Irrsinn
Polizei geraten, woran man sich dort erinnern würde. Schon jetzt stellte man sich offenbar allerhand Fragen.
Billy machte sich daran, die drei Dokumente zusammenzuf ü gen, um sie anschließend auf einem einzelnen Blatt Papier auszudrucken:
Weil auch ich ein Menschenfischer bin.
Grausamkeit, Gewalt, Tod.
Bewegung, Geschwindigkeit, Aufprall.
Fleisch, Blut, Knochen.
Mein letzte Tötung: Donnerstag um Mitternacht.
Dein Selbstmord: bald danach.
Mit der Schere schnitt Billy den Textblock aus, um ihn zusa m menfalten und ins Portemonnaie stecken zu können, wo er ihn immer bei der Hand hatte.
Als er damit fertig war, fiel ihm auf, dass das Papier genauso aussah wie jenes, auf dem er die ersten vier Botschaften des Mörders empfangen hatte. Wenn der Inhalt der Diskette in Cottles Händen auf seinem Computer hergestellt worden war, dann galt das vielleicht auch für die vier Botschaften.
Er schloss das kombinierte Dokument und klickte das Inhalt s verzeichnis des Textverarbeitungsprogramms an.
Die Liste der Dokumente war nicht lang. Er hatte das Pr o gramm ausschließlich dazu benutzt, um seine literarischen Texte zu verfassen.
Billy erkannte die abgekürzten Titel seines einzigen Romans und seiner vollendeten wie unvollendeten Kurzgeschichten. Nur ein einziger Dateiname war ihm nicht vertraut: TOD.
Als er das Dokument aufrief, entdeckte er tatsächlich den Text der ersten vier Botschaften.
Er hielt inne, um sich an die nötigen Befehle zu erinnern. Dann klickte er sich hastig durchs Menü, bis das Datum au f tauchte, an dem das Dokument zum ersten Mal bearbeitet worden war: zweiundzwanzig Uhr neun am vergangenen Freitag.
An diesem Tag war Billy eine Viertelstunde früher als g e wöhnlich zur Arbeit aufgebrochen. Er war beim Postamt vorbeigefahren, um ein paar Rechnungen zu verschicken.
Die Zettel an der Windschutzscheibe, am Zündschloss des Wagens und am Kühlschrank waren allesamt auf seinem Computer geschrieben worden – mehr als drei Tage vor dem Abend, an dem er den ersten gefunden hatte.
Hätte Lanny die ersten beiden Zettel nicht vernichtet, um seinen Posten zu retten, dann hätte Billy sie wahrscheinlich der Polizei übergeben. Die hätte früher oder später seinen Computer untersucht und wäre dabei unweigerlich zu dem Schluss gekommen, dass Billy die Botschaften selbst verfasst hatte.
Der Irre hatte für alle Eventualitäten vorgesorgt. Mangelnde Gründlichkeit konnte man ihm wirklich nicht vorwerfen. Und er vertraute fest darauf, dass sein Drehbuch so ablief, wie er es vorgesehen hatte.
Billy löschte das Dokument mit dem Titel TOD, weil es – je nachdem, wie sich die Dinge entwickelten – als Beweismittel gegen ihn verwendet werden konnte.
Durch das Löschen allein verschwand es wahrscheinlich nicht vollständig von der Festplatte. Was das anging, musste er irgendwie einen Computerfreak auftreiben.
Als er den Rechner heruntergefahren hatte, fiel ihm auf, dass noch immer kein Motorengeräusch zu hören gewesen war.
33
Wieder zog Billy die Jalousie ein kleines Stück beiseite, diesmal im Arbeitszimmer. Vor ihm lag die Einfahrt verlassen im grellen Sonnenschein. Offenbar war er so in seine Tätigkeit versunken gewesen, dass er nicht gehört hatte, wie die Motoren ansprangen. Die Polizisten waren fort.
Er hatte erwartet, auf der Diskette ein weiteres Dilemma vorzufinden, zum Beispiel wieder die Aufgabe, innerhalb kurzer Zeit eine Wahl zwischen zwei unschuldigen Opfern zu treffen.
Zweifellos kam so etwas früher oder später wieder auf ihn zu, aber vorläufig hatte er Gelegenheit, sich mit anderen dringenden Dingen zu beschäftigen. Davon gab es mehr als genug.
Er ging in die Garage und kehrte mit einer Rolle Klebeband, einem kurzen Seil und einer der Kunststoffplanen zurück, mit denen er beim Renovieren der Zimmer im letzten Frühling die Möbel abgedeckt hatte. Die Plane breitete er auf dem Boden des Arbeitszimmers vor dem Schreibtisch aus.
Nachdem er die Leiche aus ihrem Versteck gezerrt und um den Tisch geschleift hatte, rollte er sie auf die Plane.
Die Aussicht, Cottles Taschen zu durchsuchen, ekelte ihn an. Tun musste er es trotzdem.
Nach irgendwelchen Spuren, die ihn belastet hätten, suchte Billy nicht. Falls der Mörder die Leiche entsprechend präpariert hatte, dann sicher äußerst raffiniert. Wenn überhaupt, hätte Billy nicht alles gefunden.
Er hatte ohnehin vor, sich der Leiche an einem Ort zu entled i gen, wo sie nie entdeckt wurde. Aus diesem Grund kümmerte
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