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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schnell er das Bier trank. Jede Flasche war wie ein Faustschlag, und am liebsten hätte er sich k. o. geschlagen.
    Das dritte Bier nahm er mit ins Wohnzimmer, wo er sich auf seinem Liegesessel niederließ. Er trank im Dunkeln.
    Emotionelle Erschöpfung konnte genauso lähmend sein wie ihr körperliches Gegenstück. Alle Kraft war von ihm gewichen.
    Die Uhr zeigte auf ein Uhr vierundvierzig, als ihn das Telefon weckte. Er sprang auf, als wäre der Sessel ein Katapult. Die leere Bierflasche rollte über den Boden.
    In der Hoffnung, Lannys Stimme zu hören, riss er schon beim vierten Läuten den Hörer des Küchentelefons an sich. Sein »Hallo?« wurde nicht erwidert.
    Der Lauscher. Der Irre.
    Aus Erfahrung wusste Billy, dass eine Strategie des Schwe i gens zu nichts führte. »Was wollen Sie von mir?«, fragte er.
    »Warum ich?«
    Der Anrufer gab keine Antwort.
    »Ich werde nicht mitspielen«, sagte Billy, doch das war zie m lich lahm, denn sie wussten beide, dass er bereits hineingezogen worden war.
    Es hätte ihn schon erleichtert, wenn der Mörder wenigstens mit einem leisen, höhnischen Lachen reagiert hätte, doch da kam nichts.
    »Sie sind krank, Sie sind pervers.« Als auch das zu keiner Reaktion führte, erhöhte Billy den Einsatz: »Menschlicher Abschaum sind Sie.«
    Das klang alles schwach und wirkungslos, und in der Zeit, in der Billy lebte, waren solche Beleidigungen tatsächlich nicht mehr besonders krass. Wahrscheinlich gab es irgendeine Heavy-Metal-Band, die sich Krank und pervers nannte, und eine andere hieß bestimmt Menschlicher Abschaum.
    Der Irre ließ sich nicht aus der Reserve locken. Er legte auf.
    Als Billy das ebenfalls tat, merkte er, dass seine Hände zitte r ten. Außerdem waren die Handflächen feucht geworden, weshalb er sie am Hemd abwischte.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke, den er eigentlich schon hätte haben sollen, als der Mörder ihn das erste Mal angerufen hatte. Er ging zum Telefon, griff zum Hörer, lauschte einen Auge n blick und tippte dann *69 ein, die Nummer für einen automatischen Rückruf.
    Am anderen Ende der Leitung läutete das Telefon, es läutete und läutete, aber niemand hob ab.
    Die Nummer auf der Digitalanzeige an Billys Apparat war ihm jedoch vertraut. Es war die von Lanny.
     

10

    Flankiert von hohen Eichen, stand die Kirche im Sterne n lichtan der Landstraße, etwa einen halben Kilometer vonder Abzweigung zu Lanny Olsens Haus entfernt.
    Billy lenkte seinen Wagen zur Südwestecke des Parkplatzes. Im schützenden Dunkel einer gewaltigen Kalifornischen Lebenseiche schaltete er Scheinwerfer und Motor aus.
    Malerische, kalkweiß verputzte Mauern mit dekorativen Stützpfeilern stiegen zu einem Ziegeldach empor. In einer Nische des Glockenturms stand eine Statue der Gottesmutter, die der leidenden Menschheit ihre offenen Arme entgege n streckte.
    Ein Kind, das hier getauft wurde, hatte bestimmt die besten Chancen, heiliggesprochen zu werden. Eine Ehe, die hier geschlossen wurde, versprach ohne Zweifel lebenslanges Glück, egal, welches Temperament Braut und Bräutigam hatten.
    Natürlich hatte Billy einen Revolver dabei.
    Es war zwar eine alte, vor langer Zeit gekaufte Waffe, doch sie funktionierte tadellos. Er hatte sie gut gereinigt und ordnung s gemäß aufbewahrt.
    Neben dem Revolver hatte eine Schachtel mit Patronen Kal i ber.38 gelegen. Die Dinger wiesen keinerlei Anzeichen von Korrosion auf.
    Als er die Waffe aus ihrem Karton genommen hatte, da hatte sie sich schwerer angefühlt als früher. Nun nahm er sie vom Beifahrersitz, und sie fühlte sich immer noch schwer an.
    Es handelte sich um eine Smith & Wesson, die nur etwa tausend Gramm wog. Das zusätzliche Gewicht, das er spürte, bestand vielleicht aus ihrer Geschichte.
    Er stieg aus und schloss ab.
    Auf der Landstraße fuhr ein einzelner Wagen vorbei. Das Licht der Scheinwerfer reichte bei weitem nicht bis dorthin, wo Billy stand.
    Das Pfarrhaus befand sich auf der anderen Seite der Kirche. Selbst wenn der Pfarrer an Schlaflosigkeit litt, konnte er Billys Wagen nicht gehört haben.
    Billy ging unter der Eiche hindurch und trat aus ihrem Schutz auf eine Wiese, deren wildes Gras ihm bis zu den Knien reichte.
    Im Frühling hatten sich Kaskaden aus Mohnblumen hier über den Hang ergossen, so orangerot wie ein Lavastrom. Nun waren sie verdorrt und verschwunden.
    Er blieb stehen, um seine Augen an die mondlose Dunkelheit zu gewöhnen.
    Reglos lauschte er. Die Luft war still. Auf der Landstraße herrschte

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