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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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es auf der Fahrt in den Süden des County, fast permanent die erlaubte Geschwindigkeit zu überschreiten. Ein heißer Wind brabbelte an dem fehlenden Fenster der Fahrertür, als Billy kurz vor zwei Uhr nachmittags die Stadtgrenze von Napa erreichte.
    Napa war eine hübsche, ziemlich malerische Stadt, und das sogar auf weitgehend natürliche Weise, nicht durch die Bem ü hungen von Politikern und Geschäftemachern, die sich verschworen hatten, einen Abklatsch von Disneyland herzuste l len, wie es das Schicksal vieler kalifornischer Orte war.
    Die Kanzlei von Harry Avarkian befand sich im Zentrum, unweit des Gerichtsgebäudes, in einer mit alten Ölbäumen bestandenen Straße. Der Anwalt hatte Billy schon erwartet und begrüßte ihn mit einer herzhaften Umarmung.
    Harry war Mitte fünfzig, hoch gewachsen und kräftig gebaut. Er hatte ein äußerst bewegliches Gesicht, auf dem sich häufig ein freundliches, onkelhaftes Lächeln breitmachte. Abgesehen davon hätte er ausgezeichnet Werbung für ein Haarwuchsmittel machen können. Sein drahtiges schwarzes Haar war so dicht, dass ein Friseur täglich seine Freude daran gehabt hätte. Dazu kamen ein Walross-Schnurrbart und so viele schwarze Härchen auf dem Rücken seiner breiten Hände, dass er aussah, als würde er regelmäßig im Freien überwintern.
    In seinem Zimmer stand ein antiker Doppelschreibtisch. Als Billy sich ihm gegenübersetzte, hatte es deshalb den Anschein, als würden nicht Anwalt und Klient miteinander konferieren, sondern zwei Freunde, die gemeinsam ein Unternehmen führten.
    Nach den üblichen Floskeln und einer Bemerkung zur Hitze kam Harry bald zur Sache: »Na, was ist so wichtig, dass wir es nicht am Telefon erledigen konnten?«
    »So war das nicht gemeint«, log Billy und fuhr wahrheitsg e mäß fort: »Ich musste wegen ein paar anderer Dinge herkommen, und da hab ich gedacht, ich kann genauso gut persönlich bei dir vorbeischauen, um zu besprechen, was mir im Kopf herumgeht.«
    »Dann leg mal los, und dann sehen wir, ob ich mich in me i nem Metier auskenne oder nicht.«
    »Es geht um das Vermögen, mit dem Barbaras Pflege fina n ziert wird.«
    Harry Avarkian und Billys Steuerberater Gi Minh Nguyen, auch George genannt, waren die beiden anderen Verwalter des Treuhandvermögens.
    »Gerade vorgestern hab ich mir die Ergebnisse des zweiten Quartals angeschaut«, sagte Harry. »Die Rendite betrug vie r zehn Prozent, was angesichts des Marktes ausgezeichnet ist. Trotz der Ausgaben für Barbara wächst das Kapital stetig.«
    »Es ist gut investiert«, pflichtete Billy ihm bei, »aber trotzdem liege ich nachts wach und mache mir Sorgen, ob es sich wohl jemand irgendwie unter den Nagel reißen könnte.«
    »Du meinst Barbaras Geld? Also, wenn du dir schon wegen irgendwas Sorgen machen willst, dann lieber darum, dass dir ein Asteroid auf den Kopf fällt.«
    »Ich mache mir aber Sorgen. Ist einfach so.«
    »Billy, ich hab die Dokumente selbst aufgesetzt, und die sind wasserdichter als ein Gummistiefel. Außerdem bewachst du den Schatz ja so gut, dass niemand auch nur einen Penny klauen kann.«
    »Ich meine, wenn mir etwas zustößt.«
    »Du bist doch erst vierunddreißig. Aus meiner Perspektive hast du gerade mal die Pubertät überstanden.«
    »Mozart war nicht viel älter als vierunddreißig, als er gesto r ben ist.«
    »Wir leben nicht im achtzehnten Jahrhundert, und du kannst nicht einmal Klavier spielen«, sagte Harry. »Deshalb hat der Vergleich nicht viel Sinn.« Er runzelte die Stirn. »Bist du etwa krank?«
    »Ich hab mich schon mal besser gefühlt«, gab Billy zu.
    »Was ist das denn für ein Pflaster an deiner Stirn?«
    Billy wiederholte die Geschichte mit dem Astknoten im Wa l nussbrett. »Ist nicht weiter schlimm«, schloss er.
    »Dafür, dass wir Sommer haben, bist du ziemlich bleich.«
    »Ich war in letzter Zeit nicht oft beim Angeln. Okay, Harry, ich hab zwar keinen Krebs oder so was, aber ich könnte zum Beispiel von einem Lastwagen überfahren werden.«
    »Sind die in letzter Zeit hinter dir her? Musstest du ein paa r mal zur Seite springen? Seit wann bist du denn derart pessimistisch?«
    »Was ist mit Dardre?«
    Dardre war Barbaras Schwester. Die beiden waren Zwillinge, allerdings keine eineiigen. Sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich und hatten auch einen völlig unterschiedlichen Chara k ter.
    »Der hat man vor Gericht nicht nur den Stecker gezogen«, sagte Harry, »man hat ihn sogar abgeschnitten und die Ackus herausgenommen.«
    »Ich

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