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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Konflikts in ihm rissen sie wieder zu gegenwärtigen Realitäten zurück. „Ich vergesse immer wieder, Naram, wie verschieden wir sind. Wirst du mir den Rücken trockenreiben?“
    „Ich werde mich darauf freuen.“ Erleichterung und Erschöpfung strahlten von ihm aus; vorsichtig umrundete er Gapp und verschwand durch die Tür.
    Aleytys funkelte Gapp an. Sie stand vor ihr, die Hände in die Hüften gestemmt, und sie strahlte Stolz und Trotz aus, ihre Haltung eine freche Herausforderung an die Nayid. „Nun?“ Sie spie das Wort Gapp entgegen.
    Gapp ließ die Peitsche zu einem schlüpfrigen Wirrwarr auf das Gras fallen. Mit einem einschmeichelnden Lächeln, naß auf dem dreieckigen Mund, glitt sie auf Aleytys zu.
    „Verschwinde, du!“ Aleytys warf das Haar aus den Augen. „Du sorgst dafür, daß ich mich übergeben will.“
    Gapp kicherte, streichelte mit der Hand über Aleytys’ Kopf, preßte das Haar auf ihren Schädel und riß sie plötzlich vor, dicht an ihren festen, schmalen Körper heran, flüsterte Liebesbeteuerungen, schmeichlerische Sätze in Aleytys’ Ohr, bis deren Magen zu explodieren drohte. Gapp nahm die Handvoll des roten Haares und zwang Aleytys’ Kopf zurück. Als sie ihren Kopf langsam, sinnlich zu ihr heruntersenkte, sah Aleytys kleine, gerade Zähne hinter den plüschartigen, blau-karmesinroten Lippen glänzen, sah Schweiß in einem Film auf der blassen, blassen Haut schimmern. Mit ekelerregendem Genuß preßte Gapp ihren Mund in einem langen, verweilenden, forschenden Kuß auf Aleytys’ Mund.
    Aleytys kämpfte gegen ein Bedürfnis an, sich zu erbrechen, und fuhr fort, in dem Bemühen, loszukommen, zurückzuweichen, doch waren ihre Anstrengungen gegen die unbekümmerte Stärke der Nayid vergeblich. Gapps Zunge bewegte sich an ihrem Mund, versuchte, ihre Lippen aufzuzwängen.
    Aleytys schloß die Augen und wurde schlaff. Hilf mir, schrie sie der Schwärze in ihrem Kopf entgegen. Hilf mir, Begleiter, bitte.
    Schwarze Augen öffneten sich in der Tiefe ihres Geistes, blinzelten bedächtig, und sie hatte das Gefühl, zu erwachen, sich zu strecken, zu bewegen, etwas in die Spalten ihres Körpers zu fügen. Kraft erwachte, floß, füllte sie aus. Töte sie nicht, dachte sie hastig.
    Ein Kichern, das sie beinahe hören konnte, dröhnte durch ihren Kopf. „Geh beiseite, Freyka.“ Ruhige, belustigte Worte in einem volltönenden Baß gesprochen, der die Wände ihres Schädels erfüllte; die schwarzen Augen knitterten in einem gutmütigen finsteren Blick. Sie konnte fühlen, wie das fremdartige Wesen seine Beherrschung ihres Körpers testete, dann ergoß sich eine Woge von Kraft wie eine warme Strömung durch sie hindurch.
    Gapps Bewegungen verlangsamten sich schnell, bis ihr Körper eine eiskalte Statue war. Es wurde Aleytys kurz schlecht, als sie den Nullzeit-Zustand erkannte. „Bring sie nicht um“, flüsterte sie. „Nicht wie bei den anderen.“
    Ein Knurren, ungeduldig, mürrisch, scharf, sarkastisch. „Laß mich in Ruhe, Freyka. die hier wird bekommen, worum sie bittet. Verdammt, ich finde keine Genugtuung beim Töten. Sei still und laß mich machen.“
    Aleytys beobachtete, wie sich ihr Körper aus Gapps steinharten Armen freiwand. Rings um sie herum waren die Bäume Pappkarton-Scherenschnitte, die Wolken wie Wattetupfer auf dem blaßblauen Hintergrund des Himmels. Plötzlich wehte ein leises, tiefes Summen über ihre Ohren und schoß blitzschnell die Tonleiter hoch. Sie sah Gapp sich bewegen und mit weit offenem Mund auf Aleytys’ Körper starren, der gerade außerhalb der Reichweite ihrer Arme stand.
    „Wie …“ Sie schloß den Mund und sprang ihre Beute an.
    Aleytys Körper glitt mit einer trügerisch geschmeidigen Drehbewegung beiseite. Mit einer ruhigen Sparsamkeit an Bewegung entglitt er dem Zugriff der Nayid und sah sie vorbeitaumeln.
    Gapp fuhr herum, die langen, stielartigen Arme und Beine bewegten sich ungeschickt. Sie richtete sich auf und runzelte die Stirn. „So oder so“, flüsterte sie. Zwei Schritte brachten sie zu der Peitsche. Sie riß sie hoch und stand da und klatschte sie gegen ihren Oberschenkel. Sie lächelte erbost. „So oder so, Shigret, du bist mein.“ Sie zuckte mit dem Handgelenk, und die Spitze kerbte die Haut von Aleytys’ rechtem Arm, spaltete die Haut mehrere Zoll breit. Wieder schoß die Spitze der Schnur vor, zerriß einen Schulterträger, dann noch einen, so daß das rosa Chiffon um Aleytys’ Füße herum zusammenfiel.
    Aleytys’ Körper

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