Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
ich abgetreten bin. Hat bestimmt bald danach einen Neuen. Luder.
Miststück. Stopp, Raintaler. Ist ja schon wieder gut. Übertreib es nicht. »Bist
du eigentlich in der nächsten Zeit zu Hause?«, fragte er.
»Ja. Komm
doch auf einen Kaffee vorbei. Aber nur, wenn dein armes kleines Herz das böse Koffein
verträgt.«
Sie kann
es einfach nicht lassen. Alte Giftspritze. Herrschaftszeiten.
»Mach ich.
So in einer halben Stunde?«
»Alles klar.«
»Alles klar.«
Er legte auf. Ein schöner Kaffee in ›Monikas kleiner Kneipe‹. Das war doch genau
das Richtige an einem so heißen Nachmittag, und was der blöde Spruch mit dem Psychologen
gerade sollte, konnte sie ihm bei der Gelegenheit auch noch einmal genauer erklären.
Um seinen Fall würde er sich heute Abend wieder kümmern. Zuerst würde er gerne Franz
Wurmdobler zu einer diesbezüglichen Besprechung im Biergarten treffen, danach noch
auf die Piste gehen und in der Münchener Musikszene herumstöbern. Vielleicht wusste
ja der eine oder andere seiner alten Kumpel etwas über Holzer und Nagel.
Franz war
bis zu Max’ Zwangspensionierung vor zwei Jahren sein Kollege bei der Münchner Kripo
gewesen, und er war immer noch dort. Außerdem war er Max’ ältester Freund. Die beiden
kannten sich seit der Grundschule. ›Frühpensionierung wegen amtlich bescheinigter
Arbeitsunfähigkeit‹ hatte es in der offiziellen Verlautbarung geheißen, als Max
damals gehen musste. Sonst nichts. Nur er und die Herren von ganz oben wussten letztlich
genau darüber Bescheid, was damals geschehen war. Doch keiner von ihnen rückte damit
heraus. Max durfte nicht und die anderen wollten nicht oder durften ebenfalls nicht.
Er wählte Franz’ Dienstnummer.
»Servus,
Franzi, Max hier. Wie geht’s?«
»Passt schon,
Max. Mörderheiß ist es in unserem stickigen alten Büro. Ich schwitze wie ein Schwein.
Lange halte ich das nicht mehr aus. Sei froh, dass du in Pension bist.« Der kleine
dicke Hauptkommissar am anderen Ende der Leitung ächzte mitleidheischend in den
Hörer.
»Na, da
passt es ja wunderbar, dass ich dich anrufe. Ich habe nämlich die optimale Lösung
für dein Problem. Du musst einfach nach der Arbeit mit mir in den Biergarten gehen.
Unter den Kastanien dort ist es angenehm schattig. Und von innen kühlen wir mit
Bier.« Max wusste genau, dass Franz seinem Vorschlag selbst in hundert Jahren nicht
widerstehen können würde.
»In den
Biergarten sagst du?« Wie immer bei Fragen, die das Thema Biertrinken betrafen,
versuchte Franz seinen Tonfall so unschuldig wie möglich klingen zu lassen. Selbst
sein bester Freund sollte ihn nicht für jemanden halten, der gerne trank, nur weil
er so gerne trank. Max, der dieses Spielchen natürlich seit jeher durchschaute,
grinste amüsiert vor sich hin. »Hört sich nicht schlecht an, Max. Und warum? Soll
ich dir wieder mal bei einem deiner Fälle helfen?«
»Nein, Franzi.
Wie kommst du denn darauf? Ich wollte dich einfach so mal wieder treffen. Ganz ohne
Hintergedanken.« Er ahnte, dass Franz ihm das nicht abnehmen würde.
»Das kannst
du dem Weihnachtsmann erzählen«, erwiderte der auch prompt. »Aber gut. Ich komme.
Um sechs in deinem kleinen Biergarten in den Isarauen?«
»Sechs ist
perfekt! Bis dann, Franzi.«
»Bis dann,
Max. Übrigens, kennst du den schon?«
»Nein.«
»Ich habe
ihn doch noch gar nicht erzählt.«
»Und warum
fragst du dann so blöd?«
»Soll ich?«
»Na gut.
Wenn’s unbedingt sein muss.«
»Also gut.
Was ist grün, hängt an der Wand und pfeift?«
»Keine Ahnung.«
»Ein grüner
Fisch.«
»Aber der
hängt doch nicht an der Wand.«
»Du kannst
ihn ja hinnageln.«
»Aber er
pfeift doch nicht.«
»Dann pfeift
er halt nicht. Verstehst Du? Er pfeift nicht. Weil er tot ist, der kleine Schelm.
Ich hau mich weg.« Franz brüllte vor Lachen.
»Aha.
Servus, Franzi. Gute Besserung.« Max legte auf. Mein Gott, Franzis Witze werden von
Mal zu Mal immer noch schlechter. Das ist ja langsam bloß noch albernstes Kindergartenniveau.
Nicht zu fassen. Aber er kommt später in den Biergarten. Und selbst wenn ihm nicht
viel zu den verschwundenen Bändern einfällt, ist es auf jeden Fall hilfreich, die
Sache mit einem anderen Profi durchzusprechen. Oft genug sieht man selbst den Wald
vor lauter Bäumen nicht. Jetzt muss ich nur noch Heinz anrufen und ihm von meinem
erfolglosen Treffen mit Holzer und Nagel berichten.
Nachdem
er das erledigt hatte, zog er frische Jeans an und streifte sein hellblaues,
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