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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ihr Gesicht ab und ließ das Tuch mit einer unbewußten Arroganz, die ein Frösteln durch die Hitze in Aley-tys’ Blut jagte, fallen.
    Aleytys schüttelte den Kopf, warf das rote Haar herum, zur Wachsamkeit abgekühlt. Ihr Atem verlangsamte sich, und sie war sich plötzlich einer Verschwommenheit bewußt, die ihren Verstand behinderte. Sie schüttelte wieder den Kopf, versuchte, den Nebel herauszuschütteln.
    Die Fühler der Nayid zuckten, als ein schwaches Erröten kurz ihre pergamentenen Wangen färbte. Sie starrte kurz auf Aleytys hinunter, verlagerte dann ihren Blick, weigerte sich, ihre Gefangene anzusehen. Sie sprach mit einer anderen Nayid, einer außerhalb Aleytys’ Blickwinkel, und sagte barsch: „Der PSI-Dämpfer?”
    „Wirkt, Rab’Kipu.” Das kühle Monotone schien die rohen Emotionen der Kipu zu besänftigen. Ihr Gesicht glättete sich, das schwache, hochnäsige Lächeln schürzte ihre dünnen Lippen, die Hände kamen zusammen und wischten mit einem leisen, papierenen Flüstern leicht mit den Innenseiten aneinander.
    „Gut.” Das Wort strahlte Zufriedenheit aus und ließ einen winzigen Schock erinnerter Reaktion bebend durch Aleytys’ Körper hinunterrieseln. Fühler schwankten in sanftem Rhythmus, der die neuerliche Arroganz in ihrer Haltung unterstrich; die Kipu sprach leise mit Aleytys: „Dem Ardu-epesh I!kuk zufolge ist das Maß deiner Intelligenz überragend.” Die tiefe Stimme wurde kalt exakt. „Ich schlage vor, du wendest diese Intelligenz auf deine gegenwärtige Situation an. Ich schlage vor, du hörst mit diesen nutzlosen Gesten auf, Ardana.”
    Aleytys versteifte sich. „Ich bin keine Sklavin. Nenn mich nicht Sklavin.”
    „Ardana”, wiederholte die Kipu ruhig. „Ardana.”
    Aleytys starrte sie an. Nach einem Moment entspannte sich ihr Körper. Die Kipu nickte leicht, und die Wächterinnen ließen die Gefangene sich zum ersten Mal frei bewegen.
    „Zeigt sie mir.” Die heisere Baßstimme dröhnte hinter hauchdünnen Vorhängen hinter der Kipu hervor. Aleytys stieß sich hoch und schwang ihre Beine über den Rand des Metalltisches. Einen flüchtigen Augenblick lang kippte ihr Geist schwindelerregend. Sie atmete tief ein und gab neugierig acht.
    Die Vorhänge fielen von einem Mittelpunkt an der Decke herunter, dort festgehalten von einem goldenen, bienenartigen Insekt, das Flügel und Beine gegen die Mitte eines Blumenmosaiks gespreizt hatte, das sich darüber in einer Masse komplizierter Windungen ausbreitete. Als die Kipu den spitzenartigen, blaugrünen Flor vor dem kunstvoll verzierten Bett zurückzog, bestaunte Aleytys die verhutzelte und herausgeputzte alte Nayid, die eine lebendige Kraft ausstrahlte, die - irgendwie - den ganzen Raum beherrschte. Selbst die arrogante Kipu wurde durch die unförmige, altersschwache Gestalt, die in einem albernen Gewirr von Spitzen und Rüschen lag, herabgesetzt. Die alte Königin stieß einen knochigen Ellenbogen in einen Haufen von Kissen und schob sich knurrend ein wenig höher, die Blicke begierig auf Aleytys geheftet. Ihre freie Hand wie eine Kralle, winkte sie die Kipu näher; die vierzig Armreifen, die sich ihren mageren Arm hinaufdrängten, klapperten wie die Lockperlen einer Oshanti-Hure.
    „Das?” Die Stimme dröhnte in Aleytys’ Ohren. „Wieso?” Sie bewegte sich unruhig, die herabhängende Haut an ihrem Hals zitterte durch die Schüttellähmung höchsten Alters. „Ist es weiblich?”
    „Säugetier.” Die Kipu zog ihre sechsfingrige Hand - lange, biegsame Gliedmaßen mit der zerbrechlichen Schönheit der Vorderpfoten einer Eidechse - in einer flüssigen Geste über den flachen, dürren Thorax, ihre Mundwinkel zogen sich verächtlich minimal zusammen; ihre Fühler zuckten in ein paar scharfen Rukken. Bevor sie sprach, glättete sich ihr langes, zartes Gesicht zur Unbeweglichkeit. „Der Ardu-epesh I!kuk hat ihre genetische Stärke garantiert - so sehr, daß I!kuk, um sie zu bändigen, ihr einen PSI-Dämpfer implantiert hat. Dieser hebt ihre Fähigkeiten auf.
    Vergeßt, wie sie aussieht. Das Ei wird die Gaben nehmen und den Rest übriglassen.”
    „Hmm.” Die Blicke aus den runden, schwarzen Augen in der Größe von Teetassen glitten in kalter, beleidigender Abschätzung über Aleytys’ nackten Körper.
    Aleytys festigte den Griff ihrer Hände um den gewölbten Rand des Tisches, als sie sich an Augen erinnerte, die sie kalt abmaßen und schätzten, während sie in einem Energiewürfel auf einem kalten Steinblock auf dem

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