Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
Vom Netzwerk:
man Maggie zu ihm herein. Ihre Augen waren ganz rot vom vielen Weinen. Sie zitterte und schien völlig aufgewühlt zu sein. Jack ging davon aus, dass Sergeant Schiller sie aufgetrieben hatte, damit sie ihm ins Gewissen redete und ihn dazu trieb, den Mord an Randy zu gestehen.
    »Hallo, Margaret-Ann«, begrüßte er sie.
    Maggie setzte sich und nestelte an ihrem durchnässten Taschentuch herum. Sie trug den breitschultrigen, orangefarbenen Anzug, den er besonders verabscheute. Darin wirkte sie immer leichenblass und kränklich, selbst wenn sie es nicht war. Und schlimmer noch: Sie glaubte allen Ernstes, dass sie damit Krystle aus dem Denver-Clan ähnelte, und benahm sich entsprechend. Wie eine Heilige, blauäugig und schrecklich pragmatisch.
    »Hallo Jack«, flüsterte sie und räusperte sich.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte er sich bei ihr.
    »Ich bin schrecklich mitgenommen, was dachtest du denn?«
    »Wie geht’s der gesegneten Velma?«
    »Ich wünschte, du würdest sie nicht so nennen.«
    »Also gut, wie geht’s der unansehnlichen, überaus gewöhnlichen Velma?«
    »Es geht ihr ganz gut, danke der Nachfrage«, erwiderte Maggie mit einer Höflichkeit, die nur mühsam den dahinter lauernden Hass kaschierte.
    »Und Herman?«
    »Dem geht es auch ganz gut.«
    Jack nickte beifällig. »Das ist ja großartig. Herman und Velma, eine im Himmel geschlossene Ehe. Na ja, eigentlich wurden sie in Manitowoc vermählt. Aber das kommt wohl fast aufs Gleiche raus.«
    Maggie schluckte und setzte dann zu einem leisen, dennoch mit gefasster Stimme vorgetragenen Monolog an, den sie wohl vorher auswendig gelernt hatte: »Jack, ich weiß, dass du mich nicht mehr liebst – und damit werde ich wohl umgehen können. Ich kann damit umgehen, denn ich habe meine Schwester und meine Schulungen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und ganz viele Freunde, die mich unterstützen, aber ich habe genauso ein Recht auf Randy wie du, und ich muss wissen, wo er ist.«
    »Ich kann dir nicht sagen, wo er ist«, entgegnete Jack.
    »Aber warum? Ich habe ein Recht darauf, das zu erfahren! Er ist schließlich auch mein Sohn! Ich liebe ihn!«
    »Ich kann dir einfach nicht sagen, wo er ist. Punkt«, wiederholte Jack. »Tut mir leid.« Es tat ihm tatsächlich leid. Was auch immer er von Maggie hielt, er wusste, dass sie wegen Randy schreckliche Ängste ausstand und die Ungewissheit sie fast verrückt machte, genau wie ihn. Und das war ein Schmerz, den er niemandem wünschte.
    »Ist er in Sicherheit?«, fragte Maggie.
    Jack nickte. »Ich glaube schon.«
    »Was meinst du damit: ›Ich glaube schon‹? Weißt du es denn nicht sicher?«
    »Nein!«, antwortete Jack. »Wenn du die Wahrheit hören willst: Ich weiß es nicht. Aber ich tue alles, was in meiner Macht steht, das kannst du mir glauben.«
    »Während du hier eingesperrt bist? Was kannst du denn von hier aus tun?«
    »Darüber bin ich mir noch nicht ganz im Klaren. Aber ich habe schon einige vielversprechende Ideen.«
    »Jack, hör mal! Ich befehle dir, mir sofort zu sagen, wo er ist!«
    »Sorry, Margaret-Ann«, entgegnete Jack.
    Maggie schwieg eine Weile, während sie weiter an ihrem Taschentuch herumzupfte und sich auf die Lippen biss. Mit einem Satz stürzte sie sich unvermittelt auf ihn, schlug ihm ins Gesicht und riss an seinem Hemd.
    »Ich hasse dich!«, brüllte sie. »Ich hasse dich! Ich hasse dich!«
    Sofort flog die Tür zum Verhörzimmer auf und eine uniformierte Polizistin ergriff Maggie am Arm. Sie ließ von Jack ab, das Gesicht tränenüberströmt. »Wenn du unserem Sohn auch nur ein Haar gekrümmt hast«, schluchzte sie, »dann bringe ich dich um!«
    Jack drehte ihr den Rücken zu. Er konnte ja sonst nichts weiter tun. Er hörte sie noch ein- oder zweimal schluchzen, ehe sie unter den tröstenden Worten der Polizisten den Raum verließ.
    Als sie gegangen war, kam Sergeant Schiller herein. Er stellte sich eine Weile neben Jack und hielt dann etwas vor sich, das er die ganze Zeit hinter seinem Rücken versteckt gehalten hatte. Es waren eine einfache Holzflöte und dazu einige handbeschriebene Zettel. Jack erkannte den Namen »Awen«.
    »Wollen Sie mir etwas dazu sagen?«, fragte er. »Das hat der Sekretär Ihres Anwalts soeben bei uns abgeliefert.«
    »Folk-Musik«, erklärte Jack.
    » Folk-Musik? Man wirft Ihnen Kidnapping und Mord vor und Sie wollen Folk-Musik spielen?«
    »Na und, was geht Sie das an?«
    Für Jack war es eine ziemliche Herausforderung, so knallhart zu tun, aber er wusste,

Weitere Kostenlose Bücher