Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
nicht zickig, Herr Journalist. Man fragt natürlich auch mal bei der Interpretin
nach, ob sie irgendwelche Themen hat, über die sie besonders gerne singen würde.
Aber im Großen und Ganzen läuft es so. Man denkt nach und schreibt. Ganz einfach
eben.« Nagel stöhnte kurz ungeduldig auf und errötete leicht. Das Thema schien ihn
maßlos aufzuregen. Fragte sich nur, warum.
»Dass ich
zickig bin, muss ich mir wirklich nicht von Ihnen sagen lassen, Herr Nagel. Wir
können das Ganze hier auch gerne sofort wieder beenden, wenn es Sie zu sehr strapaziert.
Kein Problem für mich.« Max spielte seine Rolle als Journalist jetzt absolut perfekt.
Ein fachkundiger Vertreter seiner Branche, der nichts auf seine Standesehre kommen
ließ. Glaubhafter ging es nicht. Er erhob sich halb aus seinem Sitz und machte Anstalten,
das kleine Aufnahmegerät wieder auszuschalten.
»Nein. Machen
wir weiter. Entschuldigen Sie, Herr Raintaler«, lenkte Nagel hastig ein. »Ich bin
bloß immer noch sauer darüber, dass jemand behauptet hat, wir hätten Burgls Lied
gestohlen. Wir sind doch keine Kriminellen.«
»Ja. Lassen
Sie uns weitermachen, Herr Raintaler. Wir wollen doch die Presse nicht verärgern,
nicht wahr, Daniel«, fügte Holzer mit strengem Blick auf seinen Partner hinzu.
Max zögerte,
sah die beiden ernst an und setzte sich wieder.
»Na gut.
›Glück allein macht uns nicht glücklich‹ heißt der Titel des Liedes«, fuhr er danach
ohne zu lächeln fort. »Stecken da persönliche Erfahrungen von Ihnen dahinter? Eine
eigene, kleine Geschichte vielleicht?«
»Nein. Keine
Geschichte«, erwiderte Nagel etwas freundlicher als zuvor. »Das ist eine Erkenntnis,
die man hat, wenn man so erfolgreich ist wie wir. Wir sind und bleiben nun mal die
Größten, müssen Sie wissen. Stimmt’s, Matthias?«
»Natürlich,
Daniel. Die Allergrößten sind wir. Absolut.«
»Das müssen
Sie den Lesern näher erklären.« Max wartete gespannt auf ihre Antwort.
»Was?« Nagel
bekam einen starren Blick.
»Das mit
der Erkenntnis.«
»Wieso müssen
wir das?«
»Na gut.
Dann lassen Sie es eben, Herr Nagel. Ich will nur das Beste für Ihren neuen Hit.
Aber wenn Sie nicht antworten wollen, ist es auch gut. Es ist Ihr Lied. Und Ihr
Erfolg. Oder Flop. Je nachdem, nicht wahr?«
»Sehen Sie,
Herr Raintaler, es ist doch so.« Holzer kam seinem im Moment erstaunlich unprofessionell
wirkenden und offensichtlich völlig überforderten Partner eilig zu Hilfe. »Glück
ist eine sehr schnell vergängliche Angelegenheit, wie wir alle wissen. Deshalb macht
uns Glück alleine auch nicht glücklich oder zufrieden. Dinge wie Geld, langfristige
Sicherheit und immer wiederkehrende Erfolge gehören ebenso dazu. Genau wie die Aussicht
auf einen ruhigen und gesicherten Lebensabend und einen verlässlichen Liebespartner
natürlich auch. Und eben darüber singt die Burgl in dem Lied. Über ihren Mann fürs
Leben. Der …«
»Genau!«,
fiel ihm Nagel, der sich anscheinend wieder gefangen hatte, ins Wort. »›Du bist
der Mann, der Mann fürs Leben‹ singt die Burgl im Refrain, ›Gut, dass es dich gibt,
denn Glück allein macht uns nicht glücklich‹. Verstehen Sie?«
»Natürlich«,
antwortete Max, der natürlich nichts verstand. Sind die eigentlich wirklich so bescheuert
oder gehört das alles zu der Show, die sie den ganzen Tag lang abziehen?, dachte
er. Wohl eher Letzteres. Obwohl sie den Schmarrn, den sie hier verzapften, andererseits
tatsächlich selbst zu glauben schienen. Da sollte einer draus schlau werden. »Wer
von Ihnen hat Burgl Schäfer denn nun als Sängerin entdeckt?«
»Das war
ich«, trompetete Nagel stolz wie ein Gockel auf dem Mist. »Sie ist die Tochter der
Cousine einer guten Freundin meiner Frau. Und eines Tages waren wir bei dieser Freundin
auf eine Poolparty eingeladen. Die Burgl war auch dort und hat mit ihrer Band gespielt.
Irgend so ein wildes, unverkäufliches Rockmusikzeugs. Sie hatte enge Jeans und eine
schwarze Lederjacke an und überall Nieten. Grässlich.«
»Das geht
ja gar nicht.« Max nickte verständnisheuchelnd, während er innerlich den Kopf schüttelte.
»Ja, eben.
Und nach ihrem Auftritt habe ich ihr dann gesagt, dass sie, wenn sie mit dem Singen
richtig Geld verdienen will, doch einfach mal bei uns im Studio vorbeischauen soll.
Aber sie müsste sich anständig anziehen. Und das hat sie dann auch getan. Nur ein
paar Tage später stand sie im Dirndl vor unserer Tür.«
»Und dann?«
Max blickte interessiert von einem zum
Weitere Kostenlose Bücher