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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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dunkle Haut, zuckte beim Anblick der offenen Striemen zusammen, die über alte Peitschennarben liefen. „Sie macht sich dies zur Gewohnheit?“
    Aamunkoitta nickte, ihre aufgesteckten Zöpfe scheuerten über die Fliesen. Dann wartete sie unterwürfig auf das, was geschehen mochte.
    Aleytys musterte sie eine Weile, da sie endlich begriff, was es hieß, eine Sklavin zu sein. Sie kniete sich neben die Hiiri und legte ihre Hände auf die Wunden. „Sei still“, murmelte sie, als die schmächtige Gestalt unter Schmerzen zusammenzuckte. Sie schloß die Augen und tastete nach dem wirbelnden, brodelnden Fluß von Energie, der umherströmte … sich um die Sterne wand … schwarzes, warmes Flüstern, das ewig weiterging … kanalisierte ihn durch ihre Finger … Die Aura erfüllte ihren Körper mit einem Glanz, der die Schmerzen und die Asche des Zorns fortschmolz. Sie bewegte ihre Hände langsam über den wundgeschlagenen Rücken, um ihn mit dieser Heilkraft zu laben.
    Entspannt und entrückt, öffnete sie die Augen und lächelte der winzigen braunen Gestalt liebevoll zu. „Aamunkoitta.“ Ihre Stimme war schläfrig und sanft vergnügt. „Bist du vorn verletzt?“
    Die Hiiri setzte sich und drehte sich herum, so daß sie ihren Rücken sehen konnte. „Takku!“ hauchte sie. Mit großen Augen, offenem Mund und schlaff über ihren Brüsten gekreuzten Händen starrte sie Aleytys an. Nach einigen Sekundenbruchteilen streckte sie die Hände aus, leicht zitternd, als sie in stummer Ehrfurcht abwartete, während Aleytys ihre Hände über die spinnwebartigen Peitschenspuren bewegte.
    Als Aleytys wieder auf die Absätze zurücksank, zog Aamunkoitta ihr Kleid um sich herum und band den Gürtel mit bebenden Fingern zu. „Kiitos, Taikagarna“, murmelte sie. Dann schrumpfte sie förmlich in sich selbst zusammen und zupfte halbherzig an den verstreuten Laken und Handtüchern.
    „Aamunkoitta.“
    Die Hiiri drehte sich herum, preßte ein Tuch an ihre Brust. „Kunniakas?“
    Aleytys sprang auf die Füße. „Komm mit mir.“ Ein kalter Schauer rieselte über ihren Rücken. „Ich mag diesen Raum im Augenblick nicht. Komm mit hinaus in die Sonne und rede mit mir.“
    Aamunkoitta strich mit einer Hand über den glatten Stoff des gefalteten Tuches. „Hinaus?“
    „In den Garten, Dummes. Komm schon, ich möchte mit dir reden.“ An der Tür angekommen, zögerte sie. „Müßtest du momentan irgendwo anders sein?“
    Die Hiiri nickte langsam. „Man wird mich bestrafen.“
    „Selbst, wenn ich dafür verantwortlich wäre, dich aufgehalten zu haben?“
    „Wer würde es glauben?“
    „Ah.“ Aleytys lief durch den Raum und riß den Gobelin zur Seite. „Wache!“
    Die schlaksige Nayid wandte ihr eine gleichmütige Maske zu, aber die Fühler zuckten nervös. „Parakhuzerim?“
    „Gib Nachricht an …“ Sie wandte den Kopf, damit sie die Hiiri sehen konnte. „Wen?“
    „Ardubel Budurit.“ Aamunkoittas Stimme zitterte, war kaum lauter als ein Flüstern. Aleytys sah wieder die Wächterin an.
    „Gib der Ardubel Budurit Nachricht, daß die Hiiri Aamunkoitta von der Parakhuzerim für den Rest des Tages gebraucht wird.“
    „Ich kann meinen Posten nicht verlassen.“ Das Gesicht der Wache war höflich, aber hartnäckig.
    Aleytys fühlte die selbstgefällige Zufriedenheit, die von ihr ausstrahlte; die Nayid genoß es, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen.
    „An ihrem Gürtel.“ Die keuchende Stimme der Hiiri erklang so schwach hinter ihr, daß sie sie kaum hören konnte. „Ein Rufer. Die Hyonteinen kann von hier aus anrufen.“
    Aleytys funkelte die Nayid an, Wut flackerte wie eine Flamme in ihrem Körper hoch. Anstatt sich zu beruhigen, brüllte sie die Nayid zornentbrannt an: „Ruf an!“
    Mit nervösen Fingern zog die Wächterin den schwarzen Kasten aus ihrem Gürtel und tippte einen Code auf seine Vorderseite; an dem langen, dünnen Hals der Nayid pochte eine Ader.
    Eine winzige Stimme, wie das Summen einer Fliege, antwortete: „Im? Wer spricht?“
    „Masart Nunana. Nachricht für Ardubel Budurit.“
    „Nun gut, was ist los?“
    „Die Parakhuzerim beansprucht die Hiiri Aamunkoitta bis zur Sperrstunde. Die Parakhuzerim verlangte meinen Anruf.“
    „Bestätigt.“
    Die Wächterin tippte einmal auf die Oberfläche und schob die Haken wieder über den Gürtel. Dann faßte sie Aleytys wachsam ins Auge. „Was verlangt Ihr sonst noch, Belit?“
    Aleytys preßte den Mund zu einem harten Strich zusammen. „Bewachung“,

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