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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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spie sie heraus. „Halte Gapp fern.“ Aus brennenden Augen heraus funkelte sie die Nayid stolz an, dann ließ sie den Gobelin zwischen ihnen niederfallen.
    „Flußschwein.“ Aleytys zog die Nase verächtlich kraus, durchquerte den Raum und ging zu der Glaswand. „Komm hinaus ins Sonnenlicht. Ich brauche frische Luft und Wärme.“
    Die Strahlen der kleinen, gelben Sonne waren warm und angenehm auf der Steinbank. Aleytys streckte sich, gähnte und sank auf den Sitz nieder. Sie unterdrückte ein zweites Gähnen und sagte träge: „Setz dich, Aamunkoitta. Ahai, Madar, was für ein Morgen.“
    Die Hiiri schaute sich wachsam um und hockte sich dann auf die Kante des Sitzes.
    „Mach es dir bequem, Aamunkoitta. Ahai, was für ein Name!“ Sie lächelte, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen. „Hat er etwas zu bedeuten?“
    „Morgendämmerung, Kunniakas.“ Aamunkoitta entspannte sich kaum merklich und schob sich weiter zurück. Sie strahlte wachsamen Respekt aus. „Meine Aiti – meine Mutter … Nachdem ihr Geburtstraum vorbei war, war der brennende Fenkolin Hajuvesi die Sonne, die hochkam. Deshalb benannte sie mich nach dem Aufgang der Sonne. Aamunkoitta.“
    Aleytys stützte die Füße auf einem Stein ab und bewegte den Kopf hin und her, um den Hals zu strecken. Es war ein gutes Gefühl, in der Wärme zu schwelgen, sich zu strecken, dieses neue und interessante Wesen zu erforschen. „Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich dich Kätzchen nennen.“
    „Und … bedeutet dies etwas?“
    „Ein kleines, zauberhaftes, pelziges Geschöpf.“ Aleytys gähnte. „Beim ersten Mal hast du mich Hieno Nainen genannt.“
    „Das ist eine weibliche Person von hohem Rang.“ Die Hiiri blickte Aleytys verstohlen an. „Kunniakas, seid Ihr eine Mächtige?“
    „Hm.“ Aleytys betrachtete die Zehen, zappelte kurz damit. „Ja. Nein. Was auch immer.“ Sie verwob die Finger hinter dem Kopf und rümpfte über die dottergelbe Sonne geringschätzig die Nase. „Du nennst mich Kunniakas. Was bedeutet das?“ Sie gähnte wieder und rutschte mit dem Hinterteil über den glatten Stein.
    „Eine, die von den Henkiolentomaan, den Geistern der Erde geehrt ist.“
    Aleytys lachte plötzlich. „Da haben wir’s wieder.“
    „Huh?“
    „Geister der Erde.“
    Die Hiiri spuckte zweimal auf die Erde und schloß die Hände zu Fäusten, wobei sie den Zeigefinger und kleinen Finger ausgestreckt ließ. „Ihr kennt sie?“
    „Sagen wir, ich hatte mit ihresgleichen auf anderen Welten zu tun.“
    „Ah.“ Aamunkoitta faltete ihre Hände wieder in ihrem Schoß. „Ihr seid keine Hiiri.“
    „Offensichtlich nicht.“ Aleytys kicherte, „Du meinst, weshalb ich dir geholfen habe?“
    „Ja.“
    „Weshalb! Man hat dich geschlagen. Kätzchen. Du denkst, ich könnte so etwas einfach übersehen?“
    „Warum nicht? Ich bin keine Sippenschwester von Euch.“
    „Na hör mal!“ Aleytys musterte sie neugierig. „So.“ Sie schürzte die Lippen zu der gelben Sonne hin. „Ich hätte erwartet, daß Hiiri anders sind. Mach dir nichts draus. Stell dir einfach vor, daß ich Gapp nicht mag.“ Sie setzte sich auf und schüttelte das Haar aus ihrem Gesicht zurück. „Wird sie dir Ärger machen?“
    Die Hiiri zuckte mit den Schultern. „Warum sollte sie sich ändern?“
    „Kannst du nicht zu deinem Volk zurückkehren?“
    „Was für ein Volk?“ Aamunkoitta breitete die Finger auf ihren Oberschenkeln aus, starrte darauf hinunter. „Die meisten von meiner Sippe wurden vor einem Jahr umgebracht. Der Rest … verkauft. Manche hierher. Das ist alles, was ich weiß.“
    „Was ist passiert?“
    „Ich bin eine Poletti Hirvi. Die Poletti Kissa haben uns überfallen. Ein Überfall um Pferde und Sklaven zu erbeuten; im Frühsommer. Jeden Hutikuu hält die Kipu hier Sklavenmarkt ab.“ Sie zeigte auf die Außenmauer des Gartens.
    „Hutikuu?“
    „Ein Monat im Herbst.“ Sie seufzte. „Manche von uns kaufen sie, alle, die man nicht verkaufen kann, werden von den Sippen, die sie gefangengenommen haben, erwürgt.“
    „Erwürgt! Euer eigenes Volk!“
    „Nein, nein! Nur die Sippe ist mein. Die anderen sind Fremde. Gehen mich nichts an. Außerdem wären zusätzliche Männer auf dem langen Zug zum Winterquartier dumm. In den besten Zeiten gibt es ohnehin schon viel zuwenig Essen.“
    „Du meinst, wenn du von diesem Ort hier wegkämst, würde jeder Hiiri, der dich fände, dich entweder erwürgen oder zurückverkaufen?“
    Aamunkoitta schaute verwundert drein,

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