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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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enthielt.
    Nachdem er den Schlüssel an sich genommen hatte, schlich Billy vorsichtig zur Vorderseite des Hauses, wo er sich wieder unter dem Pflaumenbaum verbarg.
    Inzwischen hatte niemand irgendein Licht gelöscht. An ke i nem Fenster war ein Gesicht zu sehen, keiner der Vorhänge bewegte sich verdächtig.
    Am liebsten hätte Billy den Notruf gewählt, um rasch Hilfe zu holen und alles zu beichten. Doch er ahnte, dass das leichtsinnig gewesen wäre.
    Er hatte keine Ahnung, nach welchen Regeln dieses bizarre Spiel gespielt wurde, und wusste deshalb auch nicht, wie der Mörder einen Sieg definierte. Womöglich fand er es ja ganz amüsant, einem unschuldigen Barkeeper zwei Morde anzuhä n gen.
    Billy hatte es schon einmal überstanden, als Verdächtiger zu gelten. Diese Erfahrung hatte ihn verändert. Von Grund auf.
    Noch einmal wollte er sich nicht so verändern lassen, dazu hatte er beim ersten Mal zu viel von sich selbst verloren.
    Er verließ den Schutz des Pflaumenbaums. Leise stieg er die Stufen zur vorderen Veranda hoch und ging direkt zur Tür.
    Der Schlüssel passte. Das Schloss knarzte nicht, die Angeln quietschen nicht, und die Tür ging lautlos auf.
     

11
    Das viktorianische Haus besaß einen stilgerechten Flur mit dunklen Bodendielen und getäfelten Wänden. Durch ihn ging es in die hinteren Zimmer, über die Treppe gege n über ins Oberg e schoss.
    An einer Wand war mit Klebstreifen ein Blatt Papier befestigt, auf das man eine Hand gezeichnet hatte. Sie sah aus wie die von Micky Maus: ein plumper Daumen, drei Finger und eine Ausbuchtung am Gelenk, die einen Handschuh andeutete.
    Zwei Finger waren zur Handfläche zurückgebogen. Daumen und Zeigefinger bildeten eine gespannte Pistole, die zur Treppe wies.
    Die Botschaft begriff Billy durchaus, doch er entschloss sich, sie vorläufig zu missachten.
    Er ließ die Haustür offen stehen, falls er sich rasch wieder davonmachen musste.
    Die Mündung des Revolvers zur Decke gerichtet, trat er durch einen Bogen an der linken Seite des Flurs. Das Wohnzimmer sah immer noch so aus wie zu der Zeit, als Mrs. Olsen am Leben gewesen war, und die war nun schon zehn Jahre tot. Lanny benutzte das Zimmer nicht besonders oft.
    Das traf auch auf das Esszimmer zu. Lanny verzehrte sein Essen meistens in der Küche oder in seiner Bude nebenan, wo der Fernseher stand.
    Ein Stück weiter klebte an der Flurwand eine zweite Cartoo n hand, die ebenfalls auf die Treppe zeigte, weg von der Richtung, in die er gerade ging.
    Der Fernseher in Lannys Bude war dunkel, doch im Gaskamin flackerten Flammen. Darunter glühten äußerst realistisch falsche Kohlen in einem Bett aus falscher Asche.
    Auf dem Küchentisch standen eine Flasche Bacardi, eine Zweiliterflasche Coca-Cola, ein Eiskübel und ein Teller. Auf Letzterem lagen ein kleines Messer mit Wellenschliff und eine Limone, von der man ein paar Scheiben abgeschnitten hatte.
    Außerdem stand da ein hohes, schwitzendes Glas, das zur Hälfte mit einem dunklen Gebräu gefüllt war. An der Oberfl ä che schwammen eine Limonenscheibe und letzte Reste von Eiswürfeln.
    Nachdem Lanny aus Billys Küche die erste Botschaft des Mörders gestohlen und sie vernichtet hatte, um seinen Job und seine Hoffnung auf eine Pension zu retten, hatte er offenbar versucht, seine Schuldgefühle in mehreren Gläsern Rum mit Cola zu ertränken.
    Falls die Flaschen mit Coke und Bacardi voll gewesen waren, als Lanny sich daran gemacht hatte, sein Gewissen bis zum Morgen zu betäuben, dann hatte er dabei schon beträchtliche Fortschritte gemacht.
    Die Tür der Speisekammer war geschlossen. Obgleich Billy bezweifelte, dass dahinter zwischen den Dosen der Mörder lauerte, hätte er sich unwohl gefühlt, wenn er nicht nachgeschaut hätte.
    Mit der rechten Hand hob er den Revolver und legte den Ellbogen an. Dann griff er mit der Linken nach der Klinke und zog rasch die Tür auf. In der Speisekammer erwartete ihn tatsächlich niemand.
    Aus einer Schublade holte Billy ein sauberes Geschirrhan d tuch. Nachdem er den Metallgriff der Lade und die Klinke der Speisekammertür abgewischt hatte, steckte er sich einen Zipfel des Tuchs unter den Gürtel, sodass es an seiner Hüfte hing wie das Wischtuch in der Kneipe.
    Auf der Arbeitsfläche neben dem Herd lagen Lannys Geldbö r se, sein Autoschlüssel, ein wenig Wechselgeld und sein Handy. Dort befand sich auch seine Dienstpistole samt dem professi o nellen Lederholster, in dem er sie trug.
    Billy griff nach dem Handy, schaltete

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