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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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weiß, aber …«
    »Sie ist ein wirklich übler Fall, das stimmt, aber über die mache ich mir nicht mehr Gedanken als über die Salamipizza mit der doppelten Portion Käse, die ich letzte Woche mal zum Mittagessen hatte.«
    Cicily, die Mutter von Barbara und Dardre, war drogensüchtig gewesen. Über den Vater hatte sie nie gesprochen, und auf den Geburtsurkunden der Zwillinge stand ihr Mädchenname.
    Als ihre Töchter zwei Jahre alt waren, landete Cicily in der Psychiatrie, worauf ihr das Sorgerecht entzogen wurde. Die Mädchen kamen ins Waisenhaus. Elf Monate später starb Cicily.
    Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr waren die Schwestern gemeinsam durch verschiedene Waisenhäuser geschleust worden. Anschließend wurden sie getrennt.
    Viele Jahre lang hatte Barbara ihre Schwester nicht wiederg e sehen. Als sie einundzwanzig war, hatte sie Dardre zwar aufgespürt und versucht, eine Verbindung mit ihr herzustellen, war jedoch abgeblitzt.
    Dardre war zwar nicht so selbstzerstörerisch wie ihre Mutter, hatte jedoch deren Vorliebe für illegale chemische Verbindu n gen und das Partyleben geerbt. Ihre in mehrfacher Hinsicht nüchterne Schwester fand sie daher einfach langweilig und uncool.
    Acht Jahre später hatten die Medien ausführlich über Barbaras Fall und über die Millionen berichtet, die von der Versich e rungsgesellschaft für ihre Pflege bereitgestellt worden waren. Sogleich hatte Dardre eine tiefe emotionale Verbindung zu ihrer Schwester gespürt. Als einzige Blutsverwandte hatte sie vor Gericht beantragt, zur einzigen Verwalterin des Treuhandve r mögens bestimmt zu werden.
    Glücklicherweise hatten Billy und Barbara auf Harrys Drä n gen hin gleich nach ihrer Verlobung jeweils ein knappes Testament aufgesetzt, in dem sie sich gegenseitig als Erben bestimmten. Unterzeichnet hatten sie es hier in diesem Büro.
    Dardres Lebensumstände, ihre Taktik und ihre unverhohlene Habgier hatten ihr die Verachtung der Richterin eingetragen. Ihr Antrag war in jeder Hinsicht abgewiesen worden.
    Anschließend hatte sie zwar versucht, ein anderes Gericht zur Wiederaufnahme des Falls zu bewegen, war damit jedoch ebenfalls gescheitert. Nun hatte man schon seit zwei Jahren nichts mehr von ihr gehört.
    »Aber wenn ich sterbe …«, sagte Billy.
    »Du hast doch Leute ausgesucht, die dich als Treuhänder ersetzen sollen. Wenn du von einem Laster überfahren wirst, springt einer von denen ein.«
    »Schon klar. Aber trotzdem …«
    »Wenn du und ich und George Nguyen allesamt von Lastern überfahren würden«, sagte Harry, »ja sogar wenn wir von jeweils drei Lastern überfahren würden, dann stünden mehrere gerichtlich akzeptable Kandidaten bereit, um unsere Aufgabe zu übernehmen. Bis sie eingesetzt werden könnten, läge die Vermögensverwaltung in den Händen einer staatlich überwac h ten Gesellschaft.«
    »Du hast wirklich an alles gedacht.«
    Harrys dicker Schnurrbart hob sich zu einem zufriedenen Grinsen. »Immerhin hat man mir noch nie die Lizenz entzogen, worauf ich wirklich stolz bin.«
    »Aber wenn mir doch etwas zustößt …«
    »Du treibst mich in den Wahnsinn!«
    »… gibt es da irgendjemanden außer Dardre, wegen dem man sich Sorgen machen müsste?«
    »Wen zum Beispiel?«
    »Irgendjemand.«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Niemand, der Barbaras Geld an sich reißen könnte?«
    Harry beugte sich vor und stützte die Unterarme auf den Tisch. »Sag mal, worum geht es hier eigentlich?«
    Billy zuckte die Achseln. »Weiß auch nicht. Es ist bloß so, dass ich in letzter Zeit … Gespenster sehe.«
    Nach einer kurzen Pause sagte Harry: »Vielleicht ist es an der Zeit, dass du wieder ein normales Leben führst.«
    »Ich habe ein normales Leben«, erwiderte Billy. Dafür, dass Harry ein Freund und ein anständiger Kerl war, hatte diese Entgegnung zu scharf geklungen.
    »Schließlich kannst du dich um Barbara kümmern und ihre Erinnerung in Ehren halten, ohne dass du dich derart abka p selst.«
    »Barbara ist nicht nur eine Erinnerung, sie ist am Leben. Harry, du bist der Letzte, dem ich ’ne Ohrfeige verpassen möchte.«
    Harry seufzte. »Du hast recht. Niemand kann dir sagen, was du im Herzen empfinden solltest.«
    »Mensch, Harry, ich hätte dir doch sowieso keine verpasst.«
    »Hab ich so ausgesehen, als hätte ich Angst davor?«
    Billy lachte leise. »Du hast ausgesehen, wie du immer au s siehst. Wie einer von den Muppets.«
    Auf den Fensterscheiben und im Raum bewegten sich die anmutigen Schatten der

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