Iron Witch
nicht da bist, dann komme ich zurück und hole dich.«
Donna seufzte frustriert. »Du musst warten, das ist die Abmachung. Du gehst vor – du musst Maker helfen –, und ich kümmere mich um die Waldkönigin. Dann komme ich nach. So einfach ist das.« Trotzig schob sie ihr Kinn nach vorne, damit keiner auch nur auf den Gedanken käme, mit ihr zu diskutieren.
Überraschend meldete sich Maker zu Wort. »Donna, du hast das Elixier doch nicht wirklich dabei, oder?« Er sprach sehr leise, damit nur sie ihn hören konnte.
Donna hielt seinem besorgten Blick stand. »Maker, du musst jetzt mit den anderen gehen.«
»Du weißt hoffentlich, was passieren würde, wenn sie es in die Hände bekommen«, fuhr der Alchemist fort, und vor lauter Aufregung wurde seine Stimme zunehmend lauter.
Um ehrlich zu sein , dachte sie, weiß ich es nicht. Ich weiß rein gar nichts . Sie konnte nur ihrer inneren Eingebung folgen und hoffen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Mit ruhigem Blick und fester Stimme gab sie Navin Anweisungen. »Bitte hilf ihm auf dem Pfad«, sagte sie und deutete auf Maker. »Xan führt euch und öffnet den Durchgang.« Sie erhaschte Xans Blick und nickte ihm zu. Sie hoffte so sehr, dass er alle in Sicherheit bringen konnte.
Sie wusste nicht, was passieren würde, wenn sie weg waren, aber sie war fest entschlossen, dass niemand mehr wegen ihr zu Schaden kommen sollte. Das hier war ihre Gelegenheit wiedergutzumachen, was man Navin angetan hatte.
Aliettes brüchige Stimme durchschnitt die Stille und schreckte Donna auf. »Ihr werdet das Elfenland verlassen und nie wieder zurückkehren.« Sie richtete ihren moosigen Blick auf Xan. »Ich werde Vorkehrungen treffen, dass die Tür, die ihr geöffnet habt, für immer geschlossen wird, Halbblut . Wagt es nicht, den Alten Pfad noch einmal zu betreten.«
Donna bemerkte den neugierigen Blick, den Navin Xan zuwarf, und seufzte. Sie wusste, falls sie heil hier rauskamen, dann hatte sie einiges zu erklären.
Xan nahm ihre Hand und drückte sie, wie wenn er versuchte ihr etwas mitzuteilen. Ein Gefühl von Traurigkeit überkam Donna, aber auch das würde sie nicht aufhalten. Sie wollte ihm unbedingt noch etwas sagen – irgendetwas Bedeutsames über die Gefühle, die sie für ihn hegte, seit sie ihn kennengelernt hatte. Aber so viel war passiert, und es war noch nicht vorbei – und irgendwie schien es nicht der richtige Zeitpunkt zu sein. Sie wollte, dass er wusste, wie wichtig er ihr in den letzten Tagen geworden war, aber ihre Stimme wollte ihr einfach nicht gehorchen. Das Fundament ihrer Freundschaft waren Verlust und Schmerz sowie das Wissen, dass sie ein Teil von etwas Größerem mit ganz besonderen Fähigkeiten waren, wenngleich all das unter einer Schicht aus Narben begraben lag.
Nav umarmte sie und führte Maker dann in den Tunnel aus Blättern und Bäumen. Xan beeilte sich, sie einzuholen. Er schaute noch einmal zurück und warf ihr einen kurzen, grimmigen Blick zu – sie wusste, dass er ihr hiermit zu verstehen gab, sie solle vorsichtig sein, andernfalls bekäme sie mächtig Ärger .
Donna Underwood blieb alleine zurück, mitten im Wald von Ironwood unter einem bösartig ausschauenden Himmel. Allein stand sie der Waldkönigin und sechs ihrer verkommenen Elfen gegenüber, während der Mond durch die entschwindenden Wolken lugte.
Zwanzig
G ib mir das Elixier«, verlangte die Waldkönigin.
Donna wich langsam zurück an den Rand der Lichtung. Sie wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Thron bringen.
»Sofort!«
Aliettes Stimme hörte sich wieder an wie Fingernägel, die über eine Tafel kratzen, die Art von Geräusch, bei dem sich jedes Nackenhaar einzeln aufstellt. Mit einem Mal breiteten sich fürchterliche, stechende Schmerzen in Donnas Armen und Händen aus, und sie zuckte zusammen; sie ballte ihre Hände zu Fäusten und hielt die Luft an, bis die Krämpfe nachließen. Es schien, als ob es einen Zusammenhang gäbe zwischen ihren Schmerzen und der Energie, die die Waldkönigin verbrauchte, denn je mehr sie sich aufregte, desto mehr schmerzten Donnas Hände. Sie biss die Zähne zusammen und wich noch ein Stück zurück.
»Hier ist es, Eure Majestät«, sagte sie. Es fiel ihr schwer, die Worte durch ihre klappernden Zähne zu pressen. Sie hielt das Fläschchen in ihrer zitternden Hand und hatte fürchterliche Angst, dass das Glas jeden Moment zerbrechen könnte. Derweil wich sie langsam weiter zurück.
Die
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