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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»Was es immer wieder sagt.«
    So zusammenhängend hatte sie sich in ihrem Koma noch nie ausgedrückt, und nur selten hatte sie während eines Besuchs so viel gesagt.
    »Barbara?«
    »Ich will wissen, was es sagt … das Meer.«
    Die Hand bewegte sich zur Brust, und die Falten auf der Stirn verschwanden. Die Augen, die sich beim Sprechen unter den Lidern bewegt hatten, wurden wieder starr.
    Mit gehobenem Kugelschreiber wartete Billy, doch nun war Barbara so still wie das ganze Zimmer. Wieder wurde die Stille tiefer, bis er das Gefühl hatte, nun gehen zu müssen, damit er nicht das Schicksal einer in Bernstein eingeschlossenen Fliege erlitt.
    In diesem Schweigen würde Barbara nun stunden- oder tag e lang liegen, vielleicht auch für immer.
    Er küsste sie, aber nicht auf den Mund. Das wäre ihm wie eine Schändung vorgekommen. Ihre Wange war weich und kühl unter seinen Lippen.
    Drei Jahre, zehn Monate und vier Tage lag sie nun schon in diesem Koma, in dem sie einen Monat nach dem Tag versunken war, an dem sie von Billy den Verlobungsring überreicht bekommen hatte.
     

4

    Auf die völlige Abgeschiedenheit, die Lanny genoss, musste Billy zwar verzichten, doch immerhin wohnte er auf einem riesigen, von Erlen und Himalajazedern abg e schirmten Grun d stück, an einer Straße mit wenigen Häusern.
    Seine Nachbarn kannte er nicht. Womöglich hätte er sie selbst dann nicht gekannt, wenn sie in größerer Nähe gewohnt hätten. Er war dankbar für ihr Desinteresse.
    Die Erbauer des Hauses und der Architekt hatten sich offenbar nach zähen Verhandlungen auf einen Kompromiss geeinigt, der halb wie ein Bungalow und halb wie eine noble Blockhütte aussah. Der Grundriss war der eines Bungalows. Die vom Wetter versilberte Verschalung aus Zedernholz erinnerte ebenso an eine Blockhütte wie die vordere Veranda, deren Dach von roh behauenen Pfosten getragen wurde.
    Im Gegensatz zu den meisten architektonisch widersprüchl i chen Häusern sah dieses gemütlich aus. Die Fenster aus geschliffenem Glas – echter Bungalowstil – funkelten wie Diamanten, wenn innen Licht brannte. Auf dem Dach drehte sich eine Wetterfahne in Form eines springenden Hirschs selbst dann mit träger Anmut, wenn der Wind böig wurde.
    Hinter dem Haus stand eine Garage, in der Billy auch seine Holzwerkstatt untergebracht hatte.
    Nachdem er den Wagen dort abgestellt und das große Tor geschlossen hatte, ging er durch den Garten aufs Haus zu. Er hörte eine Eule schreien, und als er sich umwandte, sah er den Vogel auf dem First des Garagendachs sitzen.
    Keine andere Eule antwortete, doch Billy meinte, Mäuse quieken zu hören. Fast konnte er spüren, wie sie unter dem Gesträuch zitterten und sich nach dem hohen Gras jenseits des Gartens sehnten.
    Sein Hirn fühlte sich benebelt an, seine Gedanken waren konfus. Er blieb kurz stehen und atmete tief ein. Der würzige Duft, den die Rinde und die Nadeln der Zedern verströmten, war so scharf, dass sein Kopf wieder klar wurde.
    Leider war diese Klarheit unerfreulich. Billy trank zwar kaum Alkohol, aber jetzt wollte er ein Bier und einen Schnaps.
    Die Sterne sahen hart aus. Sie standen hell am wolkenlosen Himmel, doch das Gefühl, das sie ihm vermittelten, war Härte.
    Weder die Treppenstufen noch die Bohlen der Veranda knar r ten. Er hatte viel Zeit, dafür zu sorgen, dass sein Haus in einem guten Zustand war.
    Die Küche hatte er nach dem Einzug vollständig ausgeräumt und dann eigenhändig mit neuen Schränken ausgestattet. Sie waren aus Kirschholz mit dunkler Maserung.
    Auch die Bodenfliesen hatte er selbst gelegt, Quadrate aus schwarzem Granit. Aus demselben Stein waren die Arbeitsfl ä chen.
    Schnörkellos und einfach. In diesem Stil hatte er das ganze Haus renovieren wollen, war dann jedoch vom Weg abgeko m men.
    Er goss eine Flasche kaltes Guinness in einen Bierkrug und fügte einen Schuss Bourbon hinzu. Wenn er schon mal etwas trank, dann wollte er einen kräftigen Geschmack. Als er sich gerade ein Sandwich mit Rauchfleisch machte, läutete das Telefon. »Hallo?«
    Der Anrufer meldete sich selbst dann nicht, als Billy noch einmal hallo sagte. Normalerweise hätte Billy angenommen, dass die Leitung tot war. Heute Abend nicht.
    Während er lauschte, zog er die Botschaft aus seiner Tasche. Er faltete sie auseinander, legte sie auf die schwarze Granitplatte und glättete sie mit der Hand.
    Hohl wie eine Glocke ohne Klöppel war die offene Leitung, die keinerlei statisches Rauschen von sich gab. Billy hörte

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