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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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seinen Stuhl am Fenster mit Blick auf die Weiden. Sie versuchte, die Aussicht mit seinen Augen zu betrachten, aber es gelang ihr nicht. Der Stuhl war noch warm. Sie beobachtete, wie er das Restaurant verließ und den Parkplatz überquerte. Er ignorierte die offizielle Einfahrt, die einen Umweg bedeutete, trat stattdessen mit einem großen Schritt über den niedrigen Zaun des kleineren Parkplatzes hinter dem McDonald’s hinweg und lief über den Schotterstreifen neben dem Wassergraben zur asphaltierten Straße dahinter. Kurz darauf überquerte er die Autobahnausfahrt, die das Restaurant von der BMW-Werkstatt trennte.
    Na und, dachte Isabelle.
    Sie hatte sich seine Verlegenheit wegen des Trinkgeldes nur eingebildet. Er war ja doch nur ein Gast, der irgendetwas mit ihr geredet hatte, um die Zeit totzuschlagen. Sie würde ihn niemals wiedersehen. Warum sollte sie also interessieren, auf welche Weise er sie angesehen hatte?
    »Wir haben ihn auch für Sie gewaschen.« Staarink, der Werkstattleiter, blickte Ben forschend ins Gesicht. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Ich bin nur etwas müde, sonst nichts.«
    »Wir arbeiten alle zu viel.« Staarink zog Bens Kreditkarte durch die Maschine und drückte auf verschiedene Knöpfe. »Wir sollten mehr Sport treiben oder mit unseren Frauen in die Berge fahren. Und uns dann mal nicht mit dem BMW, sondern auf Schusters Rappen und mit einem Rucksack auf dem Rücken fortbewegen.«
    »Lassen Sie das nicht Ihre Verkäufer hören.« Ben grinste und nahm den Schlüssel vom Schalter.
    Sein Auto stand vor dem gläsernen Showroom. Ben entriegelte es schon von weitem mit der Funkfernbedienung, öffnete die Fahrertür und setzte sich ans Steuer.
    Das zittrige Gefühl ging vorbei. Er startete den Wagen und fuhr zum Tor hinaus auf die asphaltierte Straße. Er passierte die Autobahnauffahrt und verringerte vor der Einfahrt zum Restaurant unentschlossen das Tempo.
    Er kannte noch nicht einmal ihren Namen, konnte sich aber an jedes Detail in ihrem Gesicht erinnern. Sie hatte hellbraune Augen, die der Farbe von Sherry glichen. Sie standen ein bisschen schief, als schiele sie leicht. Dieser besondere Blick verlieh ihr etwas Einnehmendes, ja, das war das richtige Wort. Sie hatte dunkles lockiges Haar. Wenn sie lachte, verzog sie Augen, Mund und Nase zu einer niedlichen Schnute, doch wenn sie ernst blickte, besaß sie ein sehr schönes ovales Gesicht, ein bisschen altmodisch und geheimnisvoll, wie das einer Schauspielerin in alten Schwarzweißfilmen, mit dem Ausdruck einer gewissen Unschuld, als könne unmöglich etwas Falsches an ihr sein. Sie zog ihr linkes Bein ein wenig nach und versuchte, dies zu verbergen.
    Eine Serviererin.
    Es hatte nur an der Musik gelegen, an diesem Moment totaler Ruhe und der kurzlebigen Illusion von Frieden inmitten der sinnlosen Schlachten in einem kalten Alltagskrieg, der Irrtümer und dieser ewigen Unzufriedenheit, weil das alles niemals aufhörte und man auf seiner Flucht nie an ein Ziel gelangte.
    Judith saß an seinem Platz und war dabei, die Papiere auf seinem Schreibtisch zu durchwühlen. Wütend blickte sie auf, als er das Büro betrat. »Wo kommst du her?«
    »Tag, Judith«, erwiderte er. »Meinst du das im Ernst?«
    »Ich warte hier jetzt schon seit einer Stunde auf dich, wie eine kleine Bedienstete. Kein Mensch weiß, wo du dich herumtreibst, noch nicht einmal deine Sekretärin.«
    Sie sah perfekt aus, wie immer. Jedes Haar an seinem Platz, feine, elegante Stiefeletten, Pariser Mode und ein sorgfältig aufgetragenes Make-up: Nie konnte sie an einem Spiegel vorbeigehen, ohne zu kontrollieren, ob andere Menschen noch alles an ihr in Ordnung finden würden. »Mein Auto musste zur Inspektion, und ich habe im Café neben der Werkstatt gewartet, bis es fertig war.«
    »Und das konnte niemand anders für dich erledigen?«
    »Die Firma läuft mir doch nicht weg. Ich musste einfach mal kurz raus. Was suchst du denn?«
    »Das Schreiben aus Dortmund.« Ihre Augen blitzten. »Kolding hat es dir letzte Woche gegeben. Er hat gedacht, du würdest sofort etwas in der Sache unternehmen.«
    »Ach so, dieses Schreiben.«
    Sie schnaubte. Ben konnte sich nicht mehr vorstellen, wie ihm ihre schiefe Nase jemals hatte gefallen können. »Dieses Schreiben, genau. Was hast du damit gemacht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, wa rum du hierher gekommen bist«, sagte er. »Hat Kolding dich angerufen?«
    »Nein, aber einen Anruf von Müller

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