Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
konnte das brennende Kerosin den Gebäudestahl zum Schmelzen bringen, wo doch Stahl einen viel höheren Schmelzpunkt hat? Da die offizielle Version des Terrorangriffs und seiner Hintergründe nicht alles zu erklären und die offizielle Informationspolitik zweifel- und lückenhaft schien, behielt die faszinierende Frage ihren Reiz: Was, wenn alles ganz anders war?
In den USA und weltweit entwickelten Zweifler Theorien und suchten nach Hinweisen für eine alternative und ihrer Meinung nach richtige Lesart der Geschehnisse. Sie bezeichnen sich als Mitglieder einer »Wahrheitsbewegung«, bei der sich zwei Gruppen unterscheiden lassen: die MIHOP- und die LIHOP-Vertreter. MIHOP steht für made it happen on purpose (»führte es absichtlich herbei«); LIHOP bedeutet let it happen on purpose (»ließ es absichtlich geschehen«). Der Unterschied besteht also darin, ob die US-Regierung selbst für die Anschläge verantwortlich gewesen sei oder ob sie den Tod der Tausenden Opfer bewusst in Kauf genommen habe. Die gewissermaßen gemäßigte LIHOP-Gruppe behauptet, führende Regierungspolitiker hätten vorab vorliegende Hinweise auf drohende Terrorangriffe ignoriert, weil sie sich von erfolgreichen Anschlägen auf die USA Vorteile versprachen. Zur Schuldlast gehört, je nach Fraktion, dass die US-Regierung selbst die Attentäter anwarb, die Luftabwehr an diesem Tag mit Manövern ablenkte, die Twin Towers präparierte sowie nach dem Anschlag selbst Beweismaterial in großem Umfang zurechtfälschte – bis hin zum Bekennervideo bin Ladens, der darin gar nicht zu sehen sei.
Eine der frühesten Theorien, die untereinander große Schnittmengen aufweisen, besagt, es habe sich gar nicht um einen Terrorangriff gehandelt, sondern um eine Verschwörung von US-Militärs, um mit dem Argument einer angeblichen Bedrohung das Verteidigungsbudget in die Höhe zu treiben und ein Militärregime zu errichten. Vor allem der französische Journalist und linke Aktivist Thierry Meyssan tat sich mit dieser Interpretation hervor, bezeichnete bin Laden als US-Agenten und wurde vom US-Verteidigungsministerium prompt mit einem Einreiseverbot belegt. Eine weitere Theorie, zum Teil als Ergänzung der ersten verwendet, machte als Urheber die US-Regierung selbst aus, die ihre Gegner in Verruf bringen wollte, um gegen sie losschlagen bzw. den Weltmachtstatus der Vereinigten Staaten sichern zu können. Andere Theorien beschuldigen die CIA, mitunter im Verbund mit dem israelischen Geheimdienst Mossad. Der kanadische Computerspezialist Alexander Dewdney behauptete ebenfalls, Washington stecke hinter den Anschlägen: Man habe drei leere Maschinen ferngesteuert in World Trade Center und Pentagon rasen lassen, die dokumentierten Telefongespräche aus den Flugzeugen seien gefälscht worden. Eine andere Theorie besagt, eine Rakete sei ins Pentagon geschossen worden, denn ein Flugzeug hätte einen größeren Krater in das Gebäude reißen müssen. Oder es wird behauptet, die beiden Türme des World Trade Center hätten in Folge der Flugzeugtreffer nicht von selbst einstürzen können, es sei mit vorher angebrachten Sprengladungen nachgeholfen worden. All diese Mutmaßungen wurden längst widerlegt, was natürlich nicht verhindert, dass sie weiterhin vertreten werden.
Auch der US-amerikanische Theologieprofessor David Ray Griffin hat in mehreren Büchern seine Theorie an den Mann gebracht: Seine Version der Ereignisse nimmt Bezug auf den Einsturz des dritten Gebäudes, das am Nachmittag des 11. September wegen statischer Probleme infolge der Flugzeugeinstürze kollabierte, obwohl es einhundert Meter weit weg stand. Dieser Einsturz müsse zum Zwecke der Beweisvernichtung manipuliert gewesen sein, allein aufgrund der Brandschäden hätte der Turm nicht einstürzen können und erst recht nicht auf die erfolgte Weise: bei minimalen Auswirkungen auf das unmittelbare Umfeld.
Einige Vertreter der »Wahrheitsbewegung« argumentieren deutlich antisemitisch: So wurden angeblich Tausende jüdische Mitarbeiter der Firmen im World Trade Center vorgewarnt, weil Israel (wahlweise auch eine jüdische Weltverschwörung) hinter den Anschlägen steckt, um so den islamischen Staaten eins auszuwischen. Das ist nachweislich ebenso erfunden wie andere antijüdische Verdächtigungen im Zusammenhang mit den Anschlägen. Als haltlos hat sich beispielsweise auch die absurde Behauptung erwiesen, der Anteil umgekommener Juden sei auffällig gering. Im größeren Kontext wird hinter den
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