Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt
entstandene Machtvakuum füllten rasch alte Kräfte, alte Strukturen blieben erhalten. Der kurze Prozess und schnelle Vollzug des Todesurteils wurden damit begründet, man habe so weiteres Blutvergießen vermeiden wollen, da die Kräfte der Securitate nicht aufzugeben gewillt gewesen seien.
Die Forderung der Revolutionäre, gegen die rumänische KP vorzugehen – was auch die meisten Mitglieder der Übergangsregierung betroffen hätte –, wurde zwar angenommen, schon Wochen später aber wieder aufgehoben, ohne großes Aufhebens davon zu machen. Ion Iliescu nutzte seine Popularität und stilisierte sich zum Helden, auch weil er von Ceauşescu einst wegen seiner Kritik an dessen Wirtschaftspolitik geschasst worden war. Zwar konnte sich die neue Regierung in den Revolutionstagen mit den Namen einiger der Allerbesten der Opposition schmücken, die der eiskalt kalkulierenden alten Garde zunächst auf den Leim gegangen waren – die meisten von ihnen aber verließen die »Rettungsfront« schon Anfang 1990.
Die Übergangsregierung hatte zudem keineswegs die Absicht, nur rein provisorisch im Amt zu bleiben. Auch die wirkungsvollsten und berüchtigtsten Werkzeuge des alten Regimes, Armee und Securitate, wurden keiner Aufarbeitung unterzogen, ihre Entscheidungsträger vor kein Gericht gestellt. Nur ein paar Symbolfiguren machte man den Prozess. Als Ende April Studenten in Bukarest einen wochenlangen Dauerprotest begannen, der die ausbleibende Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit geißelte, bezeichnete sie Staatschef Iliescu als Strolche. In der ersten Wahl seit dem Ende der Ära Ceauşescu erreichte Iliescu sein Ziel: Gut 85 Prozent wählten ihn zum Präsidenten. Um den Protest der Studenten auf dem Universitätsplatz zu beenden, holte die Regierung drei Wochen nach der Wahl Minenarbeiter aus ganz Rumänien in die Hauptstadt, die auf die Demonstranten losgingen und die Büros der Opposition kurz und klein schlugen. Die neue Regierung verkaufte sich als Hüter einer wehrhaften Demokratie, obwohl es legitimer Protest war, gegen den sie rücksichtslos vorging.
Zu einem wirklichen Machtwechsel, zu einer echten Opposition kam es in Rumänien erst mit den Wahlen vom November 1996, als die CDR (Demokratische Konvention Rumäniens) an die Regierung gelangte und Emil Constantinescu Präsident wurde. Der bezeichnete in seiner Antrittsrede die neue Regierung als erste demokratisch gewählte seit 1937 und betonte, 1989 sei »zwar die Machtpyramide geköpft (worden), aber alle Machtstrukturen blieben intakt«, nun müsse endlich die Vergangenheitsbewältigung beginnen. Bald darauf nahm erstmals ein rumänischer Präsident an den Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an den Ausbruch der Revolution in Temesvar teil. Die alten Seilschaften aber verteidigen ihren Staatsstreich und anschließende Camouflagetätigkeit weiter, als hätten sie seinerzeit im Dienste des Volkes und seiner Revolution gehandelt – die sie, ganz im Gegenteil, betrogen hatten.
Die US-Regierung steckte hinter den Anschlägen vom 11. September – IRRTUM!
Verschwörungstheorien sind ein uraltes Phänomen, doch in der modernen Mediengesellschaft, durch Globalisierung und unbegrenzte Zugangsmöglichkeiten zum Internet erleben sie einen enormen Aufschwung. Erklärungen für die Entstehung von Verschwörungstheorien gibt es viele: Autoritäre Gesellschaften scheinen dafür anfälliger zu sein, ebenso solche, die sich bedroht sehen oder als Opfer. Ihre einfachen, attraktiven Erklärungsmuster bedienen in der entzauberten Moderne – darin ähnlich der Esoterik, aber fast ausschließlich auf negative Weise – den Wunsch nach höheren Wahrheiten, ein Mangel an Bildung begünstigt sie, weil sie eine immer komplexere Welt zu erklären scheinen. Welche Gemengelage auch immer diese Mythen im Einzelnen hervorbringt: Dramatische Ereignisse laden zu ihrer Entstehung ein. Das gilt für einige der bekanntesten Verschwörungstheorien des 20. Jahrhunderts wie die »wirklichen« Hintergründe der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy 1963 oder die angeblich inszenierte Mondlandung 1969.
Das ebenso plötzliche wie folgenreiche Gewaltereignis der Terroranschläge vom 11. September 2001 – bei aller Erschütterung sogleich als Mediendrama präsentiert – brachte unweigerlich seine eigenen Verschwörungstheorien hervor, zumal die Vereinigten Staaten schon immer besonders anfällig für solche Konstrukte waren. Die Theorien zum
Weitere Kostenlose Bücher