna versuchte, sich auf Hände und Knie zu stützen, um sich an einem Baumstamm hochzuziehen. Ihre Beine zitterten und ihr ganzer Körper tat höllisch weh. Sie quälte sich durch den Schmerz und erinnerte sich an das entsetzte Kind, das sie einmal gewesen war. Einen Moment lang dachte sie auch an ihren Vater, und dann schaute sie noch einmal zu Xan. Nicht noch einmal , schwor sie sich. Nie wieder .
    Mit dem Rücken an den alten Baum gepresst, zog sie ihre Handschuhe aus. Der samtige Stoff fiel zu Boden. Im Mondlicht sah sie die bernsteinfarbenen Augen des Skrikers, der sie anstarrte. Rauch quoll aus seinem Maul.
    Sein struppiges schwarzes Fell über den angespannten Muskeln wölbte sich. Dann senkte er den Kopf und stürmte auf sie zu.
    Mit einem Mal überkam Donna ein Gefühl völliger Ruhe – trotz der Tatsache, dass sie dem Tod gegenüberstand, war sie vollkommen gelassen. Vielleicht stand sie unter Schock, aber eigentlich war es ihr egal, woher sie diese Kraft nahm. Sie streckte ihre Hände aus und beobachtete, wie sich das Mondlicht in den silbernen Linien, die sich fließend auf und unter ihrer Haut bewegten, widerspiegelte. Das schimmernde Geflecht, das ihre Hände und Arme umgab, schlängelte sich spiralförmig und mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf ihrer Haut herum, bis ihre Finger sich ganz taub anfühlten.
    Der Skriker stürzte sich auf sie. In allerletzter Sekunde ballte sie ihre Fäuste und drehte ihren Kopf zur Seite, bevor er ihren Rücken gegen den Baum schmetterte. Ihre Hände bohrten sich in den Brustkorb der brennenden Kreatur. Ihre silbernen Fäuste hatten sein schwarzes Fell und Fleisch bis hin zu seinem gewaltigen Herz durchschlagen.
    Doch es floss kein Blut, nur blaue Flammen schossen aus ihm heraus – kalt und ohne Gnade für menschliches Fleisch, aber machtlos gegen Donnas magische Arme. Das kalte Eisen, mit dem ihre Haut und Knochen durchsetzt waren, hatte sich wie ein scharfes Messer durch den Skriker geschlitzt. Sie brach unter dem Gewicht der sterbenden Kreatur zusammen. Der Skriker warf seinen riesigen Kopf nach hinten und versuchte sich wieder auf die Beine zu wuchten, ein verzweifelter Versuch, den Todesqualen, die sie ihm zugefügt hatte, zu entkommen.
    Halb zerquetscht und fast bewusstlos hörte Donna die letzten Atemzüge des Skrikers. Sie fühlte einen Anflug von Mitleid für das Wesen, das sie als Kind verunstaltet und ihren Vater getötet hatte. Statt Wut empfand Donna Mitleid und Verständnis für die Kreatur, die ihr so viel Leid zugefügt hatte. Denn Donna hatte begriffen, dass der Skriker nur ein Werkzeug der Waldkönigin war. Er wusste nicht, was er tat; er war einzig und allein erschaffen worden, um Furcht zu verbreiten – und um zu töten, wenn die Furcht nicht ausreichte. Mitleid war ein Gefühl, das Patrick Underwood hoch geschätzt hatte, und Donna war sich sicher, dass ihr Vater stolz auf sie gewesen wäre.
    Jetzt, da sie halb zerquetscht unter dem riesigen Körper des Skrikers lag, spürte sie, dass man etwas töten und gleichzeitig Mitleid empfinden konnte.
    Nach ein paar Minuten gelang es Donna, unter dem schweren Kadaver hervorzukriechen. Sie stemmte ihre zitternden Beine gegen den leblosen Körper und drückte mit aller Kraft dagegen. Dann rollte sie sich zur Seite, und der riesige Kopf mit heraushängender Zunge kippte nach vorne. Donna zuckte vor Schmerzen zusammen, als sie durch die noch immer brennende Glut kroch, die überall auf dem Boden lag.
    Ihre Jeans boten ihr nicht wirklich ausreichend Schutz. Einen Moment lang fragte sie sich, warum es nicht

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