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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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an nichts anderes mehr denken können. Jetzt, wo er wieder hier war, spürte er ein Kribbeln wie beim allerersten Mal, als er es für sich entdeckt hatte. Sich dem Eingang des Gewächshauses zu nähern, fühlte sich an, als hielte er auf dem Dach eines Hochhauses auf den Abgrund zu und verspürte beim Blick in die Tiefe den irrationalen Drang zu springen. Oder als nähme er ein Küchenmesser mit frisch geschärfter Klinge zur Hand, um sich zu fragen, wie es sich wohl anfühlte, damit über die eigene Zunge zu fahren.
    Als er den Türgriff berührte, erkannte er, dass er nicht wirklich gekommen war, um nach einem Hausbesetzer namens Lester Ausschau zu halten. Definitiv nicht. Er war hergekommen, weil er ohne das Haus einfach nicht sein konnte.
    Jack drehte den Knauf. Mit einem leisen Knarzen schwang die Tür auf.
    Willkommen zurück, Jack.
    Er atmete tief ein und nahm den eigenartigen Geruch in sich auf, den er als Mischung aus Essig, Staub und Feuchtigkeit bereits kannte. Er war unangenehm und doch seltsam verlockend, ganz ähnlich wie bei Rollmops. Jack suchte das Gewächshaus mit seiner Taschenlampe ab, aber mehr als zerbrochenes Glas und umgeworfene Töpfe konnte er im schmalen Lichtkegel nicht erkennen.
    Randy und Karen zögerten noch, das Haus zu betreten. Jack drehte sich zu ihnen um und sagte: »So weit, so gut. Kommt ihr rein?«
    Er trat selbst entschlossen ins Innere und ging die Stufen hinauf in die Empfangshalle. Randy und Karen folgten ihm zögernd. »Kannst du mal in meine Richtung leuchten? Ich kann gar nichts sehen, verdammt«, forderte ihn Karen auf.
    Sie erreichten die Halle, in der die zwei blinden Statuen postiert waren. Jack richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Decke. Er tauchte kurz den Leuchter und seinen Spinnwebenteppich in schummriges Licht. Für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als ob eine riesige, durchsichtige Spinnenhaut von dem staubigen Glas herabhing.
    Jack lauschte. »Kann nichts hören«, bemerkte er.
    Karen öffnete ihre Handtasche und nahm Kaugummis mit Zitronengeschmack heraus. Einen gab sie Randy und wickelte dann einen weiteren für sich selbst aus. Sie standen in der riesigen, dunklen Halle und lauschten auf den heruntertropfenden Regen und das unablässige Kaugummi-Geschmatze von Karen.
    »Wo, hast du gesagt, hast du Lester getroffen?«, erkundigte sich Jack, der seine Maglite jetzt auf die linke Treppe richtete.
    »Oben«, flüsterte Randy, »ganz oben unterm Dach.«
    »Also gut«, antwortete Jack, »dann gehen wir jetzt mal dorthin und sagen Hallo.«
    Er erklomm entschlossen die Stufen. Karen und Randy folgten ihm weitaus zögerlicher. Karens hochhackige Schuhe warfen ein endloses Echo durch das Gebäude. »Das nenne ich ein sinnloses Unterfangen«, bemerkte Karen. »Ich muss verrückt sein, dass ich in einer Nacht wie dieser an einen solchen Ort mitkomme. Wisst ihr das? Bei mir tickt’s nicht mehr richtig.«
    Randy sagte gar nichts. Jetzt, da sie tatsächlich in The Oaks waren, machte er sich schreckliche Sorgen, dass Lester sauer auf ihn sein würde, weil er seinem Vater von ihm erzählt hatte. Und was war mit den anderen, den gemeingefährlichen Leuten in der Wand, die hinter Schloss und Riegel gehörten?
    Sie erreichten das erste Stockwerk. Einen Moment lang dachte Randy, dass er wieder jemanden singen hörte:
    Lavendelblau, dideldei;
    Lavendel, hier gehör ich hin.
    Hier bin ich König, dideldei;
    Und du wirst Königin.
    Jack hielt inne, legte den Kopf schräg und lauschte.
    »Hast du das gehört?«, fragte er Karen.
    »Jack, Schätzchen, deine Fantasie geht mit dir durch«, erwiderte sie nur.
    Doch Randy mischte sich ein: »Ich habe etwas gehört. Jemanden, der singt.«
    »Ich auch«, bestätigte Jack. Er begann, langsam den östlichen Gang entlangzulaufen, und rüttelte an sämtlichen Türen, obwohl er von seinem letzten Besuch noch wusste, dass sie allesamt verschlossen waren. Von Zeit zu Zeit leuchtete er mit der Taschenlampe durch eines der Schlüssellöcher und spähte hinein.
    »Hier ist jemand«, sagte er leise. »Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Na, und wer? «,wollte Karen wissen. »Und wo ist er?« Trotz ihrer Ungewissheit kam sie klipp-klapp auf ihn zustolziert, um ihn am Arm zu packen. »Weißt du was? Ich hasse diesen Ort wirklich. Er erinnert mich an das Krankenhaus, in dem meine Großmutter gestorben ist.«
    Doch Jack lief weiter durch den Gang und rüttelte an sämtlichen Türgriffen, lugte durch die Schlüssellöcher, beschleunigte

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